Bleiben wir mal noch ein wenig bei den roten Bieren. Ich gebe es ja zu, ich habe mich auf die Farbe und vor allem das Aroma ein wenig eingeschossen. Ist ja auch nicht das Schlechteste. Die meisten Rotbiere, die ich bis jetzt hatte, waren untergärig. Wie gestern schon angemerkt – das ist ja eigentlich die fränkische Urform des Rotbiers, wenn es denn sowas überhaupt gibt.
Wie sieht es aber mit roten Weißbieren aus? Ich weiß, jetzt kommt wieder der Hinweis darauf, dass es sowas ja gar nicht geben könne, schließlich ist ein Bier entweder rot oder weiß. Rot und weiß ist nur die fränkische Fahne – oder vielleicht noch die Portion Pommes, wenn einem Kalorien und Fette vollkommen egal sind. Da aber Weisse nichts anderes als „obergärig“ meint, kann man natürlich auch dunkle obergärige Biere brauen. Sozusagen „schwarze Weisse“.
Wenn man helle Weizen brauen kann, kann man natürlich auch dunkle Weizen brauen. Und wenn man das kann, dann kann man natürlich auch etwas dazwischen brauen. Und siehe da, in Cadolzburg im jungen Brauhaus Brandmeier braut man eine Rote Weisse. Klingt schon mal vielversprechend. Allerdings ist das bei den Weizenbieren so eine Sache. Geschmacklich werden die eher von der Hefe als vom Malz alleine bestimmt. Grob gesagt bewegen sich Hefeweißbiere zwischen fruchtigen Typen mit deutlichen Bananen- oder Pfirsicharomen und den würzigen, phenoligen Typen mit deutlichen Anklängen an Nelkenaromen hin und her. Verantwortlich ist in allen Fällen mehr oder weniger die Hefe und ihre „Arbeitsbedingungen“. Denn bei keinem Bier ist die Hefe als Mitarbeiterin so sehr gefragt wie beim obergärigen hellen Weißbier. Geht es der Hefe gut, wird auch das Bier gut, kann man es grob zusammenfassen.
Allerdings darf bei dunkleren Weizen das Malz auch wieder mehr hervorkommen. So steht – wenn man so will – eine Rote Weisse in einem Spannungsfeld zwischen verschiedenen Geschmackspolen: Als „Rotbier“ sollte es einen deutlichen Malzkörper haben. Als Weißbier müssten fruchtige, obergärige Aromen dominieren.
Geruchlich kommt das schon fast so hin. Da hat man Eindrücke von dunklen Beeren genauso wie von reifer Banane, von Hefe und von dunklen Aromen. Das riecht schon mal mehr als interessant. Vom Aussehen her passt es sowieso. Gut, es könnte „rötlicher“ sein, aber mal ehrlich: Die Farbe von Bier bewegt sich zwischen Gelb-, Braun- und Schwarztönen. Ein leuchtendes Feuerwehrrot bekommt man unter Einhaltung des Reinheitsgebots nicht hin. Und durch die Trübung verändert sich die Bierfarbe sowieso noch mal. Da habe ich nichts auszusetzen. das passt!
Geschmacklich hat man bei der Brandmeier Roten Weissen sofort das volle Weizenfeeling: Ein sämiges Mundgefühl und trotzdem spritzig, Hefe, voll im Aroma, auch Malz, aber das fällt fast ein wenig hinter dem fruchtigen Weizenaroma ab.Die satten 5,4 % schmeckt man nicht. Dafür kommt ein reifes Bananenaroma hindurch, das von angenehmer Säure und einem hefigen Abgang begleitet wird. Was ein wenig fehlt, ist dieses typische Aroma nach roten, reifen Beeren, das für so viele fränkische Rotbiere charakteristisch ist. Aber – und das liegt sozusagen in der Natur der Sache – man hat hier ein Weizen vor sich stehen. Und die verhalten sich aromatisch nun mal ganz anders. Was mir an der Roten Weissen vom Brauhaus Brandmeier jedoch sehr gut gefällt, ist seine „Leichtigkeit“. Eigentlich müsste man es zu den dunklen Weizen zählen und dafür ist es erfrischend „leicht“. Alles Schwere, was die typischen „Schwarzen Weissen“ umgibt, all die dumpfen, kellerig-modrigen Aromen, die zum Teil schlammigen Farben … kann man sich sparen.
Wenn rote Weizenbiere Schule machen, dann muss nicht nur ich mir überlegen, zwischen „Weizen hell“ und „Weizen dunkel“ eine neue Biersorte einzufügen. Beim European Beer Star gibt es immerhin schon (in schecklichem Denglisch) die Kategorie „South German-Style Hefeweizen Bernsteinfarben“. Mal sehen, ob irgendwann auch mal die Kategorie „Franconian-Style Rotes Hefeweizen“ kommt …
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