Heute wird ja die Bayerische Bierkönigin gekürt. Das heißt, dass der bayerische Brauerbund nach München lädt und während eines Gala-Abends feinste Biere & Speisen aufgetischt werden. Im Laufe des Abends müssen die Kandidatinnen sich dann vorstellen und jeweils ein Bier präsentieren. Aus den Stimmen des Online-Votings, der Zuschauerstimmen im Saal und der Stimmen einer Fachjury wird dann die junge Dame ermittelt, die Bayern im kommenden Jahr biertechnisch repräsentieren soll.
So ein Gala-Abend der bayerischen Brauwirtschaft hat ja viele Funktionen. unter anderem auch die, zu beweisen, dass sich mit Bier nicht minder fein tafeln lässt wie mit Wein. Ich weiß, ich soll „das alte Fass“ nicht schon wieder aufmachen, aber im vergleich zu Wein hat Bier immer noch das schlechtere Image. Zu gutem Essen gehört ein guter Wein. Mit Fachsimpelei über den Jahrgang, das Anbaugebiet, die Lage, den Ausbau und, und, und.
Allerdings tut sich in Sachen „Aufholen gegenüber Wein“ so einiges. Das Thema ist hier natürlich wieder Craft- und Edelbiere. Fassausbau und Jahrgangsbiere sind für Brauer längst keine Fremdworte mehr. Und dank moderner Hopfensorten können sich Biersommeliers genauso wort(hülsen)reich über die Aromenvielfalt von Bieren auslassen wie ihre Wein-Kollegen. Selbst Anbaugebiete sind kein Tabuthema für Bier-Snobs mehr – und ich rede hier nicht nur vom Hopfen. Hier und da sieht man einzelne Biere, bei denen explizit nur bestimmte Getreidearten aus bestimmten Regionen das Malz liefern. Nur ein Thema findet man hierzulande noch ein wenig seltener, zumindest ist es mir noch nicht so sehr aufgefallen: Bier Cuvée. Ein solches Bier ist das Yin&Yang Cuvée der Ederbräu aus Großostheim, der „Edelmarke“ der Eder&Heylands Brauerei.
Nun ist das mit dem Begriff Cuvée an sich schon nicht so einfach, kann er doch unterschiedliches bedeuten. Im Deutschen versteht man darunter das Mischen oder „Verschneiden“ verschiedener Rebsorten oder Weinpartien – sei es nun in der Kelter, im Gärtank oder danach. Jeweils natürlich mit dem Ziel, das Endprodukt zu veredeln, aber auch. um über Jahre hinweg immer die gleiche Qualität zu gewähren.
Damit hat der Brauer weniger Probleme. Oder anders ausgedrückt: Das machen große Brauereien eh schon. Da werden nicht nur die Inhalte verschiedener Gärtanks „verschnitten“, um dem Endprodukt immer daselbe Aussehen zu geben. Auch bei den Rohstoffen, dem Malz zum Beispiel, können Schwankungen in der Beschaffenheit durch Mischungen ausgeglichen werden. Das meint man bei der Ederbräu aber nicht, wenn man ein spezielles Yin&Yang Bock Cuvée „braut“. Oder besser „kreiert“. Denn hier werden tatsächlich zwei unterschiedliche Biere miteinander verschnitten. Ein dunkler Bock mit 20 % Stammwürze trifft auf ein helles, hopfenbetontes Bier, bei dem der Hallertauer Aromahopfen Perle den Ton angibt. Diese beiden Biere werden im Verhältnis 30 : 70 „bei sehr niedrigen Temperaturen ‚vermählt'“, wie der Prospekt zum Bier berichtet.
Auf der Braukunst Live 2013 gab es schon mal so ein ähnliches Bier, damals hieß es Schlappeseppel „Vereinigung„.
Jetzt der nächste Versuch als Ederbräu Yin&Yang. Heraus kommt ein bernsteinfarbenes „Bock Cuvée“ mit immerhin noch 6,1 %, wobei das mit dem Namensbestandteil „Bock“ so eine Sache ist. Um als „Bock“ zu gelten, muss die Stammwürze über 16 % betragen. Da liegt das Bock Cuvée mit einem Endwert von 14 % deutlich darunter.
In Mund und Nase fällt als erstes die feine Malzaromatik auf. Die ist nicht so stark, wie sie es wohl bei dem dunklen Bock gewesen sein dürfte, aber man erahnt ihn noch. dazwischen hat man fruchtige Hopfenaromen. Das ist rund und stimmig, da stört nichts und fällt auch nichts unangenehm aus dem Rahmen. Es hat die richtige Würze, ein feines Aroma, das Malz changiert sehr schön zwischen weichen und röstigen Nuancen hin und her. Gar nicht mal so schlecht. Aber auch gar nicht so „außergewöhnlich“. Der Begriff „Cuvée“ mag mich da in die Irre führen, aber von einem solchen Bier würde man vielleicht ein wenig mehr erwarten. Oder anders ausgedrückt: Wo ist der Vorteil der „Methode Cuvée“ im Gegensatz zum herkömmlichen Brauen? Ein Bier wie dieses ließe sich sicher auch auf althergebrachte Art durch entsprechende Malzauswahl und vielleicht Hopfenstopfen herstellen.
Vielleicht braucht es aber Begriffe wie „Cuvée„, um auch mal Wein-Snobs zu einem stimmigen, runden und malzig-weichen Bier verführen zu können. Vielleicht würden sie ohne ja gar kein Bier probieren wollen. Dann ergäbe ein Bock Cuvée natürlich seinen Sinn. Aber darüber wird sich heute Abend in München kaum einer Gedanken machen. Immerhin wird man beim Bayerischen Brauerbund mittlerweile wissen, dass Großostheim im Landkreis Aschaffenburg, der Stadt, die man das Bayerische Nizza nennt, tatsächlich in Bayern ist.
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