Ich bleibe mal beim Thema Bayern. Schließlich kann man sich als Franke vom bayerischen Selbstverständnis noch so manches Scheibchen abschneiden. Schließlich tönt der Bayerische Brauernbund auf seiner Homepage: „Bayerisches Bier – einzigartig in der Welt“. Wobei es so einzigartig auch wieder nicht ist. Nicht alleine, dass mittlerweile auch die eine oder andere bayerische Brauerei multinationalen Konzernen gehört. Es gibt doch tatsächlich Bier von Bavaria, das eben nicht aus Bayern kommt. 1924 nennt der Holländer Johannes Swinkels seine neugebraute Pils-Brauerei Bavaria. Der Grund dafür dürfte wohl gewesen sein, dass früher Pilsner Biere oder auch andere untergärige Biere unter anderem als nach bayerischer Brauart gebraut bezeichnet wurden. Die niederländische Bavaria expandierte und expandierte und heutzutage wird das niederländische Bavaria Bier in 120 Länder der Welt exportiert – außer nach Bayern (bzw. Deutschland). Da ordnete 2013 der Bundesgerichtshof nach einer Klage des Bayerischen Brauerbundes und Revision und folgendem langjährigen Rechtsstreit die Löschung der Marke Bavaria in Deutschland an.
Was aber nich heißt, dass es nicht weiterhin Bavaria Bier in Bayern gibt. Denn die Großostheimer Eder&Heylands Brauerei hat ebenfalls eine Marke mit dem urbayerischen Titel. Unter Bavaria vertreiben die Großostheimer ihre Weizenbiere – unbehelligt vom Bayerischen Brauerbund, denn Großostheim liegt ja geographisch durchaus noch in Bayern. Gegründet wurde die Aschaffenburger Bavaria Brauerei von keinem „Urbayern“, sondern einem Eltmänner. Wie es zu der Namenswahl kam, kann ich euch nicht so genau sagen. Die Brauereigründung fällt in die Zeit nach der Einverleibung Frankens (und Churmainzischer Gebiete) ins neue Königreich Bayern. Und nicht selten haben die „Neubayern“ sich besonders bayerisch gegeben, um sich als Teil des neuen Staatengebildes zu versichern. So ein wenig wie „Seht her, wir sind jetzt auch ein Teil Bayerns“. Vielleicht spielten auch wirtschaftliche Gründe mit hinein. Wer weiß? Jedenfalls kann man so ein Verhalten auch bei der Namenswahl Sportvereinen aus den Randzonen des damaligen Königreichs beobachten.
Allerdings ist die Abbildung der bekannten Bavaria-Statue schon ein wenig dreist,. finde ich. Schließlich liegen zwischen der Münchner Statue und der Eder&Heylands Brauerei locker 4 Stunden mit dem Auto. Aber gut, wenn die Brauerei so heißt? Das dunkle Weizen der unterfränkischen Marke Bavaria istanständig dunkelbraun und hat 5,3 %.
Schnuppert man daran, bekommt man ein schweres Hefe-Aroma. Vom Geschmack her ganz ok. Ein wenig dunkle Malz- und leichte Schokoaromen, nicht so viel Banane, dafür ein wenig Würze. Und Körper könnte es auch mehr haben. Sagen wir es so, es ist ein trinkbares dunkles Weizen. Schaut man aufs Kleingedruckte, fällt auf, dass der Hopfen komplett durch Hopfenextrakt ersetzt wurde. Nun ja, hopfig schmecken dunkle Weizen eh nicht. Wozu also Hopfen an das Bier verschwenden? Zumindest scheint man so bei Eder&Heylands zu denken. Naja, ich muss es nicht unbedingt wieder haben. Und das liegt jetzt nicht unbedingt am „B-Namen“.
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