Wer sich jetzt auf das mit Polaris-Hopfen gestopfte Zwickl vom Greifenklau gefreut hat, schließlich ist das das einzige von den vier hopfengestopften Bieren, das mir jetzt noch in meiner Sammlung fehlt, den muss ich enttäuschen. Heute gibt es ein Weizen, ein langweiliges Weizen vielleicht sogar. Ein „Industrieweizen“. Oder um das Kind bei seinem Namen zu nennen: das Kapuziner Weißbier Kristall-Weizen der Kulmbacher Brauerei AG in Kulmbach.
Aber ich kann nicht anders. Schließlich bin ich gerade so schön oberfrankensentimental, ja fast schon heimatduselig, … Da lobe ich mein Oberfranken und rühme meine Heimatstadt Bamberg, aber geboren bin ich ja in Kulmbach. Und Kulmbach heißt – abgesehen von der Kommunbräu – Kulmbacher Bier.
Nun begründe ich meinen Fortzug von der Kulmbacher Gegend – in der Stadt selbst bin ich ja nur geboren und aufgewachsen gleich neben der Landkreisgrenze von Lichtenfels und Kulmbach – ja gerne damit, dass die Biervielfalt in der heimlichen Hauptstadt des Bieres mit der Entstehung der Kulmbacher Brauerei AG rapide zurückgegangen sei. Ich sozusagen habe auswandern müssen und in der Domstadt mit ihrer lebendigen Brauereivielfalt ein neues Zuhause gefunden habe. Das ist natürlich nur selbstbeweihräuchernde Legendenbildung. Nach Bamberg bin ich schlicht und ergreifend des Studiums wegen gekommen. Das Bier hat da (noch nicht) die Hauptrolle gespielt.
Allerdings sind Biere wie das Kapuziner Kristallweizen nicht unbedingt angetan, Heimweh nach alten Zeiten zu schüren. Der Sinn eines Kristallweizens erschließt sich mir ja nicht unbedingt. Die für ein Weizen geschmacksbestimmende Hefe ist der Filtration zum Opfer gefallen. Das macht optisch was her, das muss man zugeben. Die satt-goldene Farbe des Kapuziner Kristall-Weizens würde sich auch im Champagner-Glas gut machen. Aber sonst? Wenn ich ein blank filtriertes und optisch ansprechendes Bier möchte, kann ich auch zu so manchem Märzen, Export oder gar Pils greifen. Und die haben zumeist mehr Charakter.
Wobei ich dem Kapuziner Kristall-Weizen jetzt vielleicht ein wenig unrecht tue. Im Geruch finden sich obergärige Esternoten. Die wirken zwar nicht ausgesprochen bananig oder gar nelkig, aber sie sind wahrnehmbar. Im Trunk ist es schlank. Das „champagnaratige Weizenbier“ – so die Homepage – soll sicher elegent wirken. Kann man so sehen. Sonst wirkt es recht malzig, ja sogar malzaromatisch. Ehrlich, würde man es in einem anderen Glas ausschenken, würden es die meisten nicht für ein Weizen halten – wären da nicht der fehlende Hopfen und die doch gegen Ende deutlicher werdenden Weizenbieraromen. Ja, da hat man für ein Kristall-Weizen fast schon viel an Hefeanmutung.
Ich weiß nicht so recht, wie ich das Kapuziner Kristall-Weizen jetzt einsortieren soll. Als „Durstlöscher“ könnte ich es mir gut vorstellen. Für den Genuss ist es mir zu … „zurückgenommen“. Klar, hier und da ein wenig Zitrus, ein wenig Frucht über feinem Malz mit weizigem Abgang … das kann man schon trinken. Aber auf der anderen Seite frage ich mich, warum? Mag ich es malzig, kann ich auch ein Märzen trinken. Mag ich es spritzig eines der wenigen, richtig guten Pilsner. Mag ich es voller auch ein gutes, helles Export. Alternativen gibt es viele, wenn man kein „hefiges“ Weizen mag. So ein Kristallweizen ist dabei vielleicht nicht unbedingt die interessanteste.
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