Ich versuche ja durchaus immer wieder, meine Kolumnen ein wenig witzig zu schreiben. Das Thema Bier muss man nicht immer „bierernst“ angehen. Und wenn es sich anbietet, versuche ich auch ein wenig tagesaktuell zu sein, auch wenn das in einem, zwei oder wer weiß wie vielen Jahren keinen Menschen mehr interessiert. Aber das mit der Tagesaktualität ist so eine Sache: Manche Themen sind zu ernst für einen „flapsigen“ Bierblog.
Andererseits kann und darf man manches ernste Thema nicht außen vor lassen – gerade, wenn man tagtäglich mit Bier und Alkohol zu tun hat und darüber schreibt. Und aus gegebenem Anlass scheint das Thema Alkoholismus durchaus gerade wieder sehr aktuell zu sein. „Gesellschaftsdroge Alkohol – wann ist viel ZU viel?“ fragt die BILD momentan und liefert auch gleich einen entsprechenden Test und Erklärungen für riskanten Alkoholkonsum – nebst der Umfrage unter den Lesern: „Ganz ehrlich – wie viel trinekn Sie ca. pro Woche?“
Nun glaube ich, dass bei kaum einer Frage so viel gelogen – oder beschönigt – wird wie bei dieser. Vielen Menschen ist gar nicht klar, wie viel sie tatsächlich trinken, bis sie einmal mitzählen. Ich habe das mal ein Jahr lang gemacht, ich weiß das. Denn einer der Hauptgründe, warum viele Menschen Alkohol – und das betrifft jetzt vor allem Bier, das häufig nicht mal als Alkohol wahrgenommen wird – trinken, ist die Tatsache, dass er a) gerade da ist, b) schmeckt und man c) nicht wüsste, was man sonst trinken sollte. Das Bier beim Essen, Fußball oder in der Kneipe. Was auch sonst? Wasser etwa??? Na eben!
Und hier könnte man tatsächlich ansetzen und etwas für sich und seine Gesundheit tun. Wären bei diesen vielen Bieren, die man so das Jahr über einfach so nebenbei trinkt, Alternativen denkbar? Ich will jetzt nicht mit den Alkoholfreien anfangen. Da habe ich mir in den letzten Jahren sehr viele angesehen und keines hat mich wirklich überzeugt. Aber wie wäre es mit den genauso gescholtenen Light-Bieren? „40 % weniger Alkohol“ verspricht zum Beispiel das Lederer Light aus dem Hause Tucher. Das wäre doch schon mal was. Wer am Champions League-Abend mit Freunden drei oder vier Bier trinkt, könnte so die aufgenommene Menge an Alkohol schon deutlich reduzieren. Vorausgesetzt das Lederer Light wäre trinkbar.
Nun muss ich sagen, dass ich das Lederer Bier früher gehasst habe. Lederer tranken die, die ich nicht mochte. Lederer gab es in den falschen Kneipen. Lederer war damals für mich sowas wie lacoste-gewordene Tennisspielerplörre. Tennis mochte ich auch nicht. Meine Einstellung zu Tennis hat sich auch nicht geändert, wohl aber dem Lederer gegenüber. Denn für ein fränkisches Pils ist das Lederer recht nahe an dem, was man sich so unter einem Pils vorstellt. Nicht „unerbittlich herb“, aber doch schon ein wenig knackig. Kann da das Light mit „nur“ 2,8 % Alkohol mithalten?
Jein! Was sehr schön ist, ist das Hopfenaroma, das man schon beim Öffnen der Flasche riecht. Ziiisch! Und das Kleinhirn (oder Großhirn … oder Bierhirn, wer weiß das schon so genau) ruft „Hooooooooooooopfen!“ Auf zunge und Gaumen ist auch der erste Eindruck versöhnlich. Ein Pils. Eines, dem man nicht sofort seine „Leichtigkeit“ anmerkt. Im Vergleich zu manchem fränkischen Landpils sogar richtig pilsig. Vielleicht ist es im Körper leicht schlanker als das „echte“ Lederer. das müsste eine Parallelverkostung zeigen. Hintennach wird es auch ein wenig süßlich, was den Hopfen recht abrupt bitter erscheinen lässt. Aber im Vergleich mist anderen Light-Bieren oder gar Alkoholfreien hält sich das im Rahmen. Da gibt es wesentlich schlechtere Light-Alternativem zum klassischen Pils. Denn das muss man auch dazu sagen: Für den Freund kerniger fränkischer Landbiere ist das Lederer Light nichts. Der „Standard-Pilstrinker“ könnte es aber durchaus mal versuchen. Nur wird der wahrscheinlich nie meine Kolumnen lesen …
Laut besagtem Alkoholiker-Test komme ich übrigens auf 2 von 16 Punkten, was bedeutet, dass ich kein Alkoholproblem haben soll. Als ob ich das nicht vorher schon gewusst hätte. Wobei die Frage, ob man einen Alkoholvorrat anlegen würde, schon fies für einen täglichen Bierblog ist. Und die Tatsache, dass ich in der Fastenzeit auf Alkohol verzichten (also periodenweise abstinent leben) will, gibt interessanterweise auch keine“Pluspunkte“.
Vielleicht sollte man manche ernste Themen auch nicht der BILD überlassen!
Noch keine Kommentare