Nach einem Bier aus Tauberfranken und einem aus Eichstätt ist jetzt logischerweise wieder mal eines aus dem Süden Thüringens dran: das Gessner Pilsner aus Sonneberg. Und das Sonneberg fränkisch ist, daran lässt sich kaum zweifeln. Sonneberg hat eine 96er Postleitzahl zum Beispiel. Genauso wie Bamberg. Und in Sonneberg kauft man bei Aldi Süd! Das „klassische“ Thürigen gehört sonst zu Aldi Nord. Mal abgesehen davon, dass das Itzgründische ein fränkischer Dialekt ist. Dass die Sumbarcher Waschweiber da 2013 im Fasching zu Frankens Supernärrinnen gekürt wurden, passt da vollkommen rein. Ganz Sonneberg fühlt also fränkisch?
Mitnichten. Oder vielleicht auch eher „noch nicht“. Denn schaut man sich die Beschreibung des Pilsners auf der Homepage der Privatbrauerei Gessner an, steht da: „Ein klassisches Pils nach Thüringer Brauart“. Wobei ich mich jetzt frage, was die spezielle „Thüringer Brauart“ ist. Die „Pilsner Brauart“ kenne ich ja, aber die thüringische? Und gibt es einen Unterschied zwischen den fränkisch-thüringischen und den thüringisch-thüringischen Bieren? Oder geht es hier eher um Vertriebsgebiete. Wirtschaftlich hingen die Region südlich des Rennsteigs und das nördliche Franken eh eng zusammen. Als die thüringisch-fränkischen Absatzgebiete mit dem eisernen Vorhang für die bayerisch-fränkischen Brauereien verloren gingen, bedeutete das für so manche Brauerei das Aus. Und genauso entwickelte sich miz der Grenzöffnung der Absatz für so manchen Brauer wieder mehr Richtung Osten. Wie sieht es aber mit den fränkisch-thüringischen Bieren aus? Die dürften es im Süden schwerer haben. Da dürfte der „Absatz-Kuchen“ schon verteilt sein. Aber immerhin, in Coburger Sagasser-Märkten findet man solche Biere. Liegt das Hauptabsatzgebiet aber eher im klassischen Thüringen, ist die betonung einer „Thüringer Brauart“ nachvollziehbar.
Aber wie schlägt sich nun dieses Pils aus Thüringens modernster Brauerei? Es riecht wie … eine Brauerei. Also nach einer Mischung aus Hopfen und Malz, deutlich, aber leider auch nicht unbedingt besonders frisch. Naja, aber immerhin hat man Hopfen in der Nase! Das ist mehr als bei anderen Pilsnern. Geschmacklich ist es gar nicht so schlecht. Gut, es bewegt sich nicht allzuweit vom Standard-Pils weg. Irgendwie hat man das Gefühl, man kenne es schon. Aber das macht es nicht schlecht. Hopfenbetont fruchtig im Antrunk, dann eher getreidig, hintenraus mit netter Bittere gesegnet. Doch, das ist nicht schlecht. Gut, manche Pilsner sind bitterer. Aber vielleicht macht das ja die „Thüringer Brauart“ aus. So weit entfernt von einer fränkischen wäre sie dann nicht. Aber das hatten wir oben ja schon.
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