Gestern war ich mit Schülern aus der französischsprachigen Schweiz in Bamberg auf der Wunderburger Kerwa. Das mache ich jedes Jahr. Wir laufen so ca. um sechs am ZOB los, um rechtzeitig in der Wunderburg zu sein, wenn „der Baum“ aufgestellt wird. Das Aufstellen eines „Kerwabaams“ gehört zu den urigen fränkischen Traditionen, die man als Gast in Franken mal gesehen haben muss. Und das Aufstellen von Hand hinterlässt jedes Mal einen bleibenden Eindruck.
Wobei das Konzept des „Kerwabaams“ häufig zu Verwirrung und vor allem zu Verwechslungen mit einem Maibaum führt. Bleibt letzterer das ganze Jahr über stehen, steht so ein Kerwabaam während der Kerwa, vielleicht noch ein wenig darüber hinaus. Die größte Unterscheidung zwischen Mai- und Kerwabäumen ist aber die Dekoration. So ein Maibaum wird mit Schildern der ortsansässigen Gewerke versehen und zudem wird der geschälte Stamm mit Bändern oder Farbe „geschnürt“, also in Spiralenform bemalt oder umwickelt. Ein bayerischer Maibaum hat das weiß-blau zu sein, ein fränkischer dagegen rot-weiß. in einigen Teilen Frankens stellt man keine Maibäume auf, in anderen keine „Kerwesfichtn„. Überhaupt mischen sich in Franken viele kulturelle Einflüsse. Rot-weiß mit weiß-blau, Rauten mit Rechen … und überhaupt! Da hat so mancher im Garten seinen fränkischen Rechen wehen und wenn Champions-League ist, ist man für die Bayern aus München …
Und genau dieses Miteinander zelebriert der Püls aus Weismain auf dem Etikett seines Urhell. Da weht über einer stilisierten Ansicht des Orts Weismain ein wahres „Fahnenmeer“. Die bayerischen Rauten wehen da einträchtig neben dem fränkischen Rechen und auf der anderen Seite eine Fahne der Brauerei neben dem Rot-weißen Banner des Fränkischen Reichskreises. Wobei die fränkischen Fahnen überwiegen, wie der geneigte Franke mit Genugtuung feststellt. Umrahmt werden die Etiketten übrigens von geschnürten Maibäumstämmen: der linke bayerisch, der rechte fränkisch.
Sonst fallen auf dem Etikett die 4,6 % Alkohol auf. ein wenig „schwach“, aber noch in Ordnung. Und wenn wir grad bei den Infos auf dem Etikett sind: Neben Wasser, Gerstenmalz und Hopfen findet auch bei diesem Bier Hopfenextrakt Verwendung.
Den Hopfenextrakt hätte es bei dem goldenen Bier mit der schönen Kohlensäureentwicklung gar nicht gebraucht, finde ich. Denn „bitter“ ist das Bier nicht. Der Antrunk ist ordentlich getreidig, dazu kommen trockene Hopfennoten von Stroh, der Körper ist nicht so voluminös, aber das muss er bei einem Hellen ja nicht sein. Der Nachhall kommt dann wieder getreidiger rüber. Das „einfachste“ Helle gibt das nicht. Aber dafür eines mit eigenem Charakter. Dass es zwischendurch ein wenig „kantet“, verzeiht man ihm da. Genauso, wie dass es in einer Schraubverschluss-Flasche daherkommt. Im direkten Vergleich mit deem großen Nachbarn Leikeim aus Altenkunstadt gefällt mir das Püls Urhell wesentlich besser als das Leikeim Hell, zumal das mit den „bayerischen Verweisen“ beim Püls Urhell besser gemacht wurde.
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