Josephi-Bock Teil 2 – und ich wollte ja mal kurz fragen, wieso es überhaupt zum 19. März Starkbiere gibt. Die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Allgemein wird auf die Fastenzeit und die dazugehörigen stärker eingebrauten Fastenbiere hingewiesen. Und nicht selten wird darauf hingewiesen, dass diese Starkbiere an oder rund um Josephi angestochen wurden. Ob aber nun das Bier ausdrücklich zum Festtag gebraut wurde, klärt das nicht unbedingt. Jedenfalls scheint ein Josephi-Umtrunk in Bayern zum Beispiel zum Brauchtum um den Josefstag zu gehören. Allerdings vermischen sich hier anscheinend verschiedene Traditionen und Bräuche. Dass um den Josefstag herum im bayerischen Süden Starkbierfeste gefeiert werden, hat nicht unbedingt mit dem heiligen Josef zu tun. Im Falle des Paulaner Salvatorfestes entstand das Starkbier eigentlich zu Ehren des Ordensgründers Franz von Paola – und der hat seinen Festtag am 02. April.
Sei es, wie es mag – Tatsache ist jedenfalls, dass es in Franken, Bayern und Österreich die Tradition der Josephi Böcke gibt. Und im Falle des Pyraser Josephi Biers weist einen das Etikett ausdrücklich darauf hin, dass das Starkbier nach dem Rezeptbuch des Angerwirts Georg Bernreuther hergestellt worden sei. Das sieht – zusammen mit dem ein wenig historisch wirkenden Etikett mit dem alt anmutenden „Starckbier“ – nach ordentlich Tradition aus. Muss aber nicht viel bedeuten, wenn man nicht die Familienchronik zur Hand nimmt. Der Urgroßvater der momentanen Brauereiinhaberin Marlies Bernreuther hieß jedenfalls Joseph Stegmüller, auch darüber klärt einen das Etikett auf. Und jener Joseph Stegmüller war begeisterter Braumeister und dieses Bier hätte ihm sicher gefallen, so der Text auf dem Etikett. Sonst hat jener Urgroßvater nichts weiter mit dem Bier zu tun. Ich sag’s ja, ist alles nicht so einfach mit dem Josephi Böcken.
Allerdings kann man so ein Josephi Bier auch einfach so genießen, ohne sich so viel Gedanken zu machen. Dann sollte man sich aber ein anderes Josephi Bier als das der Pyraser einschenken. Denn das hier lädt geradezu zum Gedankenmachen und Philosophieren ein. Nicht, weil es ein heller Bock mit 7,5 % Alkohol wäre. Mögen Fastenbiere generell eher dunkel und schwer sein, weil sie ja die feste Nahrung, auf die die Mönche verzichteten, ersetzen sollten, so sind die Josephi- und Mai-Böcke eher hell und gut gehopft. Sozusagen ein Ausblick auf den kommenden, blumigen Frühling. Schließlich sagt eine Bauernregel zum Josefstag: „Wenn’s erstmal Josephi ist, so endet der Winter gewiss.“
Das Pyraser Josephi Bier macht da keine Ausnahme. Golden hell steht es im Glas und riecht … „speziell“. Da ist ein deutliches Hopfenaroma, da riecht es aber auch ein wenig blumig und fruchtig nach Estern. Gebraut werden soll dieses „ungewöhnliche Bockbier nach Pilsner Brauart“. Soll heißen: Das yraser Josephi Bier wird vor dem Ausschlagen noch mal mit einer „kräftigen Handvoll Spalter Aromahopfen“ gewürzt. Und die schmeckt man! Denn das Hopfenaroma kommt gleich von Anfang an gut hervor, paart sich mit einer ein wenig bisquithaften Süße, Karamell-Noten und vor allem auch noch fruchtigen Estern. Hintenraus wird’s dann schrittweise trockener und mit längerem Finish.
Das schmeckt tatsächlich anders als andere helle Böcke. Aber man muss ein Freund dieser fast schon ein wenig „ätherisch-blumigen“ Hopfennote dieses hochvergorenen Bockbiers sein. Andererseits schadet so ein wenig blumige Vorfrühlingsfreude im Glas nicht, denn hier regnet es gerade!. Was blöd ist, denn die Bauernregel sagt: „Ist’s am Josefitag schön, kanns nur gut weitergehn.“
In Sachen Josephi-Wetter gibt es da Potenzial für Verbesserungen. In Sachen Josephi Bier lässt das hoffen.
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