Es ist ein Kreuz mit den Nachrichten. Was war die Welt noch so schön einfach, als man grade mal ein regionales Tagblatt hatte, um sich über das Weltgeschehen zu informieren. Jetzt aber – dank dem Internet, das nichts vergisst – steht man einer Flut von Nachrichten und Meinungen gegenüber. Und irgendwie hat man das Gefühl, alles und jedes ließe sich hinreichend mit Daten und Fakten aus dem Internet untermauern. Bier zum Beispiel steigere die Intelligenz und außerdem würden Biertrinker länger leben, so schrieb es nicht nur die Men’s Health und fasst die Ergebnisse von diversen Studien auf den einfachen nenner zusammen. Auf der anderen seite warnt Campus Online davor, dass „die Intelligenz von morgen an der Flasche“ hängt. Und die Frankfurter Rundschau berichtete 2012, dass „mehr als 70.000 Menschen […] jedes Jahr an den Folgen des übermäßigen Alkoholkonsums“ sterben.
Und dann ist da noch das Problem mit dem Komatrinken: „Bier, Schnaps, Wein – Jugendliche saufen sich einmal pro Monat ins Koma“ titelte vor wenigen Tagen der Focus. Andererseits waren die Biertrinker eine Woche später wieder rehabilitiert. News.de titelte recht streitbar: „Viel hilft viel: So gesund ist Saufen für die Karriere“ auf den Punkt, was Düsseldorfer Wissenschaftler herausgefunden hatten: „In der Studie nennen die Forscher das «Social Drinking» – bei einem gemeinsam genossenen Glas Bier oder Sekt erkenne das Umfeld schneller, dass der Mittrinkende sozial und produktiv eingestellt sei. Gerade für die berufliche Laufbahn keine schlechte Voraussetzung für eine steile Karriere.“ Selbst die WELT (Alkoholkonsum macht im Berufsleben erfolgreich) widmet sich, wenn auch wissenschafticher, dem Thema. „Die Regressionsanalyse ergab, dass mit steigendem moderatem Alkoholkonsum das Vertrauen innerhalb der Gesellschaft signifikant zunimmt. Als Erklärung für diese Korrelation machen die Forscher das Phänomen des Social Drinking aus. Gemeinsames Trinken ist eine Möglichkeit, dem anderen zu signalisieren, dass man ein kooperativer, produktiver Geschäftspartner ist. So wie ein im Lebenslauf abgeschlossenes Studium von Zuverlässigkeit zeugt.“
Und man selbst reibt sich verwundert die Augen: Gab es nicht vor Kurzem das „Social Beer Game„, das in der Presse einhellig verurteilt wurde? Ein Bier in sozialen Netzwerken getrunken ist also schlecht, eins mit dem Chef nach der Arbeit gekippt dagegen gut?
Ich sag’s ja, es ist nicht mehr so einfach. Ob im sozialen Umfeld das eine oder andere Glas Bier jetzt eher gutgeheißen oder verteufelt wird, lässt sich so einfach nicht mehr sagen. Ist der Kollege mit dem Glas Wasser auf dem Firmenausflug nun ein Spießer oder doch verantwortungsvoll? Bestellt man, wenn der Chef ein Getränk ausgibt, lieber etwas Nichtalkoholisches oder ganz selbstverständlich ein Bier? Einen „Königsweg“ gibt es da sicher nicht. Aber ein alkoholfreies Bier könnte einen Ausweg aus dem Dilemma bieten, vielleicht garniert mit dem Satz, dass man ja gerne mal ein Bier trinke, aber gerade Fastenzeit sei, man später noch fahren müsse oder ähnliches. Allerdings würde es helfen, wenn es richtig interessante alkoholfreie Biere auf den Getränkekarten der Republik gäbe. Besondere Hoffnung habe ich da ja unter anderem auf das Spalter Alkoholfrei der Stadtbrauerei Spalt aus – na, wo wohl? – Spalt gesetzt. Die Spalter Biere fand ich mehrheitlich ganz ordentlich. Das Pils selbst war hopfenbetont, ohne zu kratzig zu sein. Das lässt in Sachen Alkoholfreies hoffen, zumal das auf dem Etikett selbstbewusst mit 40 % weniger Kalorien bei 100 % Biergenuss wirbt.
Der Antrunk des hellen Alkoholfreien wirkt im ersten Moment typisch malzig-getreidig. Aber wo andere in immer dominantere Süße abdriften, geht es hier deutlich herber zur Sache. Nach hintenraus wird es für ein Alkoholfreies fast schon ein wenig metallisch-bitter. Vom Typ her müsste man es als alkoholfreies Pils ansehen. Und von der Bittere her schlägt es so manches „alkoholische Pils“ – wobei wir in Franken uns mit einem „echten Pils“ eh schwer tun. Zur eierlegenden Wollmilchsau wird es aber trotzdem nicht. Denn im Mittelfeld schwächelt auch das Spalter Alkoholfrei. Da fehlt es ihm an Körper, an Volumen und da bleibt der Abgang auch eher flach. Der Gesamteindruck ist aber trotzdem eher positiv.
So weit wie ein ratebeer-Kollege, das Spalter Alkoholfrei in Bezug auf „non-alcoholic beers“ als“definitely the best“ zu erklären, würde ich nicht unbedingt gehen. Aber beim nächsten Betriebsfest könnte man mal eine Kiste mitnehmen. Vielleicht hat der Chef ja Lust, eins zu probieren …
Noch keine Kommentare