Ich habe ja in meiner gestrigen Kolumne die Marke Humbser erwähnt. Das war einstmals eine Fürther Brauerei, deren Geschichte nicht uninteressant ist. Genauer gesagt, die Geschichte der Brauerfamilie. Darf man Fürth-Wiki nämlich glauben, reichen die Wurzeln dieser Familie bis ins 10. Jahrhundert zurück. Richtig greifbar wird der Name allerdings erst im 16. Jahrhundert. Um 1600 soll dann ein Jakob Humser (damals noch ohne das „b“) in Weinzierlein zu brauen begonnen haben. 1746 braut einer seiner Nachkommen, Johan Adam Humser jun., in der Fürther Brauerei Hörnlein, aus der später die Brauerei Grüner hervorgeht. Bis 1851 lenkt ein Humbser die Geschicke dieser Brauerei. 1782 heiratet Wilhelm Humbser, der auch der Brauerfamilie aus Weinzierlein entstammt, in die Streeb’sche Brauerei in Fürth ein, die ab diesem Zeitpunkt im Besitz der Familie Humbser bleibt. 1888 kommt die Brauerei Humbser schon auf satte 70.000 Hl/Jahr und ist damit Fürths größte Brauerei. 1967 fusioniert man mit der Fürther Geismann Bräu und der Bierabsatz steigt auf 300.000 Hl/Jahr. Aber wie beim Würzburger Bürgerbräu nutzte dieses Wachstum nichts. 1972 wurde Humbser damals Teil der Patrizier, die wiederum selbst 1994 mit der Tucher fusionierte. Gebraut wurde an der Schwabacher Straße noch bis 2008, aber dann war das Jugendstil-Sudhaus in der Schwabacher Straße, das seinerzeit mehr gekostet hat, als das Fürther Stadttheater nicht mehr modern und groß genug für den entstandenen Braukonzern. Und Humbser war längst eine Marke unter vielen.
Und nicht unbedingt die Premium-Marke im Tucher Sortiment. Im Gegenteil. Bei der Vorstellung des Grüner-Biers sagte Tucher Chef Fred Höfler in Bezug aufs Humbser-Bier laut nordbayern.de: „‚Wir bewerben Humbser nicht‘, sagt Höfler. Ganz im Gegensatz zum neuen Grüner sei es von der Qualität her ’nicht besonders exponiert‘.“ Na, wenn das ein Brauerei-Chef von seinem eigenen Bier sagt …
Zumindest was das Humbser Export angeht, kann ich das leider bestätigen. Das war nicht gerade ein Erlebnis, eher langweilig bis mau. Auf meinem Export-Etikett stand übrigens 2011 noch Humbser-Geismann als Brauerei. Auf meinem „neuen“ Pils-Etikett nur noch „Vertrieb Nürnberger Bierkontor GmbH„. Aber das kennt man schon von den Patrizier Etiketten.
Tja, Tucher braucht halt auch Bier unterhalb der eigenen Premium- und Retro-Schienen. Und mit knapp 8 € pro Kiste ist das Humbser zwar nicht auf Oettinger-Niveau, aber schon deutlich günstiger.
Umso überraschter war ich vom Humbser Pils selbst! Also nicht in Sachen Optik, da gibt sich ein Pils dem anderen nichts. Aber geschmacklich war es gar nicht so übel. Vielleicht hatte ich an dem Abend einfach nur richtig Durst, aber selbst meine mittestende weltbester Biertestergattin fand es nicht so übel. Zugegeben, ein richtig gutes Pils ist es nicht. Und vielleicht habe ich auch nur eine Charge mit brauchbarem Malz und frischem Hopfen erwischt. Aber wenn der Geschmack durgängig so wäre, könnte man das Humbser Pils im Tucher-Reigen sogar empfehlen. Wobei man natürlich kein „Brachial-Pils erwarten darf. Das Hopfenaroma ist eher fein, die unterschwellige Süße gefällt, die Bittere ist angenehm. Eigentlich muss man auch hier von einem hopfigeren Hellen sprechen. Aber hey, es ist trinkbar! Und für den Preis? Warum auch nicht? Jedenfalls hat mich das Pils, auch wenn es zum Ende hin ein wenig deutlich herber wird, mehr überzeugt als damals das Export. Vielleicht wage ich tatsächlich noch mal einen Zweittest, wenn ich das nächste Mal nach Fürth zu IKEA fahre …
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