Eigentlich sollte man ja, wenn man ein Bier unvoreingenommen testen möchte, alle äußeren Einflüsse ignorieren. Am besten sieht man vorher nicht einmal, welches Bier man gerade trinkt. In der Realität lässt sich sowas aber nicht so einfach bewerkstelligen. Und ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich durchaus gerne Hintergrundinfos zu Bier und Brauerei habe. Das mag zwar bisweilen meine Meinung beeinflussen, aber das nehme ich gerne in Kauf. Denn andererseits kann man so das eine oder andere Bier besser „einsortieren“.
Außerdem bin ich halt neugierig und wüsste das eine oder andere gerne. Zum Beispiel, wieso das Dunkle der Brauerei Vasold & Schmitt ausgerechnet Benedikt Dunkel heißt. In solchen Fällen ist eine ordentliche Homepage nicht schlecht. Die gibt es bei der Brauerei Vasold & Schmitt aus Neunkirchen am Brand aber nicht. Und auch der Facebook-Auftritt ist eher „sparsam“ gestaltet. Immerhin kann man auf dem Etikett das Portrait von Benedikt Vasold erkennen. Aha, heißt das Bier also nach … dem Brauereigründer? Oder einem Besitzer, der wichtig für die Geschichte der Brauerei war? Immerhin gibt es in Neunkirchen am Brand eine Benedikt-Vasold-Straße. Aber die Brauerei selbst ist in einer anderen Straße …
Ich weiß, das interessiert jetzt außer mir wahrscheinlich „keine Sau“ und ich könnte ja auch einfach bei der Brauerei anrufen und fragen. Aber Samstag früh um kurz vor neun ist das wahrscheinlich ein wenig schwierig. Wie gut, dass unter all den vielen Bierbüchern usw. auch Manfred Friedrichs Brauereiverzeichnis von 1982 ist. Denn darin findet sich tatsächlich ein Benedikt Vasold als Brauereigründer und 1888 als Gründungsjahr. Na also, geht doch.
Aber zurück zum Bier. Das ist mir als echter Geheimtipp in Sachen Dunkles empfohlen worden. Die dunkle, leicht rotstichige Farbe gefällt schon mal. Das Aroma ist angenehm dunkelmalzig. Unter den Zutaten befindet sich ja auch Röstmalzbier, also „Bierfarbe“, hergestellt aus „Bier“. Das könnte man jetzt genauso wie die Hopfenauszüge kritisch sehen. Schließlich könnte man Röstmalzbier durchaus als – legalen Farbstoff – empfinden. Darüber, was man mit Röstmalzbier theoretisch alles anfangen kann, habe ich schon mal beim Pyraser Kellerbier geschrieben. Wer will, kann es gerne da nachlesen. Soll ich jetzt das Benedikt Dunkel wegen der Verwendung von Röstmalzbier „abwerten“?
Geschmacklich fehlt dem Bier nämlich nichts. da kann ich nicht meckern. Es zeigt angenehme, malzige Röstnoten, ein wenig dunkle Schokolade, wirkt „kaffeetrocken“. Eigentlich so, wie ein echtes, ehrliches Dunkles schmecken soll. Nicht übertrieben, aber auch nicht zu leicht, nicht zu bitter aber auch nicht zu süß. Hier und da hat man sogar einen Anflug von Trockenfrüchten. Wie gesagt, es hat mir gut geschmeckt! Und deshalb lasse ich mal all die äußeren Einflüsse beiseite, den Hopfenextrakt, das Röstmalzbier, die fehlende Homepage, das Etikett mit dem Haltbarkeitsdatum, wie es es auch bei einer größeren Brauerei mit Lohnabfüllung gibt …
Das Bier schmeckt! Das ist das wichtigste. So halten es meine Freunde ja auch!
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