Heute geht es mal wieder ums „Billigbier„. Naja, so soll man es in der Branche sicher nicht nennen. Da heißt es eher Bier aus dem „Preiseinstiegssegment“. Aber den Begriff finde ich ein wenig verwirrend. „Preiseinstiegssegment“ klingt für mich danach, als ob man mit diesen Bieren in die Welt der „Preis-Biere“ einsteigen würde. Dabei handelt es sich dabei nur um preisgünstige Alternativen zur Auffüllung eigener Produktionskapazitäten. Also eben doch „Billigbier„.
Beim Billigbier stehen sich zwei gegensätzliche Meinungen gegenüber: Die einen sagen, dass Billigbier nichts Gescheites sein könne. Zwar sei es kein „Chemiebier“, das ist schließlich nach dem Reinheitsgebot verboten, aber ein richtiges Bier könne man bei Kistenpreisen von bestenfalls der Hälfte des Preises eines Premiumbiers nicht brauen. Und nicht selten kostet die Kiste Billigbier sogar noch weniger. Genährt wird diese Ansicht durch Artikel wie z. B. 2009 in der Welt (Der Siegeszug der Billigbiere hat begonnen): „Zudem wird auch beim Rohstoffeinkauf jeder Cent umgedreht. […] Es gibt aber große Unterschiede beim Hopfen und der Braugerste. ‚Statt des teuren Aroma-Hopfens nutzen wir normalen Standard-Hopfen. Und statt besonderer Sommergerste nehmen wir auch preiswertere Wintergerste‘, sagt Böhling [i.e. 2009 Marketing-Leiter bei Paderborner]. […] Branchenkenner berichten davon, dass die Lkw der Rohstoffhändler nicht zurück in die Mälzerei fahren, wenn die Premium-Brauer die Ware aus Qualitätsgründen abgelehnt haben. Stattdessen gehe es direkt weiter zu den Billigbrauern.“ Solche Sätze nähren natürlich Ressentiments gegen Billigbiere, wie sie die damalige Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner 2009 gegenüber der Rheinischen Post formulierte: „Bei vier Euro für den Kasten Bier habe ich Zweifel, ob man das noch qualitätsorientiert herstellen kann.„
Dagegen führen die Freunde der Biere aus dem Preiseinstiegssegment immer wieder ins Feld, dass die meisten Billigbiere doch bei namhaften Brauereien hergestellt würden. Gut, das gilt jetzt nicht für den Branchenführer (übrigens nicht nur im Preiseinstiegssegment) Oettinger. Aber sonst steht nicht selten hinter Billigmarken ein Branchenriese wie Radeberger oder Warsteiner. Wer Billigbier trinkt, verweigert sich also nur konstequent den Kostetreibern wie Marketinganalysten, Werbeagenturen und natürlich den Horden überbezahlter „Nieten in Nadelstreifen“, die das Premiumbier so teuer machen. Sonst sei es doch dasselbe Bier – und dank Reinheitsgebot qualitativ nicht schlechter. Und der Rest sei Geschmack, hört man dann noch. Und im Zweifelsfall könne man sich an den gewöhnen, hört man dann noch.
Bei den Wallburg-Bieren ist vollkommen klar, welche Brauerei dahinter steckt: „Eschenbacher Privatbrauerei„, steht da. Da weiß man zumindest gleich mal, was man bekommt, auch wenn die Brauerei in der Region nicht den besten Ruf hat. Als Ausstoß wird auf bierfranken.eu 80.000 Hl/Jahr angegeben. Wie aktuell diese Zahlen sind, kann ich leider nicht überprüfen. In der deutschen Bierbranche sind das jedenfalls nicht die Welt. Mit den (laut Homepage) 16 Gärtanks (zwischen 450 und 730 Hl) und die 27 Lagertanks á 650 Hl würden die Branchenriesen jedenfalls eher schmunzeln. Ohne die Wallburg-Biere, die zumindest in meiner Region viel präsenter als die „Premium-Marke“ Eschenbacher sind, ließen sich diese Anlagen jedoch kaum auslasten.
Bleibt die Frage, wie gut sich so ein Bier im Biertest schlägt. Dafür habe ich mir ein Wallburg Export aufgemacht. Bei so einem Bier liegt der Vergleich mit dem Premium-Geschwister“ natürlich immer auf der Hand. Steckt im Wallburg Export vielleicht tatsächlich nur ein billigeres Eschenbacher Export? Oder ist das Wallburg Export deutlich „billiger“ gebraut und schmeckt dementsprechend. Nominell ist das Eschenbacher Export um 0,2 % stärker. Da kann das Wallburg nur 5,0 % ausweisen. Wer aber weiß, dass beim Bier die Angabe des Alkoholgehalts um bis zu 0,5 % vom tatsächlichen Wert abweichen darf, der schüttelt bei dieser Abweichung müde mit dem Kopf. Kann etwas bedeuten, muss es aber nicht.
Das Wallburg Export ist ebenso wie das Eschenbacher Export hell, golden und blank filtriert. Beim Geruch geht es in Richtung „plattes“ Stroh- und Hopfenaroma. Das erinnert einen an so manches langweilige Pils – nicht nur aus dem Billigsegment. Geschmacklich fand ich es … soll ich ehrlich sein??? … einen Reinfall. So macht man es in Sachen Export in meinen Augen genau nicht! Es kommt im ersten Moment recht süß herüber, baut sich dann malziger auf und die ganze Zeit sucht man nach dem Hopfen. Hallo? Steht auf dem Etikett nicht „Export“? Da erwarte ich ein gewisses Maß an Hopfen und auch an ausgleichende Bittere. Was nützt ein immer deutlicherer Malzkörper, wenn ihn nichts „einfängt“, wenn nichts da ist, was dagegen hält, was einen Kontrapunkt setzt, was dem Bier Würze gibt … Denn nach hinten heraus wird dieses Export eben nicht herber, würziger und konturierter, sondern nur wässriger und nichtssagender. Gut, ganz so süß wie Vorderwürze ist es dann doch auch nicht. Aber was es an Hopfenaroma und -bittere gibt, kann das Bier nicht mehr retten. Wenn ihr mich fragt, ist das in Sachen Export eine richtige Enttäuschung gewesen.
Einziger Trost bei der ganzen Geschichte: Wer sich eine Kiste davon gekauft hat, hat zumindest nicht so viel Geld in den Sand gesetzt. Zeitweise gab (und gibt es vielleicht immer noch) das Wallburg Export in Teilen der Republik für keine 5 Euro! Bei so einem Preis darf man dann auch nicht mehr erwarten, als man bezahlt!
P.S.: Ganz witzig finde ich die Kollegen von der Billigbier-Ratingagentur. Das ist ein „junger“ Blog, in dem nur Billigbiere getestet und wie in einer Ratingagentur von AAA+ bis D „geratet“ werden.
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