Ich weiß, ich schreibe hier viel zu oft über religiöse Themen – gerade wenn solche Feste wie z. B. Ostern anstehen. Das liegt daran, dass das hier eben meine ganz eigene Sicht auf die fränkische Kultur und Brauereilandschaft ist. So gesehen ist das hier ein eher sehr persönlicher Blog.
Diesmal lasse ich aber die ganze religiöse Thematik des Osterfestes aus, denn zum heutigen Bier, dem Wolfshöher Rammler-Bier aus Neunkirchen am Sand würde kein Hinweis auf Auferstehung und Erlösung passen. Das Rammler widmet sich nämlich einem ganz anderen „Oster-Thema“ – nämlich dem der Fruchtbarkeit. Schließlich soll der Ursprung von Osterhase und Osterei weit vor dem Christentum liegen. Schließlich ist der Osterhase, nun, sagen wir mal: äußerst fruchtbar. Und schon alleine deshalb – und auch weil er das Lieblingstier der germanischen Frühlingsgöttin Ostara gewesen sein soll – hoppelt er heute durch jeden Garten, um die bunten Ostereier, ebenfalls Fruchtbarkeitssymbole, zu verstecken. So oder so ähnlich kann man es auf diversen Seiten rund ums Osterbrauchtum lesen. Jedenfalls scheint man bei der Brauerei Wolfshöher ebenso zu denken. „Schon bei den alten Griechen und Römern war der Hase als Rammler das Erotik-Symbol und der Fruchtbarkeitsbote. Gar mancher Trunk ließ die Säfte steigen, brachte die Hormone in Wallung.“ Aha, Und wenn man (oder in dem Fall besser Mann) Wolfshöher Rammler trinkt, kann das „überraschend positive Wirkungen“ mit „möglichen Folgen“ haben, für die von der Brauerei selbstverständlich „keine Garantie übernommen werden“ kann.
Sowas hatte ich doch schon mal. Auch beim Erotik-Bier der Schönbrunner Lang Bräu sollen die Säfte brodeln und die Libido sprießen wie die Blumen im Garten. Ob es funktioniert, kommentiere ich nicht weiter. So „persönlich“ ist mein Blog dann auch wieder nicht. Ich schreibe dann doch lieber darüber, wie das Rammler-Bier der Wolfshöher Privatbrauerei aussieht und schmeckt.
Vom Aussehen her kann man das helle Festbier als Export, bestenfalls als Märzen einordnen. Hell, weißer Schaum, mit 5,7 % Alkohol bei 13,9 % Stammwürze durchaus exporttypisch stärker. Die Schaumstabilität und -festigkeit ist jedenfalls fast schon „viagrös“, wenn mir der kleine Seitenhieb erlaubt ist. Auf der Zunge ist das Rammlerbier im ersten Eindruck recht getreidig, es mutet wie ein stärkeres Lager an und weniger wie ein Export. Was vor allem daran liegt, dass die Hopfennote nicht so deutlich hervorkommt. Und hintenraus kommt es nicht so herb durch. Also doch mehr ein Märzen? Dafür ist es meiner Meinung fast zu hell. Dann müsste vielleicht die unterschwellige Malzsüße deutlicher sein. Eigentlich schmeckt es mehr nach 4,9 % als nach einem stärkeren Bier. Sonst ist es in seiner Stroh- und Malzaromatik ganz nett. Nicht gerade aufregend, aber auch nicht unsüffig.
Warum und wie das Rammler-Bier jetzt „spitz“ oder gar fruchtbar machen soll, kann ich beim besten Willen nicht sagen. Aber vielleicht ist es dafür auch noch zu früh. Schließlich ist das Osterfest noch nicht vorbei und ob und wie das Rammlerbier seine fruchtbarkeitsfördernde Wirkung entfaltet hat, kann man erst in ein paar Wochen oder Monaten sagen. Aber wenn, dann lass ich es euch wissen.
P.S.: Der Osterhase soll übrigens erst im 17. Jahrhundert in Deutschland heimisch geworden sein – und zwar aus dem Protestantismus heraus. Zuminest erklärt es der Focus so. Aber jetzt wird’s wieder religiös. Und darüber wollte ich heute ja nicht schreiben …
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