Ich weiß, in letzter Zeit ist das Bier des Tages sehr „weizenlastig“. Und auch bei den alkoholfreien Bieren kommt man nicht um ein Weizen herum. Wobei auch da die Regel gilt: „Alkoholfrei“ bedeutet nicht „ohne Alkogol“. Beim Göller Hefeweizen alkoholfrei reden wir von 0,2 Volumenprozent Alkohol. So gibt es zumindest die Homepage an.
Das ist kein Etikettenschwindel oder Betrug, auch wenn Foodwatch da regelmäßig argwöhnisch schaut. Laut Gesetzgeber gilt Bier mit weniger als 0,5 % als alkoholfrei. Das hat Vor- und Nachteile – sowohl für dei Brauereien als auch für die Konsumenten. Für trockene Alkoholiker, Kinder oder Menschen, für die aus religiösen oder medizinischen Gründen ein stricktes Alkoholverbot gilt, sind 0,5 % Alkohol sicher schon „zu viel“. Auf der anderen Seite können auch so alltägliche Produkte wie Apfelsaft, reife Bananen oder Sauerkraut können locker mal diesselbe Menge Alkohol haben wie ein alkoholfreies Bier. Und so geht der Streit um den Alkohol hin und her. Bizarr wird das Ganze, wenn das Rechtsmagazin Legal Tribune Online davor warnt, im Straßenverkehr eine 0,00 Promille-Regel einzuführen, weil sich dann die Autofahrer von Apfelsaft, Kefir, manchen Torten, Malaga-Eis oder Sauerkraut verabschieden müssten. Gefordert wird daher nur das als „alkoholhaltig“ anzusehen, was mehr als 1 Volumenprozent aufweist und auf eine „Null-Toleranz“-Regel im Straßenverkehr zu verzichten. Dabei muss kaum einer befürchten, nach zu viel alkoholfreiem Bier seinen Führerschein zu verlieren, selbst, wenn er als Fahranfänger mit einem strikten Alkoholverbot belegt ist. Selbst, wer nach einer 5tägigen Alkoholabstinenz innerhalb von einer Stunde drei alkoholfreie Bier (also 1,5 L) einwirft, kommt auf maximal 0,0056 Promille – das hat eine Studie mit dem Titel „Maximale Blutalkoholkonzentration nach forciertem Konsum von alkoholfreiem Bier“ ergeben. Es spricht also scheinbar nichts gegen das alkoholfreie Weizen zwischendurch. Wenn es denn schmeckt!
Und da kommen wir wieder zum Göller Hefeweizen alkoholfrei aus Zeil am Main, einem honigfarbenen, dicht-trüben Weizen mit anständiger Schaumkrone. Der Geruch ist ein wenig süßlich, sonst riecht man die typische Hefe. Beim Geschmack war mein erster Eindruck: „Kenn ich das woher? Woher kenne ich das denn?“
Mal abgesehen davon, dass sich so manche alkoholfreien Weizen charakterlich gleichen, gibt es natürlich immer wieder mal die Möglichkeit, dass man dasselbe alkoholfreie Weizen in verschiedenen Flaschen vor sich stehen hat. Klar, es braut ja nicht jeder ein eigenes Alkoholfreies, der auch eines verkauft. Das Aroma ist jedenfalls hell, süßlich, malzig und typisch fruchtig. Der Abgang ist typisch süßlich-hefig. Der Bringer ist es schon alleine deshalb nicht. Dazu kommt aber auch noch so eine „komische Karton-Note“, die im Übrigen nicht nur mir aufgefallen ist. Auch bei der ratebeer-Bewertung taucht der Hinweis immer wieder auf. Und es wird auf die Dauer ein wenig arg wässrig. Auch da gibt es bessere alkoholfreie Weizen, finde ich.
Tja, es ist ein ALKOHOLFREIES Weizen, da muss man häufig genug leider geschmackliche Abstriche machen. Und während sich die alkoholfreien untergärigen Biere fast vollständig von der Vorstellung gelöst haben, ein echtes Pils imitieren zu können, bleibt bei den alkoholfreien Weizen die Geschmackserwartung, die man an ein Hefeweizen hat, bestehen. Daran scheitert das eine oder andere aber leider. Dass das Göller Hefeweizen alkoholfrei meinen Tagesbedarf an Folsäure und Vitamin B12 zu diesen oder jenen Prozentzahlen zu decken vermag, kann da leider auch nicht darüber hinweghelfen …
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