Google ist ja lustig. Wenn man da anfängt, in die Suchmaske etwas einzugeben, dann ergänzt Google das nach eigenem Gutdünken. Dabei kommen bisweilen lustige Sachen heraus, bisweilen auch ärgerliche. Die Süddeutsche hatte mal die in ihren Augen lustigstenautomatischen Vervollständigungen gesammelt. Unvergessen ist auch der Streit der EX-First Lady Bettina Wulf mit dem Suchmaschinengiganten bezüglich der Vervollständigung zu ihrem Namen.
Was man so in Sachen Bier von Google vorgeschlagen bekommt, entbehrt bisweilen auch nicht der komik. Und es lässt einen manchmal auch ein wenig nachdenken. Git man zum Beispiel „Bier braucht“ in die Suchmaske ein, bekommt man Hinweise darauf, dass Bier zwar Heimat (vor allem bei Beck’s, wenn AB Inbev Arbeitsplätze abbauen will), aber keinen Namen (also kein Beck’s, wenn das Marketing wichtiger ist als das Bier) brauche. Komisch ist nur, dass einem Google die zwei wichtigsten Dinge bei einem Bier nicht vorschlägt. Dabei sollte das das erste sein, was einem einfällt:
Bier braucht Charakter und Geschmack!
Vor allem das mit dem Charakter ist eigentlich ein wirklich wichtiger Punkt. Schließlich leben wir mittlerweile in einer Zeit, in der immer häufiger nach den Wünschen des Massengeschmacks produziert wird. Und da ist es jetzt egal, ob wir von Bier, Popmusik, Autos oder Marketing sprechen. Abgeschliffen, weichgespült und glattgebügelt – das ist viel zu häufig das „Erfolgsrezept“. Dass das auch beim Bier so ist, hat (wahrscheinlich unfreiwillig) der Geschäftsführer der Privaten Brauereien am Tag des Bieres in Bamberg „vom Stapel gelassen“:
„In München kriegst du Bier aus Großbrauereien und wennst es alle nebeneinander stellst, dann schmecken die alle ziemlich gleich.„, so musste er mit einem Spezi rauchbier in der Hand zugeben. Und auch wenn er gleich hinterherschob „Um Gottes Willen, die Münchner werden mich dafür köpfen. es gibt natürlich auch unterschiedliche Sorten. Aber so eine Vielfalt wie in Bamberg gibt es natürlich in München net.“ Ob einem jetzt die einzelnen Biere schmecken oder nicht, sei dabei mal ganz außen vorgelassen. es ist die Vielfalt charakterlich eigenständiger Biere, die die Bierregion Franken so einzigartig macht.
Nehmen wir zum Beispiel mal das Aascher Hausbier vom Rittmayer aus Aisch – nicht zu verwechseln mit dem größeren Rittmayer aus Hallerndorf. Das ist genau so ein charakterstarkes Bier, an dem sich durchaus die Geister scheiden könnten. Schon alleine optisch dürfte es nicht jeden ansprechen: Bernsteinfarben, schön trüb und mit sehr dezenter Kohlensäure – das entspricht nicht unbedingt dem, was sich der Massengeschmack unter einem Bier vorstellt. Gut, immerhin der Schaum steht schön da. Aber darauf könnte ich zum Beispiel auch verzichten. Auch geschmacklich gibt es „einfachere“ Biere. Deutlich spielen sich Malz und Hefe immer wieder den Ball zu. Fruchtig wirkt es, hefig, aber auch mit kantigem Getreide. Das ist vollmundig, hat ein komplexes Aromenprofil. Das ist nicht mehr jeder gewohnt. Das könnte so manchen „überfordern“. Das ist, man kann es nicht anders sagen, ein fränkisches Landbier par excellence. Allerdings fordern die spelzige Herbe, das volle Malz, die fruchtige Hefe und das satte Mundgefühl doch den Gaumen ganz schön.
Aber egal, ob man das Bier jetzt mag oder nicht. In Sachen Geschmack und Charakter sind Biere wie das Aascher Hausbier der kleinen mittelfränkischen Brauerei Rittmayer in Aisch meilensteine. Nicht nur in Franken, sondern auch in Bayern und im ganzen Bundesgebiet. Aber ich befürchte, das weiß (und braucht) kaum noch wer …
P.S.: Über die Familiengeschichte der Rittmayers und den drei unterschiedlichen Rittmayer-Bieren in der Region schreibe ich dann ein andermal. Schließlich habe ich bis jetzt erst zwei von drei Rittmayer-Biere besprochen.
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