Dass ich zu den Bieren der „Braumanufactur“ Alt-Bamberg meine Meinung habe und die auch gerne mal laut und deutlich ausspreche (bzw. schreibe), dürfte mittlerweile hinlänglich bekannt sein. Da hat mich so einiges gestört: Angefangen davon, dass man sich anfänglich viel Mühe gegeben hat, den Brauort (Kaiserdom) zu verschleiern, über den Punkt, dass man bei einer 250.000 Hl-Brauerei alles nur keine „Manufaktur“ ist, bis hin zur ziemlich freien Auslegung des Begriffs Craftbier für die eigenen Produkte.
Jetzt will ich nicht so vermessen sein und glauben, dass man in der Kapuzinerstraße 27 in Bamberg (unbedingt mal hingehen und das Firmenschild der Braumanufactur suchen. Oder das Büro. Oder irgendwas …!) darauf gehört hat, dass das so nicht geht. Aber mit dem neuen Kaiserdom Pils … ähm, Halt! … dem neuen Braumanufactur Alt-Bamberg Pils hat man einige der – wie ich finde – „Missstände“ beseitigt.
Punkt 1: Es wird – wie man auf der Homepage lesen kann – nun offiziell bei der Kaiserdom gebraut und deren Infrastruktur genutzt. Ich unterhalte mich ja gerne mit den armen Verkäufern an den Alt-Bamberg-Aufstellern in den Getränkemärkten. Und die winden sich dann immer ziemlich und verrenken sich. Das Wappen auf den Kisten, die Jahreszahl und, und, und … „Ja, aber das ist kein Kaiserdom. Das ist eine eigene GmbH.“ Und dann folgt der flehentliche Blick, ich möge doch endlich gehen. Was ich dann in der Regel auch mache, schließlich können sie ja nichts dafür. Sie sollen das Bier nur promoten. Ich habe mir mal die Mühe gemacht, die zahlreichen Verbindungen zwischen der Braumanufactur Alt-Bamberg und der Kaiserdom in einer Facebook-Bildergalerie zusammenzustellen. Jetzt allerdings spricht man tatsächlich von Kaiserdom. Das ist löblich, das hätte man auch von Anfang an machen können. Wenn das Produkt so überzeugend sein soll, dann macht auch der zweifelhafte Ruf der Brauerei in Bamberg (die Bamberger wissen, was ich meine) nichts.
Dass Margareta Wörner, Chefin von der Kaiserdom, auch einzelvertretungsberechtigte Geschäftsführerin der Braumanufaktur Alt-Bamberg GmbH ist, fällt in dem Interview mit dem Braumeister im Unruhestand Hartwig Neckermann auf der Alt-Bamberg-Homepage unter den Tisch. Naja, man muss „uns Bambergern“ halt schonend beibringen, was wir da trinken.
Was mich zu Punkt 2 bringt, dem Pils. dass es jetzt auch ein Pils gibt, war für mich wenig verwunderlich. Schließlich gibt es Kaiserdom Pils, Bürgerbräu Pils, Domfürsten Pils, Angermann Pils … und was weiß ich, was die Kaiserdom nicht noch alles braut. Da liegt ein Braumanufactur Alt-Bamberg Pils nahezu auf der Hand. Überraschend war das nicht. Auch dass es mit Tettnanger und Spalter Select gebraut werden soll, haut einen jetzt nicht sofort vom Hocker. Aber jetzt kommt’s: Das Bier wird hopfengestopft! Das ist bei einem Pils eigentlich nur konsequent, schließlich sollte ein Pils ja auch hopfig schmecken. Beim Kochen gehen aber leider viele der ätherischen Öle, die die Aromen tragen, verloren. Ein Bier im Lagertank nachträglich zu hopfen ist da nur konsequent.
Erfreulicherweise bringt diese aus der Craftbierszene langsam in den normalen Braualltag diffundierende Technik beim Alt-Bamberg Pils mit seinen 4,9 % Alkohol auch den gewünschten Effekt. Das golgelbe Bier mit der schönen Schaumkrone riecht nämlich verdammt nach Citrusnoten. Selbst wenn man nicht wüsste, dass da kaltgehopft wird, das riecht jeder! So deutliche Citrus- und Hopfennoten kommen sonst nicht durch. Auch im Antrunk zeigt sich schon das deutliche Hopfenaroma. Und noch etwas zeigt sich von Anfang an. Die Gleichung „Hopfen = bitter“ stimmt nicht. Aber mal so gar nicht. Denn das muss man dem Pils bei aller Sympathie für das Citrusaroma vorhalten: Für ein Pils fehlt ihm der Wumms hintenraus. Da fehlt es an der deutlichen Bittere, zumindest aber an Herbe, die die weichen, fruchtig-säuerlichen Aromen kontrastiert. So bleibt es weich, hopfenaromatisch und wird hintenraus ein wenig grasig-getreidig. Da hätte man sich beim Kaiserdom Pils mal eine Scheibe abschneiden können.
Das ist jetzt mal wenigstens dank Hopfenstopfen mehr Craftbier als alle anderen Sorten, die ich bisher getestet habe. Und es ist in seiner Hopfenaromatik auch schon mal interessant, das muss man dazu sagen. Für mich vielleicht bisher das beste Alt-Bamberg-Bier. Allerdings ginge da auch noch mehr. Auf die Dauer wirkt die Citrus-Ausrichtung zu einseitig. Da könnte man noch ein wenig mehr mit verschiedenen Hopfenaromen spielen. Oder noch besser: Macht ein Pale Ale draus! Ne geile, obergärige Ale-Hefe dazu, ein wenig naturtrüb und als Hopfen noch etwas Südfruchtiges oder gar etwas mit mehr Kräuteraromen? Dann müsste nur noch Kaiserdom draufstehen und ich wäre vollends zufrieden.
Fordern kann ich es ja mal, vielleicht tut sich ja was …
P.S.: Wer trotzdem bei Kaiserdom ein wenig Bauchgrimmen hat, der kann sich auf hopfengestopfte Versionen vom Greifenklau Zwickel freuen. Die soll es demnächst auch geben. In Bamberg tut sich was, sag ich euch.
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