Vor zwei Tagen hatte ich es ja von einem „neuen“ Forchheimer Bier. Naja, so neu war es nicht. Und man kann sich immer darüber streiten, ob das Reaktivieren alter Marken die Brauereilandschaft „wirklich“ belebt. Aber es gibt ja auch wirklich neue Biere in Franken – auch, wenn die Anzahl der Brauereiaufgaben die der Neugründungen leider übersteigt.
Ein Beispiel für so ein neues Bier sind die Fochheimer Bierraten vom Brauwastl.

Brauwastl 1

Brauwastl, das sind drei Freunde, die sich zusammengefunden haben, um gemeinsam Bier zu brauen. Angefangen hat alles mit einem Braukurs bei der VHS im Jahr 2000 – und mit der üblichen Menge von 20 Litern. Aber 20 Liter machen nicht lange glücklich. Und wer einmal gebraut hat, der will eigentlich immer wieder. Gerade, wenn man wie die drei Jungs von Brauwastl mitten in einer der interessantesten Bierregionen Deutschlands lebt. Denn die Vielfalt, mit der wir Franken gesegnet sind, spornt einen eher noch zum Brauen an, als dass sie einen davon abhält. Man hat ja sozusagen das ganze Jahr über Biere im Krug, denen man nacheifern oder die man vielleicht gar überflügeln möchte. Nachdem es vom Brauwastl-Bier ein paar Jahre lang 100 Liter „privat“ zum Annafest gab, war es Zeit, den nächsten Schritt zu gehen. Die drei Bierraten haben den „Kupferkeller geentert“, wie die Nordbayerischen Nachrichten so schön schrieben. Und damit ist ihr Bier ein Fall für meinen Blog.

Brauwastl

Trifft man die drei auf dem Annafest, stellt man gleich fest, dass da viel Herzblut bei der Sache ist. Muss es auch sein, denn so ein Annafest-Keller ist nichts, was man auf die leichte Schulter nehmen darf. Eine feste Kellerhütte wurde gebaut, das Brauwastl Festbier musste bei einer Brauerei in Auftrag gegeben werden – denn auch, wenn man mit so einem Schlachtkessel um die 100 Liter pro Sud brauen kann, beim Annafest geht viel, viel, viel mehr über den Tresen. Wie viel, da hielt man sich bedeckt. Aber das kennt man, kein Brauer spricht freimütig über seinen Ausstoß. Dafür war man erstaunlich auskunftsfreudig bei der Tatsache, dass das Brauwastl Festbier bei der Brauerei Neder in Forchheim für die drei Hobbybrauer gebraut wurde. Da gibt es freundschaftliche Beziehungen zum Braumeister und zur Familie, wenn ich es richtig verstanden habe. Von einer „Biermarke“ will ich hier aber trotzdem nicht sprechen. Denn die drei brauen ja das Jahr über ihre unterschiedlichen Biere selbst. Nur ein Engagement wie das auf dem Annafest stemmt kein Hobbybrauer-Verein.

Brauwastl

Langer Rede kurzer Sinn: Wie sieht es denn jetzt aus, dieses neue Bier? Und wie schmeckt es? Und Überhaupt?! Die Stammwürze liegt so bei 13,3 %, beim Alkohol liege man so ein wenig unter 6 %, hieß es. Und dunkel ist das Bier – also nicht ganz dunkel, aber immerhin ein dunkles Bernstein. Wie es schmeckt? Süffig! Gut, aus dem Steinkrug auf so einem Fest schmeckt ein Bier natürlich gleich doppelt gut. Aber dem Brauwastl Festbier fehlt nichts. Das Malz baut eine schöne Basis auf, vom Hopfen hat man auch eine Kleinigkeit, im Nachhall wird es ein wenig malzig-trocken. Da kommen die dunklen Bestandteile durch. Gerade diese feine Malzigkeit im Abgang und Nachhall gefällt mir. Und, dass es insgesamt sehr, sehr ausgewogen ist.

Brauwastl

Jetzt fehlt eigentlich nur noch der nächste, logische Schritt: Die drei müssten ihre Berufe an den Nagel hängen und eine eigene Brauerei eröffnen, so richtig mit eigenem Sudhaus für eine anständige Menge. Gär- und Lagermöglichkeiten hätten sie ja im Kupferkeller. Aber das ist wohl mein Wunschtraum. Obwohl – wissen kann man sowas nie. Ein wenig Crowdfunding, ein engagierter Braumeister, der mitmacht, … Es wäre nicht die erste Brauerei, die so entsteht.