Immer im Advent wird mir ja bewusst, dass dieses Projekt – jeden Tag über ein anderes, fränkisches Bier zu schreiben – eigentlich nicht machbar ist. Nicht, dass es zu wenige Biere dafür gäbe. Im Gegenteil, eher zu viel. Oder genauer gesagt: zu viel saisonal! Es ist natürlich schön, dass nahezu jeder Brauer in Franken ein Bockbier braut. Und noch schöner ist es, wenn das sogar zwei Weinachtsböcke und vielleicht auch noch ein Winter-, Weihnachts- oder Festbier ist. Aber, wenn ich mal von ca. 270 Brauereien in Franken (plus noch Henneberg-Franken, Tauberfranken und das Hohenloher Land und die fränkischen Teile der Oberpfalz!!!) ergibt das wohl so um die 300 bis 400 Böcke und weihnachtliche Festbiere. Schreibe ich jetzt immer zwischen Anfang Dezember und Ende Januar nur über solche Biere würde ich rund sechs Jahre mindestens dafür brauchen … Mal sehen, ob ich das schaffe …
Aber bis es so weit ist, schreibe ich einfach weiterhin tapfer über jeden Bock, der mir in die Finger kommt. Und da ist es natürlich hilfreich, wenn von einem Bock mehr gebraut wird und es den Bock, wie beim Mainseidla, jetzt auch in Flaschen gibt. Wenn ich mir nur vorstelle, jeden Bock beim Bockbieranstich testen zu müssen …
„Mächtig & kräftig“ steht auf dem Mainseidla Bockbier von Jörg Binkert. Und irgendwie kann ich mir das nicht so recht vorstellen. Denn die Mehrheit der Mainseidla-Biere sind doch eher hopfenbetont. Bei den Attributen „mächtig & kräftig“ in Bezug auf einen Bock denkt man dagegen eher an ein schönes Brett voll Malz.
Auch die Farbe hat mich überrascht. Ich hätte einen hellen Bock erwartet, vielleicht sowas wie die „kräftige Variante“ des Original. Der satt-trübe Bernsteinton zeigt aber tatsächlich schon mal in eine ganz andere Richtung! Zumindest riecht der Bock schon mal schön malzig. Und trotz seiner Spritzigkeit ist es … ein echter Bock! Und zwar tatsächlich ein mächtiger Bock mit Karamell und Toffee-Tönen, nicht zu süß, sondern richtig schön „kellerbiermalzig“. Das Spiel zwischen Süße, Körper und Herbe ist ausgewogen. Da hilft natürlich immer auch die Hefe. Aber, dass ich unfiltrierte Böcke immer interessanter finde, hatte ich irgendwann schon mal geschrieben. Also irgendwann bei einem der gefühlten paar Hundert Böcke zuvor.
Den hier darf man übrigens nicht nur aufs Malz reduzieren, da täte man ihm unrecht. Hopfenaroma ist auch da, nicht übertrieben und nicht in der ersten reihe, aber auch schon da. Das ergibt einen Bock, wie ich ihn mag. Mit seinen 7,0 % ist er auch ordentlich kräftig. So richtige „Acht-Ender“ sehe ich immer seltener. Ich glaube, der Trend geht da ein wenig zu „mittelschweren“ Böcken. Der hier jedenfalls passt! Den kann ich guten Gewissens weiterempfehlen!
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