Heute gehe ich mal wieder in den Thüringer Teil Frankens. Oder ins fränkische Thüringen, das kann man sehen, wie man will. Da fiel mir von der Brauerei Gessner in Sonneberg der dunkle Bock in die Finger. So weit ist das nicht ungewöhnlich. Bis ich hinten auf dem Rückenetikett folgenden Satz las: „Sie haben sich ein hervorragendes Bier ausgesucht!“ Aha? Aha!
Ich bin ja selbst auch im schreibenden Gewerbe unterwegs und kenne solche Formulierungen. Nahezu jede Gebrauchsanweisung beginnt mit so einer Floskel: „Herzlichen Glückwunsch zum Kauf ihres …“, „Sie haben eine gute Wahl getrofen …“ und vieles mehr kann man da lesen. Klar, wer würde auch über sein Produkt etwas anderes schreiben. Wie gut die Wahl aber tatsächlich ist, muss sich beweisen, wenn man das Produkt dann nutzt. Oder das „hervorragende Bier“ kostet.
Mit 6,8 % ist der dunkle Bock vom Gessner schon mal ganz ordentlich in Richtung „Siebenender“ unterwegs. Kostet man ihn, fragt man sich unweigerlich, ob das tatsächlich ein Bock ist. Ok., er ist malzig, hat ordentlich Volumen, durchaus auch süffig, aber ich kann mir nicht helfen: Auf mich wirkt er eher wie ein sehr ordentliches und volles Dunkles. Das hat dann aber auch alles, was es braucht: süßliche, dunkle Noten am Anfang und eine angenehme Malztrockenheit am Ende. Dazu ist er für einen dunklen Boch auch angenehm spritzig. Wie gesagt, die 6,8 % Alkohol sind sehr, sehr versteckt. Was ihn nicht schlecht macht, im Gegenteil. Die Karamellaromen, das Malz, die Würze, es stimmt alles und schmeckt. Davon trinkt man gerne eins oder zwei. Den Alkohol merkt man dann wohl erst, wenn man aufsteht. Das ist schon ein wenig gefährlich. Aber welcher Brauer würde auf sein Etikett „Sie haben sich ein gefährliches Bier ausgesucht“ schreiben???
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