Nehmen wir mal an, euch würde jemand fragen, was der größte Unterschied zwischen dem US-amerikanischen Biermarkt und dem deutschen sei – was wäre eure Antwort? Die Brauereigrößen? Die Verteilung von Craftbieren? Oder der Marktanteil von Leichtbieren? Letztere haben in den USA tatsächlich einen Anteil von um die 40 %!!! In Deutschland liegt der Anteil dagegen bei unter 1 %! Auf statista.com gibt es eine Statistik über die Konsumhäufigkeit von Leichtbieren. Die Zahlen für das Jahr 2014 sind bezeichnend: Wie oft trinken Sie Leichtbier (in Millionen):
Täglich: 0
Mehrmals pro Woche: 0,21
1-mal pro Woche: 0,35
Mehrmals pro Monat: 0,92
Ca. 1-mal pro Monat: 1,06
Seltener: 5,57
Nie: 60,79
Das ist deutlich! Wobei sich in den USA die Angabe Light Beer auf den Brennwert bezieht, also die Kalorien. In Deutschland ist die Kalorienzahl dagegen egal, solange die Stammwürze und dadurch der Alkohol auch niedriger ist. Zum Vergleich: Ein Miller Genuine Draft, also das „normale“ Miller, hat 5 % Alkohol, das Miller Genuine Draft Lite dagegen immer noch 4,2 %.
Das Greif Bräu Leicht aus Forchheim hat dagegen nur 2,5 % und damit satte „40 % weniger Alkohol als unser Pils.“ So steht es auf dem Etikett. Das Pils hat übrigens 5,1 %. Wie viele Kalorien beide Biere haben? Fehlanzeige! Der deutsche Konsument trinkt Leichtbier wohl eher nicht, um abzunehmen, sondern eher, um „seinen Lappen“ nicht zu gefährden. Was übrigens auch erklärt, warum in Bayern mehr Leichtbier getrunken werden soll als im Rest der Republik. Hier gehört Bier einfach dazu, zur Not auch, wenn man fährt. Und bevor mal ein Alkoholfreies trinkt …
Anders ist es auch nicht zu erklären, dass es Leichtbiere sogar von fränkischen Land und Stadtbrauereien gibt. Ich meine ein Greif Leicht, in Forchheim. Das trinkt wohl der, der nachher vom Kellerberg noch heimfahren muss.
Das hellgelbe Bier riecht ein wenig malzig und schön blumig. Geschmacklich ist es … ja, auch das ist anfänglich zu süß und erinnert eher an ein Alkoholfreies als an ein „echtes Bier“. Auf der Haben-Seite steht dafür eine schöne Hopfenblume auf malzigem grundkörper. Die Spritzigkeit passt, die angenehme Herbe. Wäre da einfach weniger Süßlichkeit, es wäre einw eriklich gutes Bier. Aber so bleibt ein schaler Nachgeschmack – bzw. ein süßer. Das liegt vornehmlich an der Art, wie solche Biere gebraut werden.
So wird z. B. häufig die Gärung gestoppt, sodass weniger Alkohol ensteht. Oft wird auch gleich mit weniger Stammwürze gearbeitet, was so manches Leichtbier „wässriger“ macht. Man kann den Alkoholgehalt von einem Leichtbier aber auch durch technische (chemisch-physikalische) Prozesse reduzieren. Aber ich denke mal für die kleinen fränkischen Brauereien scheidet das aus. Allerdings könnte man in Sachen Vollmundigkeit und vielleicht auch Hopfeneinsatz noch ein wenig was drauflegen. Sonst bleibt das Leichtbier in Deutschland immer nur die (eigentlich) ungeliebte Sommeralternative …
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