Dass man dem großen Poeten Jean Paul gleich drei Biere gewidmet hat, habe ich ja schon gestern erwähnt. Sein „Kollege“ E.T.A. Hoffmann kommt zu immerhin noch einem Bier. Auch sonst kommt man in Franken zu einem Bier, wenn man berühmt ist. Für die Katholiken gibt’s ein Benedikt XVI-Bier. Für die Protestanten wird Luther mit dem Luthertrunk vom Grosch geehrt, wo es auch noch ein Prinz-Albert-Pils gibt. Und der große Minnesänger Wolfram von Eschenbach bekommt ebenfalls „sein Pils weg“. Und in diese Reihe illustrer Namen mischt sich seit Neuestem eine weitere Berühmtheit:
Dem Seidlaas Siggi sei Schädelschbrengger Export!
Ok., vielleicht ist es ja an dem einen oder anderen vorbeigegangen, aber es gibt in Franken so ein Youtube-Phänomen, eine Kultserie, einen Internet-Hit, ein „Muss“ für alle Fans der „heiteren Muse“: die Franken Animals. Wem das nichts sagt, dem sei es kurz erklärt. Da gibt es also einen Typen, der sich XXUwe nennt und der in seiner Freizeit lustig zusammengesetzte Tierfilmchen mit breitestem fränkischen Dialekt unterlegt. Das ganz nennt sich Franken Animals. Heimlicher Star der tierisch sinnfreien Parade ist der Seidlaas Siggi, ein Fischotter, der seines Zeichens Getränkehändler ist und dessen „Hausmarke“ ein ominöses Schädelschbrengger Export ist.
„A Bier des machd dei Hirn zu Brei … des mou a Schädelschbrengger sei„
Bei der Franken Bräu in Mitwitz braut man nun jenes ominöse Schädelschbrengger Export. Dabei handelt es sich um ein helles Export-Bier mit satten 5,4 %. Optisch passt das Bier. Die sattgoldene Farbe wirkt durchaus durstfördernd. Geschmacklich ist das Bier – wie drücke ich es jetzt aus? – eher „einfacher“ gestrickt. Riecht man in den Krug, hat man eine leichte Mischung aus hellem Malz und ein wenig Hopfen. Für ein helles Export vielleicht sogar zu wenig Hopfen. Das könnte man dem Bier auch geschmacklich vorwerfen, wenn man ihm etwas vorwerfen will. Es ist hellmalzig, hat eine durchaus angenehme Grundsüße, der sich genau so viel Herbe entgegenstellt, wie es braucht, damit das Bier nicht zu süß wirkt. Auch an Hopfenaroma ist genau so viel vorhanden, wie sein muss. Aber eben auch kein Gramm mehr. Wie gesagt, von einem hellen Export würde ich ein wenig mehr Hopfenaroma erwarten. Und überhaupt ist das Bier eigentlich eher unauffällig und weit von einer geschmacklichen Innovation entfernt. Was aber nicht heißen soll, dass es nicht schmeckt. Im Gegenteil! Es ist verdammt süffig – und das auf eine nahezu schon gefährliche Art. Und damit erfüllt es seinen Zweck. Denn kaum einer wird so ein Schädelschbrengger Export des ausdifferenzierten Malzkörpers oder der exotischen Hopfenblume wegen kaufen.
Sind wir mal ehrlich: Dieses Bier ist ein Party-Bier. Ein Bier, das man trinkt, wenn man sich jovial auf die Schultern klopft und Sprüche wie die oben erwähnten Tiere aus den Youtube-Clips raushaut. Ein Kultbier mit eigenem Facebookauftritt. Ein Bier, das am Baggersee oder beim Grillen nahezu wie Wasser läuft. Und wäre ich Psychologe, würde ich sicher philosophieren, dass so ein Bier Ausdruck der Normverweigerung in einer ansonsten vor allem in Sachen Alkohol von immer stärkerer Disziplinierung geprägten Welt darstellt.
Mag auf anderen Bieren der Aufruf „Bier bewusst genießen“ stehen, mögen auch Biersommeliers ihren Teku-Pokal schräg gegen das Licht haltend wortreich Antrunk und Abgang eines Bieres loben – der XXUwe würde seinem Seidlaas Siggi darauf wahrscheinlich nur eins in den Mund legen:
Na Faaalääää, du Schmarrer! Etz dringgsdd amoll nou an Schädelschbrengger, weil dann hälddsdd wengsdns derweil dei Babbm!
Und irgendwie würde er damit vielen Biertrinkern aus der Seele sprechen. Denn so ganz bierernst muss es beim Bier wirklich nicht immer zugehen. P.S.: Gefühlt gibt es das Schädelschbrengger Export ja überall. Wer dennoch eine Liste der Händler sucht, findet sie hier.
Noch keine Kommentare