Wenn ich es recht betrachte, habe ich bei meinem Projekt zwar schon Gott und die (fränkische) Welt beschrieben, aber direkt vor meiner Haustür habe ich das eine oder andere Bier unbeachtet gelassen. Nun gut, die Dominikanerstraße in Bamberg liegt nicht eben direkt vor meiner Haustür, aber zum Alt-Ringlein habe ich es schon näher als zu so mancher Brauerei, über die ich schon viel geschrieben habe.

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Das Ringlein war vom 16. Jahrhundert, genauer wohl ab 1588, bis zum Ende der 1950er Jahre eine der vielen Brauereien in Bamberg. Die Geschichte lässt sich auf brauereigeschichte.de nachlesen – ich spare mir es daher, sie hier nachzuzeichnen. Mich interessiert mehr, wie es heute mit dem Ringlein und dem Bier aussieht.

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Denn auf der Getränkekarte des Hotels/Restaurants Alt-Ringlein findet man auch heute noch Ringlas Helles. Das ist nichts Ungewöhnliches. Viele ehemaligen Brauereien lassen sich ein Hausbier brauen – sei es aus Nostalgie oder um die eigene „Markenidentität“ zu stärken. Gründe für ein Hausbier gibt es viele. Ringlas Helles soll, so kann man bei verschiedenen Quellen (z. B. hier und hier) lesen, vom Mahr’s aus Bamberg kommen. Das ist mit Blick auf die Karte naheliegend und das Mahr’s sicher nicht die schlechteste Brauerei, um sich ein Helles brauen zu lassen. Das schön goldene helle Vollbier mit seiner dichten Schaumkrone soll übrigens nach einem alten Originalrezept gebraut werden. So weiß es zumindest www.bamberg-guide.de zu berichten: „Das Ringlas Hell wird übrigens noch nicht allzu lange wieder gebraut, der Inhaber hat ein altes Rezept der ehemaligen Brauerei ausgegraben, und nun schmeckt’s wieder wie früher …

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Bei solchen Vergleichen mit Früher bin ich ja eher vorsichtig. Ich könnte nicht sagen, ob das „neue Ringlas Helle“ wieder so schmeckt wie Ende der 50er Jahre. Dafür bin ich zu jung. Und mir fiele auf Anhieb auch kein alter Bamberger ein, den ich um einen aktuellen Vergleich bitten könnte. Ich persönlich denke mir, dass das heutige Ringlein Helles und das damalige selbst bei gleichem Rezept Welten trennen könnten. Zu viel hat sich in der Zwischenzeit in den Bereichen Mälzerei und Brauereitechnik getan. Mal ganz abgesehen davon, dass die Geschmacksgewohnheiten von damals durchaus anders gewesen sein dürften als heute. Reden wir also übers heutige Ringlas Helles:
4,9 % hat es, sagt die Bedienung. Satt golden ist es, sagt das Glas. Beim Geschmack spielen sich von Anfang an Aromen von Heu und Gras in den Vordergrund, ohne dem hellen Vollbier jedoch zu viel Würze auszubürden. Der Trunk ist eher schlank, das Bier dadurch weder übermäßig malzig noch zu deutlich gehopft. Also balanciert es auf dem schmalen Grat zwischen Ausgewogenheit und Gewöhnlichkeit. Und dieser Grat ist verdammt schmal. Denn auch, wenn das Bier nicht schlecht ist und sich angenehm trinken lässt, es gibt einem nicht unbedingt das Gefühl, seinetwegen wieder und wieder ins Ringlein kommen zu wollen.

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Aber hier macht es sich wohl bemerkbar, dass das Alt-Ringlein heutzutage Restaurant und Hotel ist. Das eigene Bier steht nicht im Vordergrund, begleitet den Aufenthalt mehr, als ihn zu zu bestimmen. Programmatisch ist da, was man auf der Homepage lesen kann: „In Bamberg darf Bier nicht fehlen. Insbesondere Rauchbier. Wir haben gleich zwei zum Probieren und vergleichen. Spezial Rauchbier und Schlenkerla Rauchbier. Natürlich haben wir ein Helles, Ungespundets (a U) und Weisse. Alles vom Faß frisch gezapft.

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Ich würde mir ja durchaus ein wenig mehr Focus aufs eigene Bier und ein wenig mehr Charakter fürs Ringlas Helle wünschen. Der Tradition des Hauses und der Brauerei würde das sicher nicht schaden. Vielleicht hat man es aber gegenüber vom berühmten Schlenkerla mit einem eigenen Bier nicht so leicht, wenn jeder Tourist Bamberg immer nur mit „dem einen Rauchbier“ identifiziert.