Heute muss ich mal eine Lanze für die „armen Unterfranken brechen. Also nicht, dass die Unterfranken an sich „arm“ wären, da haben manche Regionen in Oberfranken wesentlich mehr mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Und wen interessiert schon die bundesdeutsche ökonomische Situation in einem Bierblog. Wenn ich hier von der Wirtschaftslage spreche, dann geht es um die (Gast)Wirtschaft(en). Und da interessiert die ökonomische Wirtschaft nur insofern, als einem die Wirtschaft genügen Geld lässt, um die Wirtschaft besuchen zu können.
Alles klar?

An Wirtschaften ist Unterfranken ja nicht gerade arm. Aber in Sachen Brauereien sieht „Reichtum“ anders aus. Gerade, wenn man wie ich aus dem Bamberger Raum kommt. Denn wird man in Bamberg mit Brauereien und Brauereigaststätten verschwenderisch überhäuft, muss man Bier in Unterfranken suchen. Aber, wenn man mal eines findet, lohnt es sich …

Bayer Rothenfels

Nehmen wir mal die Brauerei-Gasthof Bayer Bräu in Bayerns kleinster Stadt Rothenfels. Der liegt tatsächlich so idyllisch unterhalb der namensgebenden Burg Rothenfels, wie sie in der Fränkischen Schweiz nicht schöner liegen könnte. Betritt man die urige Stube, fallen einem – also mir – die historischen, bedruckten Hopfensäcke auf, mit denen der Tresen geschmückt ist. Und so geht es auch weiter. Eine nette Gaststätte mit einer noch netteren Bierauswahl. Interessanterweise wird das Pils am häufigsten getrunken, obwohl das Raubritter Märzen die bekannteste Sorte der Brauerei ist.

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Dieses Raubritter Märzen mit seinen 5,5 % und seiner schön dunklen Bernsteinfarbe ist übrigens ein Märzen, wie es im Buche steht. Alleine schon die malzigen Grundtöne im Geruch. Und dann der Geschmack, angenehm in seiner Brotigkeit, getragen vom Malz, nicht zu süß, sondern vollmundig und eben angenehm würzig. Auch das Zusammenspiel von Bittere und Malzigkeit ist gelungen, wie ich finde. Zwischendrin zeigt es sich ein wenig kernig, aber das passt einerseits zu ihm, andererseits hat man sich da schnell „eingetrunken“. Ein sehr, sehr ordentliches Märzen mitten aus dem Weinfränkischen, das sich überhaupt nicht verstecken muss. Im Gegenteil, vom Charakter her wirkt es wie ein richtig schönes „Landbier“, auch wenn (oder gerade vielleicht weil) Rothenfels Bayerns kleinste Stadt ist.

Und bevor sich jetzt einer beschwert, Raubritter Märzen würde übertrieben nach Spessart-Romantik, ja vielleicht sogar nach „Wirtshaus im Spessart-Kitsch“ klingen, muss ich dem entschieden widersprechen!
Im Gegenteil, in der Bayer Bräu habe ich mich sofort heimisch gefühlt. Und ich bin da ja bisweilen sehr kritisch! Aber der Wirt (und Bräu), die Bedienung, das Bier, die „Glubb-Deko“, (und als kleiner „Insider“: das „Freunde-Messer“): Da muss ich meinen Hut ziehen und zugeben, dass ich aus oberfränkischer Sicht den Unterfranken unrecht tue, wenn ich sage, sie seinen arm. Und da macht es auch nichts, dass das Bier vielleicht wie andere Bayer Biere auch mittlerweile in Arnstein gebraut wird. Beim Raubritter Märzen steht nicht „Gebraut in Armstron“ auf dem Etikett, bei Pils, Schwarzem Röslein und Export schon. Aber Das ist egal, wenn es schmeckt. Die Unterfranken verstecken ihren Reichtum an Bier lieber. Wahrscheinlich vor den Räubern, woher auch immer die in unseren heutigen Tagen kommen mögen.