Das mit dem Bierfasten hat essentielle Nachteile, das muss ich jetzt einfach mal so sagen. Von der Kombination aus Bier- und Fleischfasten will ich erst gar nicht anfangen. Aber nicht, dass ihr jetzt denkt „Jetzt heult er uns schon wieder die Ohren voll, dass er kein Leberkäsweggla essen und Bier trinken darf! Verbietet ihm ja keiner. Soll er doch, wenn er es nicht mehr aushält!“ Und damit habt ihr Recht! Also nicht mit dem „Nicht-Aushalten“, denn das habe ich mittlerweile ganz gut im Griff. Aber Regeln – so wie die Fastenregeln – sind immer eine Auslegungssache. Und da kann man großzügiger zu Werke gehen oder eben nicht. Wie sagte ein Kollege von mir letzthin, als wir beim Thema Fasten darauf zu sprechen kamen, dass Sonntage keine Fastentage seien und im übrigen der Sonntag in Bamberg schon samstags um zwei eingeläutet würde:

Protestanten haben lockere Regeln, die sie streng auslegen –
Katholiken haben strenge Regeln, die sie locker auslegen!

Also werde ich heute mal die Fastenregeln äußerst locker auslegen, denn heute sticht Siggi Brockhard jun. vom Greifenklau in Bamberg seinen roten Frühjahrsbock an. Gebraut wurde das gute Stück am 16. Januar – und wenn es heute auch nicht so zugehen wird wie beim Bockbieranstich im Herbst bzw. bei den 3 Königsböcken, dann will ich lieber nicht bis Samstag bzw. Sonntag warten. Nachher haben mir alle anderen das ganze Bier „weggesoffen“ und ich muss fastenbedingt in die Röhre schauen. Nein, nein, der Gefahr will ich mich erst gar nicht aussetzen. Also werde ich heute entweder einen „Fastenjoker“ ziehen – eine „Erfindung“ von meinen Freunden, die sich so die Fastenzeit erträglicher machen,  mich vielleicht auch darauf berufen, dass es zum Greifenklau „eine Reise“ sei, denn auf Reisen muss nicht gefastet werden, oder den heutigen Bockbieranstich zum Festtag erklären, an denen man eh nicht fasten muss. Und wenn gar nichts hilft, hilft der Spruch: „An fremden Tischen muss man nicht fasten!“ So oft hänge ich jetzt auch nicht im Greifenklau rum, dass der Biergarten mein zweites Zuhause wäre.

Greifenklau Roter Frühjahrsbock

Nachdem ich jetzt zur Genüge mein heutiges „Fastenbrechen“ vor mir selbst und der Welt moralisch gerechtfertigt habe, kann es endlich um den roten Frühjahrsbock gehen. Mal kurz zu den „harten Fakten“:

Farbe: Wie beschreibe ich das jetzt am besten. mit der feinen, gleichmäßigen Trübung kommt die Farbe natürlich ein wenig anders raus als ohne. Ich sgae mal so um die 33 EBC, also ein schönes Rostbraunrot …
Stammwürze: 16,2%
Alkoholgehalt: zwischen 6 und 6,5%
Aroma: Genial! Also mein Mittester und ich waren schlichtewg von dieser Malzigkeit beeindruckt. So riecht es z. B. bei der Weyermann®, wenn man vorbeifährt!
Antrunk: Ach … Ist das lecker! Leck mich fett! Der erste Eindruck sind rote Beeren, dann brotige Aromen, ein wenig Röststoffe, volles Malz …
Körper: Voll, malzig, so wie bayrisch Blockmalz in flüssig. Mein Gott, ist der gut. Rund, dank der Hefe fastenkompatibel (ersetzt also locker das Schäuferla … und passt sicher noch besser dazu!) … Wie das Aroma, nur eben auf der Zunge!
Abgang: Brotig, würzig, Caramell …
Nachhall: wie das Aroma … dieses rote Malz, so voll und gut!

Greifenklau Roter Frühjahrsbock

Tja, was soll ich sagen: Er schmeckt. Nicht nur gut, sondern verdammt gut! Leih mir a Mark! Die Frage ist nur, wie lange er schmeckt. denn allzulange halten die Greifenklau-Böcke in der Regel nicht. Weshalb ich heute Abend gleich noch mal hinschauen werde. Der ist jedenfalls genial!

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Was für ein Bier! Ich würde jetzt gerne noch viel mehr lobende Worte verlieren, allerdings sieht das dann nach Webung aus, zumal der Brauer und ich uns kennen. Aber ich finde ihn wirklich extrem gut. Und nicht nur ich. Wer also von den 13 Hektolitern, die es von dem Roten Frühjahrsbock insgesamt gab, nochwas haben möchte, muss sich beeilen. Viel ist es nicht – und ich gehe auf alle Fälle noch mal hoch. Denn, wenn ich mein selbst auferlegtes Fasten schon mal breche, dann soll es sich bitte auch gelohnt haben.