Ich habe die Woche ja schon viel über Landbiere geschrieben, aber eigentlich kam noch keine „so wirkliche“ Landbierbrauerei zu Wort. Das Leikeim-Bier kommt „vom Land“, aber ist mit über 200.000 Hektolitern für fränkische Verhältnisse schon eine Großbrauerei. Mönchshof und Zirndorfer sind längst Teil nationaler bzw. internationaler Großkonzerne. Und auch die Biermanufaktur Engel ist mit so um die 65.000 Hektoliter Aussotoß nicht unbedingt das, was man sich unter einer „Landbierbrauerei“ vorstellt.

Die typische „Landbierbrauerei“ ist ja – romantisch gedacht – ein kleiner Familienbetrieb mit grade mal ein paar Tausend Hekto, vergoren wird im offenen Gärbottich, am besten wird der Kessel vielleicht noch mit Holz befeuert … und bei einem Kühlschiff bekommen echte Bierenthusiasten feuchte Augen … Und natürlich bildet sie in jedem fränkischen Dorf neben der Kirche, der Freiwilligen Feuerwehr und dem Fußballverein (wahlweise noch je nach Ort dem CSU- oder SPD-Ortsverband) den Mittelpunkt der dörflichen Gemeinschaft!

Solche Brauereien gibt es in Franken zwar immer noch, aber dieses Bild wird immer mehr zum romantischen Idyll. Denn längst sind Getränke- oder Supermärkte mit billigeren Konkurrenzprodukten für jeden auf dem Land erreichbar und der Stolz auf das Produkt aus dem eigenen Ort überwiegt nicht mehr automatisch den z. T. immensen Preisunterschied. Also muss man sich auch auf dem Land etwas einfallen lassen, wenn man mithalten will: Man kann zum Beispiel die eigene Gaststätte ausbauen. Oder auf neue Sorten setzen.

Quelle: http://www.brauerei-gundel.de/

Quelle: http://www.brauerei-gundel.de/

Eine eigene Brauereigaststätte hat die Brauerei Gundel aus Barthelmesaurach zwar nicht, aber sie zeigt eine interessante Sortenvielfalt. Da gibt es neben Pils, Hellem, Export und Zwickel auch diverse Fest- und Starkbiere und ein Leichtbier, genannt „… nimm’s leicht“.  Mit unter 1.000 Einwohnern ist Barthelmesaurach mal wirklich „auf dem Land“. Und die 2.500 bis 3.000 Hektoliter Ausstoß der Brauerei Gundel passen richtig schön ins Bild einer Landbierbrauerei. Aber passt ein „Leichtbier“ in dieses Bild? Wer bei der Freiwilligen Feuerwehr, der Blaskapelle oder dem CSU- (oder SPD-, Franken ist ja nicht ganz so „schwarz“ wie Oberbayern) Ortsverband soll denn „Leichtbier“ trinken?

Gundel nimms leicht

Dabei ergibt gerade auf dem Land ein Leichtbier einen Sinn. Dort, wo es keinen Bahnanschluss gibt und öffentliche Busse vielleicht nur zwei Mal am Tag Halt machen, ist jeder auf sein eigenes Auto angewiesen. Und natürlich muss man sagen: „Gottlob steigt heute nicht mehr jeder nach drei Bier in seiner Stammkneipe ins Auto und fährt heim!Aber der Bierausstoß war unter anderem auch deshalb früher höher, weil man sich beim Trinken weniger Gedanken um seinen Führerschein und noch weniger um Leib und Leben anderer Verkehrsteilnehmer gemacht hat. Mal ganz abgesehen davon, dass man mit Leichtbieren auch Gesundheitsbewusste und „Kalorienzähler“ erreicht. Warum sollte man als „Landbierbrauerei“ diese Kundschaft den Großbrauereien in die Arme treiben.
Das „… nimm’s leicht“ der Brauerei Gundel aus Barthelmesaurach hat die typischen 2,9 % Alkohol. Damit hat es  „40 % weniger Alkohol als unser feinherbes Pils„, so kann man es auf dem Etikett lesen. Die übliche Nährwerttabelle sucht man beim Gundel „… nimm’s leicht“ vergebens. Die entsprechende Analyse ist wahrscheinlich einfach zu teuer. Im Glas zeigt sich das Bier sehr hell und es verströmt im ersten Moment ein sehr „pilsiges“ Hopfenaroma. Auch im Geschmack ist es an ein Pils angelehnt. Der Körper ist schlank, der Antrunk gestaltet sich ein wenig hopfenblumig, dann wird es würziger und ein wenig „kräuteriger“. Der Abtrunk wird dann fast schon eine Spur bitter – wie gesagt, das „… nimm’s leicht“ orientiert sich am klassischen Pils. Ich könnte mir da eine Spur mehr Körper vorstellen, aber das ist nur mein persönlicher Geschmack. Für ein leichtes Pils ist es jedenfalls recht ordentlich, was die Rezensenten bei ratebeer.com ähnlich sehen.

Ich für meinen Teil kann jedenfalls sagen, dass sich Leichtbier und Landbier nicht ausschließen müssen – so lange ich nicht demnächst ein „Landbier Leicht“ oder „Leichtes Landbier“ eines Braukonzerns im nächsten Supermarkt sehen muss. Aber denen ist „Leicht“ vielleicht noch viel zu viel Alkohol. Schließlich hat die Kulmbacher Brauerei AG mit ihrem Mönchshof Naturtrüb’s Alkoholfrei schon gezeigt, wie man die Republik mit „neuen Landbierstilen“ aufmischt!