Ich habe einen Lieblingssatz, den ich immer wieder gerne anbringe, wenn ich bei meinen Bierseminaren die Bierregion Franken vorstelle:

„In Franken ist schon ein Pils manchmal eine Innovation.“

Nun gut, das gilt natürlich nicht für alle fränkischen Brauereien. Aber der Satz sagt so einiges über die Bierregion Franken aus. Wir haben hier noch eine ganze Menge an kleinen Brauereien, die seit Jahr(hundert) und Tag nur eine Sorte brauen. An „moderne“ Biertrends wie ein IPA oder ein fassgereiftes Starkbier ist da nicht einmal zu denken, wenn es noch nicht mal ein Pils gibt.

Hölzlein Pilsner1

Das Beispiel mit dem IPA und dem Pils sind übrigens gar nicht so weit hergeholt. Das kann man sehr schön an der Brauerei Hölzlein in Lohndorf erkennen. Beim „Heiner“ gibt es nämlich seit gestern erstmals in der 225jährigen Familiengeschichte ein Pils. Verantwortlich für diese Innovation wie auch für den neuen Bock/Fastenbock ist der „Junior“ Johann Hölzlein. Und der soll, so kann man es auf der Seite des Cafe Abseits lesen, bei Andreas Gänstaller gelernt haben. Wem der Name Andreas Gänstaller jetzt nichts sagt, dem sei verraten, dass der umtriebige Braumeister in Schnaid so interessante Sachen wie ein Steinbier, diverse Starkbiere oder auch mal ein geniales IPA braut. Und nicht nur da düfte „der Stift“ Johann Hölzlein so einiges kennengelernt haben. Aber auch das ist symptomatisch für die Bierregion Franken. Es gibt bei mehreren Brauereien einen Wandel hin zur Sortimentsausweitung, nicht selten zusammen mit einem (schleichenden) Generationenwechsel. Allerdings – und das ist gerade auf dem fränkischen Land wichtig – muss der Bräu da durchaus Fingerspitzengefühl beweisen. Der Spagat zwischen Tradition und Moderne/Innovation ist nicht immer leicht zu vollführen. Es gilt, neue Kunden zu gewinnen, ohne die Stammtische z. B. zu vergraulen.

Hölzlein Pilsner2

Ich könnte mir gut vorstellen, dass in Sachen Hölzlein Pilsner sich auch dere ine oder andere gefragt hat, wozu man das denn überhaupt brauche. Das Vollbier ist doch schon gut. Allerdings ist so für den Frühling/Sommer ein Pils auch eine feine Sache, zumal es keines von den Pilsnern ist, wie man sie von den großen Fernsehbrauereien her kennt.

Hölzlein Pils 3

Wobei man auch gleich sagen muss, dass es ein fränkisches Pils ist. Und das mag nicht jeder. Als Reaktion auf die Ankündigung des Pilsners auf der Facebook-Seite der Brauerei Hölzlein gab es u. a. den Kommentar „keiner wlls ein FraNKENPILS“. Was ich nicht nachvollziehen kann. Ich fand das typisch goldene Pils mit seinen 4,8 % Alkohol nämlich extrem lecker! Die Hopfennote ist schön fruchtig, aber nicht zu extrem, die Bittere könnte für ein Pils sogar noch ein wenig „knackiger“ sein. Aber hey, wir wollen es nicht gleich übertreiben. Und im Vergleich zum Vollbier ist es deutlich herber. Trotz allem aber kann es einen weichen und runden Charakter nicht verleugnen. Man darf halt kein Pils im Stile eines Jever erwarten. Was man bekommt, ist in meinen Augen (und vor allem für meinen Gaumen) auch viel aromatischer. Nicht übertrieben, aber einfach nur schön frühlingshaft gehopft. Zum Vollbier stellt es eine echte Alternative dar. Allerdings wird man sich beeilen müssen. Das Hölzlein Pilsner gibt es nur, solange der Vorrat reicht.

Hölzlein

Quelle: https://www.facebook.com/brauerei.hoelzlein

Aber auch das ist typisch für die Bierregion Franken. Innovationen geschehen ohne viel Trara. Man probiert halt mal was aus. Wenn es gut ankommt, freut man sich und braut es saisonal wieder. Und noch etwas muss man zum Hölzlein Pilsner sagen: Es sieht so aus und schmeckt auch so, als habe es das Bier schon immer gegeben. Oder wie es ein Freund von mir ausdrückte: „Wie, machen die des net scho immer?“ Ein besseres Kompliment kann man einem solchen Bier gar nicht machen, finde ich.