Habe ich eigentlich in den letzten Jahren schon mal über Maiböcke philosophiert? Garantiert irgendwann, denn Maiböcke sind schon irgendwie faszinierend. Sind die Weihnachtsböcke wie die Fastenböcke im Grunde einer kirchlichen Fastenregel vor hohen Feiertagen geschuldet, ist es beim Maibock wohl anders. Zumindest wüsste ich jetzt nicht von einer Fastenzeit vor Christi Himmelfahrt bzw. vor Pfingsten. Zudem soll die Tradition der Maiböcke eher aus Deutschlands (protestantischen) Norden denn aus dem (katholischen) Süden stammen – zumindest, wenn man der Seite besser-bier-brauen glauben darf: „Während sich das ursprüngliche Bockbier im Süden Deutschlands schon bald zu einer süßen, nicht zuletzt in der Fastenzeit beliebten dunklen Flüssigmahlzeit entwickelte und man dort im Biergarten alle möglichen Arten von Weizenbier bevorzugte, etablierte sich in den nördlicheren Regionen der Brauch, dem Beginn der Freiluftsaison mit einem dazu passenden Starkbier zu huldigen.

Maibock

Was den Süden nicht daran hindert ebenfalls Maiböcke zu brauen. Interessanterweise findet sich auf der Homepage der Brauerei Lang aus Schönbrunn derselbe Gedanke, hier nur mit Bezug auf eine bayrische Tradition: „Getreu unserer bayerischen Tradition, wird der Maibock nur von Anfang Februar bis Ende Mai verkauft und ausgeschenkt. Bereits unsere Vorfahren huldigten dem Beginn des Frühlings und der anstehenden Freiluftsaison mit einem bierreichen, ausgelassenen Fest und einem speziell zu diesem Anlass gebrauten Bier. Noch heute hat sich diese Tradition bewahrt. Auch in Schönbrunn, wo wir jedes Jahr mit unserem feucht-fröhlichen Maibockanstich den Frühling herbeitrinken.
Also Deutschland einig Maibockland? Mitnichten, denn während die Mehrheit der Maiböcke hell, weniger süß und dafür aber deutlicher gehopft sind, geht es beim Lang Maibock ganz anders zu.

Lang Schönbrunn Maibock

Der ist nämlich dunkelrot-dunkelbraun. Damit ist bereits eine ganz andere Marschrichtung vorgegeben als bei den fruchtig-herben Kollegen. Sollen die sozusagen die Sonne ins Glas einfangen, ist so ein dunkler Maibock … auch wieder eher flüssiges Brot! Mit 18,1 % Stammwürze und 7,5 % Alkohol steht er gut im Futter. Davon braucht man nicht allzu viel – egal, ob man jetzt in den Mai tanzt, irgendwo einen Maibuam aufstellt oder gar seiner Geliebten „a Maia steckt“. Außerdem wird er laut Etikett „Im Spezialverfahren“ hergestellt. Was das heißen soll? Ich tippe mal auf Dekoktion, also das Ziehen und Kochen von Teilmaischen, das mehr Vollmundigkeit und auch eine tiefere Farbe gewährleistet. Und sonst? Wie schlägt sich der dunkle Maibock vom Lang im Biertest?
Was nach dunklem Malz riecht, schmeckt auch so: Dunkle Röstaromen, Karamellnoten, Brotrinde, ein wenig Rosine und dunkle Beeren …. Wie gesagt, man bekommt, was einem die Farbe verspricht. Dazu kommt nach meinem Empfinden auch noch ein wenig Vanille und Schokolade. Das trinkt sich erstaunlich nett, vor allem auch, weil der Alkohol kaum auffällt. Was den Maibock wiederum gefährlich macht. Laut Homepage hat der Maibock 29 Bittereinheiten. Davon merkt man aber kaum etwas. Eingebremst wird man höchstens durch die von Anfang an präsente Süße. Auch der Kollege hier „bebbdd“ auf den Lippen, wenn man ihn lässt. Aber vielleicht hält man sich bei der Schönbrunner Lang Bräu da an die Tradition der „Bierkieser„, von denen gesagt wird, sie hätten sich als Test Bier auf die Holzbank schütten lassen und dann darauf gesetzt. Wenn diese von der Obrigkeit bestellten Bierprüfer dann wieder aufgestanden seine, hätten die Bänke an ihren Lederhosen festkleben müssen. Dann sei das Bier gut gewesen. Lederhosen trägt der Bräu ja auf jedem Foto, wie es scheint (außer denen für das Erotikbier, das er ja ohne Hose brauen soll). Und genügend Stammwürze und Restsüße hätte der Bock auch. Und so schalkhaft, wie so manches Bier der Brauerei ist, könnte ich mir gut vorstellen, dass man dort den Biertest demnächst nachspielt …

Dass dabei vielleicht verschiedene Traditionen aus vollkommen unterschiedlichen Regionen durcheinandergemischt werden, wird sicher keinen stören. Hauptsache, das Bier läuft!