So, heute Abend wissen wir’s ja dann endlich: Wir Deutschland den vierten Stern auf dem Trikot holen? Das mit dem vierten Stern auf dem Trikot ist ja DAS Thema schlechthin. Bei Adidas sollen schon fleißig Trikots mit dem begehrten vierten Stern genäht werden, sodass es keinen Engpass bei der Trikotversorgung für die Feierwütigen auf den Fanmeilen geben wird – so berichtet es die z. B. Hamburger Morgenpost.
Aber noch prangen auf den National-Trikots drei Sterne – und die haben eine konkrete Bedeutung, stehen sie doch für drei gewonnene Weltmeisterschaften. Wofür aber stehen die drei Sterne auf den Leikeim-Etiketten? Da „prangen“ auf den Halsetiketten ja auch drei dekorative Sterne. Aber warum dort drei? Und was bedeuten sie? Und hat die Brauerei Leikeim auch schon Etiketten mit vier Sternen drucken lassen? Und warum gibt es auf den Bauchetiketten nur zwei Sterne? Man weiß es nicht und abgesehen von mir macht sich da auch sicher kein Mensch Gedanken drum. Dabei gehören Fußball und Bier doch untrennbar zusammen.
Die Leikeim Dunkle Weisse verbinde ich allerdings nicht mit Fußball, sondern mit der Raiffeisen Bank. Das ist bei mir so eine Art jugendliche Prägung, eine Art pawlovscher Reflex. Da hätte jeder Psychologe seine Freude dran. Denn früher (und wer weiß, heute vielleicht auch noch) hatte die Raiffeisen Bank in Altenkunstadt so eine Art Jahresversammlung für wer weiß wen alles. Warum? Vergessen. Was sich ins Hirn eingebrannt hatte, war, dass da endlos viele Senioren saßen, dass es immer gegrillte Hähnchen gegeben hatte und dass wir Jugendlichen uns das alles mit einem oder zwei Leikeim Weizen erträglich getrunken hatten. Jedenfalls muss ich beim dunklen Weizen vom Leikeim an die Raiffeisen Bank denken. Und irgendwie bekomme ich Lust auf ein halbes gegrilltes Hähnchen, was ich eigentlich mag, aber gleichzeitig sind Hähnchen und Leikeim Weizen auch mit dem Gefühl nicht endenwollender Langeweile verbunden. Und mit Geschäftszahlen. Vielleicht auch daher meine Aversion gegen Mathematik?
Jedenfalls sahen die Leikeim Etiketten früher anders aus. Da gab es ein wogendes Weizenfeld vor einem malerischen Kirchlein und das Bier hieß damals auch „Schwarze Weisse„. Nur die Bügelverschluss-Flasche, die ist geblieben. Drei Sterne hatte das Etikett früher auch nicht. Das heutige sieht dagegen zwar klarer und vielleicht auch edler aus, aber besser gefallen tut es mir trotzdem nicht.
Das Bier ist im Glas ordentlich dunkel. Da kann man nicht meckern. Auch der Schaum ist stabil und hat ein ordentliches Volumen. Ich glaube, genau das war der Grund, warum wir damals häufiger mal Weizen getrunken hatten. Das war ja Ende der Achtziger/Anfang der Neunziger noch etwas „Ungewöhnliches“. Die „Weizenexplosion“ sollte ja erst noch kommen. Wer damals ein Weizen fehlerfrei und nahezu in einem Zug einschenken konnte, war „King“. Und wir Jungspunde haben es natürlich genossen, wenn wir zur Bedienung am Bierausschank lässig sagen konnten: „Ne, lass mal, ich schenk’s mir lieber selber ein!“ Mittlerweile ist das mit dem Weizen-Einschenken überhaupt kein Thema mehr. Interessanterweise trinke ich seitdem auch weniger Weizen.
Beim Geruch dominieren die obergärigen Noten. Aber ich finde, es riecht gar nicht so „dunkel“. Klar, dasind schon dunkle Aromen, aber irgendwie hatte ich mehr erwartet. Sonst aber schmeckt es schon noch so, wie ich es in meiner dunklen, fernen Jugenderinnerung gespeichert hatte: Angenehm weizig, nicht zu brachial röstmalzig, angenehm süß, aber nicht zu schwer … Ein dunkles Weizen, dass man nett nebenher trinken kann, wenn man Volksmusik hören muss und eigentlich Deep Purple hören möchte …
Für ein Weizen nicht verkehrt, für ein dunkles Weizen aber fast ein wenig zu verhalten. Wahrscheinlich hatten wir das gerade deshalb früher in der Hand. Es sah gefährlich dunkel aus, mit dem Einschenken bewies man seine Könnerschaft und eigentlich war es doch recht zahm … genauso wie wir damals. Schon interessant, wenn man als Erwachsener so zurückblickt …
Noch keine Kommentare