Bevor ihr jetzt denkt, ich hätte seit Neuestem an jedem Bier-Etikett bzw. jeder Brauerei etwas auszusetzen – falscher Bezug auf das Reinheitsgebot von 1516, für mich fragwürdige Zugabe bzw. Deklaration von Kohlensäure, die Angabe „Altbayer. Bierspezialität“ auf einem fränkischen Bier –, muss ich auch mal eine Brauerei für ihre Transparenz loben. Dass es dabei gleich wieder die Brauerei Nothhaft aus Marktredwitz trifft, ist Zufall. Aber so kann ich gleich mal dem Eindruck entgegenwirken, ich hätte mich auf bestimmte Brauereien „eingeschossen“.

Nothhaft Marktredwitz Biertest Zwitscher® Hell

Auf einer „Expedition“ Richtung Wunsiedel ist mir letzthin das Nothaft Zwitscher® in die Hände gefallen. Ein recht trendig aufgemachtes 0,33er Bier in einer Long-Neck-Drehverschlussflasche. „Na sauber“, hatte ich mir gedacht und schon den nächsten Marketing-Gag mit „nichts dahinter“ befürchtet. Und tatsächlich klingt der Internetauftritt des als „kultverdächtig“ titulierten Biers erst mal nach dem üblichen „Bla Bla Bla“:
Zwitscher® ist eine neue, eingetragene Marke der Brauerei Nothhaft aus Marktredwitz im Fichtelgebirge und bei Jung und Alt nicht nur wegen der kleinen schlanken und wiederverschließbaren 0,33l-Flasche sehr beliebt und extrem kultverdächtig!

Zwitscher® Biertest

Aha. Also wahrscheinlich alter Wein in neuen Schläuchen. Oder besser gesagt, das übliche Helle wird durch eine neue Flasche zum neuen Bier. So kann man sein Sortiment auch künstlich aufpumpen. Das stimmt in dem Fall sogar – wird aber von der Brauerei lobenswerterweise auch offen kommuniziert:
Zwitscher®HELL wird mit dem beliebten Nothhaft Ur-Hell Lagerbier befüllt, einem feinwürzigen, süffigen und vollmundigen Bier, dezent hopfenaromatisch mit einer ausgeglichenen, milden Bittere.

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Na also, geht doch! Wie oft erlebt man es, dass man bei einer Brauerei das gleiche Bier als verschiedene Sorten untergeschoben bekommt! Ohne irgendeinen Hinweis, im Gegenteil – mit ordentlich Marketinggeschwalle. Das gibt’s beim Zwitscher® natürlich auch ein wenig: „In-Getränk“, „überzeugt durch Haptik, Optik und natürlich Geschmack“ … Sogar über den Hinweis darauf, dass man das 0,33er Bier dank Drehveschluss ja wiederverschließen könne, kann ich hinwegsehen. Sagt mal ehrlich, welcher Oberfranke (oder Oberpfälzer) braucht für 0,33 l mildes Helles so lange, dass er die Flasche zwischendurch wieder zudrehen muss??? 
Darüber kann ich ohne Probleme hinwegsehen, weil man so ehrlich ist und zugibt, dass es das Zwitscher® eigentlich schon gibt. Und dass der, der keinen Wert auf kultverdächtige Optik und Haptik hat genauso gut auch zur bekannten NRW-Flasche mit dem urigen Etikett greifen kann.

Nothhaft Marktredwitz Ur-Hell Test

Zumal sich beim Zwitscher® wie auch dem Ur-Hell nichts sperrt. Das klare Helle mit seinen 4,9 % riecht angenehm leicht fruchtig. Auch im Geschmack hat man zu dem getreidigen, hellen Malz leichte Hopfenfruchtanklänge. Typisch für ein Helles hält es sich in der Herbe vornehm zurück. Mild ja, aber nicht unbedingt wässrig. Das trinkt sich aus der Flasche wie aus dem Glas wie aus dem Krug nahezu gleich lässig weg. Wobei so eine Pils-Tulpe vielleicht die Süße und die Fruchtaromen ein wenig mehr zu betonen scheint, während es aus der Flasche vor allem „läuft“. Was wohl auch der 1. Nothhaft Fanclub so sieht, denn das Ur-Hell soll laut Homepage der Brauerei dessen bevorzugtes Getränk sein.

ZwitscherUr-Hell

Und nochwas muss ich positiv betonen: Beim Namen Zwitscher® liegen ja viele mehr oder minder peinliche Wortspiele auf der Hand. Aber abgesehen vom Slogan „AUFDREH´N.  ZWITSCHERN.  ZUDREH´N.“ hat man sich bei der Brauerei Nothhaft sehr damit zurückgehalten. Es gibt ja auch so schon genug „Schluckspechte“, „Schnapsdrosseln“ und andere schräge Vögel!