Heute gibt es mal wieder ein „double feature“ beim Bier des Tages – einfach nur, weil es sich so anbietet. Der Grund dafür heißt ESB.

ESB? Was ist denn das, werden sich viele fragen. Man kennt ja die EZB und den ESC, aber ESB? ESB steht für Extra Strong oder Special Bitter und es handelt sich dabei um einen englischen Bierstil, den  man salopp so beschreiben kann: Ein wenig stärker und ein wenig bitterer als ein normales englisches Ale, vergleichbar mit einem schön ausgewogenen Pale Ale vielleicht. Eigentlich ist ESB auch kein „eigener Stil“, sondern der Name eines Biers der Brauerei Fullers. Aber heißen nicht alle Papiertaschentücher automatisch „Tempo“? Fürs Bier gehen solche Sprachmechanismen auch.

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Jedenfalls gibt es mit dem Bitter 58 der Brauerei Rittmayer eine Art Mischung aus einem Extra Strong/Special Bitter und einem Pils. Und das ist für mich insofern interessant, weil mein Braupartner und ich Anfang dieses Jahres sowas ähnliches gebraut: Unser THX (Tettnanger Hopfen eXtrem) war sozusagen ein untergäriges ESB ausschließlich mit Tettnanger Hopfen gebraut.

THX 2

THX

Nun lobt man sein eigenes Bier gerne über den grünen Klee und ist selten objektiv. Beim THX hat auch der eine oder andere Freund und Bekannte lobende Worte gefunden. Drum will ich gar nicht selber viele Worte verlieren, sondern Gerhard Schoolmanns (genau, das Bier-Mastermind aus dem Cafe Abseits) „Review“ zu unserem Bier einfach mal kopieren.

Brauerei Gleisdreieck Bamberg Test Biertest Cafe Abseits Tettnanger THX

Nicht verschweigen will ich natürlich auch, dass es dem einen oder anderen überhaupt nicht zugesagt hat, dabei unter anderem niemand Geringerem als dem großen Bierzauberer Günther Thömmes. Naja, sagen wir es so: Ein Bier, das polarisiert und das viele eben „zu gehopft“ und „zu bitter“ fanden. Aber hey, ist es zu bitter, bist du so einfach zu soft!!!

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So ähnlich hatten wir es jedem gesagt, der wegen der Bittere (wohl so um die 50 bis 60 IBUs, aber bestimme das als Hobbybrauer mal genau!!!) genörgelt hatte. Und so steht es nun rein zufällig auch auf den Flaschen des neuen Bitter 58 der Brauerei Rittmayer aus Hallerndorf. Da drängt sich ein indirekter Vergleich doch auf, auch wenn der an allen Ecken und Enden „hinken muss“. Schließlich wird das Bitter 58 hopfengestopft, das THX war „nur“ whirlpoolgehopft. Und beim Bitter 58 werden exotische internationale Hopfen verwendet, während wir klassisch nur auf Tettnanger gesetzt haben.

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Dass das Bitter 58 hell ist, liegt daran, dass es die Mischung aus einem ESB und einem Pils ist, sozusagen die Weiterentwicklung des Bitter 42 vielleicht. Und die hat es in sich. Als erstes sind die 58 Bittereinheiten echt knackig. Klar, es gibt auch „bitterere“ Biere, aber man muss es ja nicht übertreiben. Zumal 58 IBUs sowohl für ein Pils als auch für ein ESB verdammt viel sind. Meistens liest man 50 IBUs als Obergrenze für ein ESB.

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Dazu kommt schon ein fruchtiges Bouquet, das tatsächlich an Maracuja und Citrusfrüchte erinnert. Ob die Zitronenschale nun kandiert ist? Wer weiß … Der Körper ist eher ein wneig schlank, da kommen vielleicht die Pilsgene durch, aber auch nicht so schlank wie bei einem „echten Pils“, der Geschmack fruchtig, ähnlich wie der Geruch in Richtung Maracuja und Citrus gehend, im Abgang kommt dann die Grapefruit mit ihrer fruchtigen Bittere durch. Ganz nett so weit und kein schlechtes Bier. Wobei die Bittere ein wenig zulasten der „Süffigkeit“ geht. Wollte ich etwas kritisieren, dann vielleicht höchstens, dass das Bier mehr Malzkörper haben könnte. Allerdings wäre es dann ein anderes Bier. Ansonsten hat es mir richtig gut gefallen.

Um die Gretchenfrage, welches von beiden ESB denn nun das bessere wäre, drücke ich mich. Echte ESB sind ja beide nicht, denn dann müssten sie ja obergvergoren werden. Also eher ESP (Extra Starkes Pils)? Oder EBB (Extra Bitteres Lager)? Oder EBP (Extra Bitteres Pils)? Aber das trifft es alles nicht so. Generell würde ich aber sagen, dass man die Biere nickann. Und wenn, dann würde ich sagen, das Rittmayer Bitter 58 führt, ganz einfach weil es durch das Hopfenstopfen ein schöneres, fruchtigeres Hopfenaroma bekommen hat. Mal ganz abgesehen davon, dass wir unsere Biere „gerne mal überkarbonisieren“. Außerdem bin ich nicht so vermessen zu glauben, besser als ein renomierter Bräu zu sein, auch wenn ich gefragt wurde, welches andere Bier, das ähnlich wie unser Gleisdreieck THX schmeckt, man denn kaufen könne. Ich kann ja jetzt das Rittmayer Bitter 58 empfehlen.