Heute geht es mal wieder um ein ganz besonderes Bier, einen Weizen-Doppelbock. Und es geht indirekt nach München, wo morgen die bayerische Bierkönigin gekürt wird. Genauer gesagt geht es um den Weizen-Kracher der Distelhäuser Brauerei in Distelhausen, den ich während der letzten Braukunst Live in München kennengelernt habe.
Dass so ein Weizenbock des Brauers Liebling ist, habe ich ja schon häufiger geschrieben. Das liegt an dem großen Aromenspektrum, das so ein besonderes Starkbier aufweist. Da wären die typischen Bananenaromen, die so ein Weizenbier den Aromenstoffen Isoamylacetat und Ethylacetat verdankt. Auf der anderen Seite gibt es den „phenoligen Typ„, bei dem die Nelkenaromen dominieren. Für das Nelkenaroma ist der Aromenstoff 4-Vinylguajakol verantwortlich. Das Nelkenaroma verdankt so ein Weizen der im Malz vorhandenen Ferulasäure bzw. deren Umwandlung durch die Hefe. Und auch die Fruchtester sind von der Art der Hefe und ihrer „Arbeitsumgebung“ abhängig. Da gibt es erstaunlich viele „Stellschrauben“. Schon alleine wie stark die Würze beim Hefeanstellen belüftet wird, kann einen Einfluss auf die „Bananigkeit“ eines Weizens haben. Weniger ist hier mehr, denn Sauerstoff behindert die Tätigkeit der Alkohol-Acetyl-Transferasen. Zumindest habe ich das mal so gelesen. Und dann haben wir noch nicht über Temperatur, Druck während der Gärung, Stickstoffsättigung, pH-Wert-Verlauf und, und, und … gesprochen. Ganz zu schweigen vom Hefestamm.
Was den Weizenbock im Vergleich zum normalen Weizen aber umso spannender macht, ist, dass Mehr an allem. Mehr Malz gibt ein vollmundigeres Aroma. Mehr Alkohol verstärkt die bestehenden Aromen – Alkohol ist schließlich ein Geschmacksträger – und gibt ihm einen eigenen „alkoholischen Touch“. Der Weizendoppelbock „Weizen-Kracher“ kommt schon mal mit satten 8,7 % Alkohol daher. Das ist eine ganze Menge, vor allem für die Hefe. So eine Bierhefe macht bis 8 % Alkohol ja so einiges mit. Darüber wird es für sie schon mal stressig. Natürlich kann man mit alkoholtoleranten Hefestämmen auch mehr Alkohol „produzieren, aber irgendwann muss auch mal Schluss sein. Und für mehr Alkohol gibt es ja noch andere Möglichkeiten.
Jedenfalls riecht der bernsteintrübe Weizenkracher ziemlich bananig, aber süßliche Banane, vollreife Banane. Zu den fruchtigen Noten kommen beim Geschmack im Falle des Weizen-Krachers noch Trockenfrüchte, Rosinen, Süße … So ein Weizenbock ist dann doch eher ein Dessertbier, schließlich bringt er gerade mal 16 IBU (Bittereinheiten) mit. Das ist mal eher weniger bis gar nichts. Das schmeckt vollmundig, voluminös und genau so, wie man es erwartet. Er ist ordentlich hefig, zeigt feine Säure und anständige Süße. Er wirkt ein wenig wärmend. Was will man eigentlich mehr?
Was auch gerne mit Weizenböcken gemacht wird, ist das Hopfenstopfen. Da bekommt man dann noch mal südfrüchtige Aromen dazu: Maracuja, Ananas, Grapefruit und was nicht noch alles. Oder man lagert ihn im Holzfass bzw. mit Aromahölzern im Edelstahltank. Fassgereifte Weizenböcke sind natürlich noch eine Spur extravaganter. Und dann gibt es schließlich noch die Möglichkeit, aus dem Weizenbock mittels „Eisrifing“ einen Weizen-Eisbock … oder Eis-Weizenbock … zu machen. Da sind den Brauern nur wenige Grenzen gesetzt. Wahrscheinlich entdecken neben dem Weizenbock-Sondersude-Flagschiff Schneider Weisse immer mehr Brauer diesen Biertyp für sich. Es bleibt also spannend.
Einen Eis-Weizenbock mit dem Namen 26 ° gab es übrigens in München auf der letzten Brau Kunst Live von den Distelhäusern auch. Aber über den schreibe ich ein andermal.
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