Ich habe mal vor ein paar Monaten einen Artikel in der nzz ein Interview mit Markus Raupach gelesen, in dem er erklärt, wie die oberfränkische Bockbiertradition Mittelfranken erobere. Der Artikel hieß „Wie das Bockbier Mittelfranken erobert“ und … tja, damit habe ich schon ein Problem. Denn, selbst wenn Bockbieranstiche als Event langsam von Oberfranken aus die anderen Landstriche Frankens „erobern“, so könnte ich jetzt nicht sagen, dass das Bockbier ein oberfränkisches Phänomen sei. Wenn ich so auf knapp 5 Jahre Bier des Tages zurückblicke, muss ich sagen, dass ich jetzt signifikant mehr Böcke aus Mittel- oder Unterfranken auf dem Tableau hätte als zu Beginn.

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Was aber stimmt, ist, dass die Anzahl der Bockbiere insgesamt zugenommen hat – nicht nur in Unter- und Mittelfranken, sondern auch in Oberfranken. Das liegt nicht an einem Trend zum Bock, sondern insgesamt zur Sortenvielfalt. Viele Brauereien haben vor 20 Jahren gerade mal eine Sorte hergestellt. Heute sind es durchschnittlich wohl eher 5 bis 10. Die Böcke machen da nur einen Teil des Sortiments aus. Es stimmt – leider!!! – auch, dass aus dem Bockbieranstich immer mehr so eine Art „Event“ wird, bei dem es der viel zu vielen darum geht, möglichst schnell möglichst besoffen zu sein. Und in einem „kritischen Artikel“ über die wachsende Zahl der Bockbieranstiche hätte man sicherlich auch auf die negativen Auswirkungen (Bauzäune als Absperrungen, Security-Einsätze, Wilpinkler und vollgekotzte Hauseingänge) sprechen müssen. Denn die negativen Auswüchse der Bockbiersanstiche sind nicht nur mir ein Dorn im Auge. Meinen Freunden und mir jedenfalls sind die „gemütlichen Bockbieranstiche“ lieber. Die, bei denen man sich noch unterhalten kann und einem nicht irgendwelche Bässe und Beats um die Ohren wummern. Ich will mein Bockbier genießen können.

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Was mich (endlich, ich weiß), zum heutigen Bier des Tages bringt, dem Bockbier vom Eckerts in Bamberg. Das Eckerts lässt sich ja bei den Drei Kronen in Memmelsdorf schon ein geniales Kellerbier brauen, über das ich natürlich schon geschrieben habe. Und als ich neulich (aus Zufall) mal wieder am Eckerts vorbeikam, stand da ein Schild, das verkündete, es gebe wieder das Eckerts Bockbier.

Gab es da einen Anstich? Habe ich da was verpasst? Kann ich mir nicht vorstellen. beim Eckerts sitzt man gediegen und genießt. Bauzäune auf dem Steg, um Betrunkene vor dem Absturz in die Regnitz zu hindern? Highlife und Remmidemmi? Sicher nicht. Den Bock vom Eckerts darf man also getrost als Geheimtipp handeln. Und als einen Geheimtipp, der es in sich hat! Der bernsteintrübe Bock vom Eckerts wuchtete satte 20,8 % (laut Bedienung – die Homepage spricht dagegen „nur“ von 16 %) Stammwürze in den Gärbottich, die zu immerhin 6,5 % Alkohol vergoren sind. Eigentlich müssten es sogar mehr Alkohol sein. So viel Stammwürze müsste einen Alkoholgehalt von locker über 7 % ergeben. Entsprechend malzig bis süßlich wirkt das Eckerts Bockbier auch. Das Malz spielt mit Karamellaromen, ein wenig Fruchtester und Beerennoten sind auch dabei, die Textur zeigt sich angenehm cremig voll. Vom Charakter her ist er dadurch als Bock erkennber, ohne allszu derb zu sein. Im Gegenteil, er ist eher mild, aber das stört nicht. Im Gegenteil. Mit dem Eckerts Bockbier ist die fränkische Bock-Landschaft um einen zwar leisen, aber nicht unsüffigen Vertreter reicher geworden. Und meinetwegen könnte es davon mehr geben. Wie gesagt, ich will meinen Bock genießen können.

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Und das konnte ich hier. Danke!