Was wäre Weihnachten ohne Traditionen. Das gilt auch – oder gerade besonders – für den 24. Dezember. Das ist ja so ein „zwiespältiger Tag“. Die einen müssen noch halbtags arbeiten, die anderen sind schon vollkommen in Feierlaune. Manche ershoppen noch die letzten Geschenke, die anderen beschenken sich schon. Man ist an solchen Tagen immer ein wenig hin- und hergerissen zwischen unsinniger Hektik und Besinnlichkeit. Und deshalb gibt es heute zwei Biere, sozusagen für jeden Moment das Passende.
Zu „unseren“ Weihnachtstraditionen gehört es, sich am späten Nachmittag zur Kindermette zu treffen. Das läutet sozusagen für uns den besinnlichen Teil des Heiligen Abends ein. Bis dahin müssen der Baum geschmückt, die letzten Geschenke besorgt und das Essen für den Abend organisiert sein. Und während sich die weltbesten Biertesterkinder am Krippenspiel erfreuen, stehen zumindest die männlichen Erziehungsberechtgten – mehr oder minder – dick eingepackt im Kirchenraum, deuten dezent auf eine leicht ausgebeulte Jackentasche und freuen uns auch. Denn für uns bedeutet die Kindermette sowas wie den Feierabend vom Heilig Abend. Und zum Feierabend gehört das Feierabendbier. Weshalb wir nach der Mette um die Linde auf der Theuerstadt noch ein wenig zusammenstehen, ein Bierchen trinken und einen Moment lang durchschnaufen, während die Kleinen um uns herumtoben.
Für den Moment suche ich mir immer ein süffiges helles Bier aus, das nicht zu extrem-übertrieben ist. Angenehm süffig soll so ein Bier sein. Aber „wegbeamen“ darf es einen auch nicht. Denn schließlich hat man ja noch den Geschenkewahnsinn vor sich. Für dieses Jahr habe ich mir dafür das Gampert Weihnachtsbier aus Weißenbrunn ausgesucht. Mit 5,5 % ist es nicht zu schwer. Und würden wir es aus dem Glas trinken, dann könnten wir uns an der schön hellgoldenen Farbe erfreuen. Die Flasche macht aber auch eine gute Figur! Und wie schmeckt es? Verdammt süffig. Zu Beginn ein wneig süßmalziges, helles Aroma, dazu eine feine Hopfenspur. Die Herbe ist nicht übertrieben, kontrastiert gut das helle Malz und die sicher auch gereichten Plätzchen und Lebkuchen. Was soll ich sagen? Dieses Bier passt in seiner einfachen, fast schon andächtigen Hopfenaromatik. Und wer am Heilig Abend mit Würstchen und Kartoffelsalat weitermacht, kann getrost bei diesem Bier bleiben.
Wir aber haben eine andere Tradition. Bei uns wird Heilig Abend nämlich „abgegrillt“. Und das Ende der Grillsaison (sowie die Geburt des Jesuskindes) feiern wir mit gegrillten Doraden. Und dazu darf es dann gerne ein „spezielleres Bier“ sein. Zum Beispiel eines wie das Amorcitra von Ralph und Michael Hertrich. Die beiden sind Hausbrauer und haben mir während des 3. Bamberger Biersymposiums dieses Bier geschenkt. Nicht unbedingt mit Hinblick auf Weihnachten, aber Geschenk ist Geschenk.
Bei dem Amorcitra handelt es sich um einen IPA-Weizenbock mit 6,8 % Stammwürze und um ein verdaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaammmt geiles Bier! Entschuldigt bitte die unweihnachtliche Ausdrucksweise, aber ich kann mir nicht helfen: Für ein hausgebrautes Bier legt es die Latte sehr, sehr hoch. Nicht nur, weil das bernsteinfarbene Starkbier mit Kupferstich mit den Hopfensorten Amarillo und Citra gestopft wurde. Schon beim Öffnen kommt einem eine echte Hopfenwolke entgegen! Und die fruchtigen Hopfennoten,, die man riecht, schmeckt man auch. Wow! Der Malzkörper begleitet und unterfüttert mit leichter Süße die Hopfennoten. Die Hefe schwingt im Nachhall mit. Wenn man sich eine Linie zwischen einem fruchtig süßen Weizenbock auf der einen Seite und einem exotisch-bitteren IPA auf der anderen Seite vorstellt, liegt das Amorcitra schon eher auf der IPA-Seite. Die Bittere fällt am Anfang gar nicht so auf, da kommt der Weizenbock durch, baut sich dann aber von Schluck zu Schluck auf und passt gut zum hopfigen Charakter des Biers. Ach ja, wenn wir grade beim Hopfencharakter sind: Der schwingt zwischen Beerenaromen und Zitrone, zwischen Grapefruit und … ach, was soll ich groß schreiben, der ist einfach geil!
Und damit beende ich die heutige Kolumne. Denn schließlich muss ich auch noch mal los in die Stadt in den Weihnachtswahnsinn. Bis zum „Feierabend“ muss noch einiges erledigt werden.
Ich wünsche euch allen geruhsame Weihnachtstage!
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