Wir Franken sind schon ein komisches „Völkla“. Da sitzen wir in der Region mit der größten Brauereidichte der Welt, in der es eine Biervielfalt gibt, die wirklich überall ihresgleichen sucht, und was machen wir? Wir brauen unser Bier selber!
Denn neben der ausgedehnten Brauereilandschaft gibt es auch noch eine sehr aktive Hausbrauer- und Kommunbräuszene. In vielen Orten werden von engagierten Vereinen alte Kommunbrauhäuser mit viel Mühe restauriert und regelmäßig zum Brauen genutzt.
Eines davon ist das alte Gemeinschaftsbrauhaus in Roßfeld. Der kleine Ort bei Bad Rodach im Coburger Land erhielt 1784 eine Braukonzession und setdem wird in Roßfeld gemeinschaftlich gebraut. Laut Wikipedia sollen so 500 Hektoliter pro Jahr entstehen, die zum „Vereinspreis“ an die Mitglieder des Vereins Gemeinschaftsbrauerei Roßfeld abgegeben werden. Und wenn in Roßfeld gebraut wird, dann geht’s urig zu: Da ist die Schmotzer Malzmühle wahrscheinlich das „modernste Stück Technik“. Sonst wird zum Beispiel der Kessel mit Feuer beheizt und die Würze darf im Kühlschiff über Nacht „runterkommen“. Nicht, dass es das Franken einzigartig wäre – holzbefeuerte Sudkessel gibt es häufiger, als man denkt. Auch das ist Teil der Bierkultur in Franken.
Aber jetzt ist es genug der Vorrede. Wie ist es denn, das Original Roßfelder Bier? Farblich geht es ins Bernstein-Orange. Das gefällt und lässt auf ein charakterlich eigenständiges Bier schließen. Ist es auch, kernig, aber nicht unsüffig. Das Malz gefällt, die Hefe tut sich vor allem Richtung Abgang deutlich hervor. Das Bier ist schön spritzig, die Herbe am Ende passt genau. Und wenn man genau hineinschmeckt, findet man eine leichte „Orangennote“, die vom Malz herkommen dürfte und die gefällt. Aber so sehr darf man gar nicht „in das Bier dringen“, finde ich – bzw. es nicht so „zerlegen“. Vielmehr sollte man es als fränkisches Gesamtbild auf sich wirken lassen. Es ist ein fränkisches Landbier – und bei Gott kein schlechtes! Es ist rustikal, will eher in einen Biergrug denn in ein Sommelierglas. Und es will getrunken werden und nicht unbedingt geschlürft und auf seine retronasalen Aromen hin zerpflückt. Es will Bratwürste und Pressack begleiten und kein Vier-Sterne-Menü! Es ist ein Bier wie wir Franken. Oder wie wir hier sagen würden:
„Euä Biä, des bassdd scho!“
Jedes Mehr wäre zu viel!
P.S.: Wenn ich das richtig sehe, ist dieser Biertest sozusagen eine Premiere. Denn weder bei ratebeer oder beeradvocate noch bei anderen Blogs und Testportalen habe ich eine Rezension zum Original Roßfelder Bier gefunden. Vielleicht werde ich mich in nächster Zeit vermehrt der Kommunbrau-Szene widmen müssen. Die geht sonst zu sehr unter!
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