Dass ich gerade ein wenig in Unterfranken, genauer gesagt im Spessart, unterwegs war, habt ihr ja vielleicht schon an der Bierauswahl gemerkt. Nun stellt man sich so einen „Bierurlaub“ sicher recht „nett“ vor. Man fährt von Brauerei zu Brauerei, lässt früh schon das erste Weizen rein und hangelt sich so von Bier zu Bier. In Bamberg könnte man das auch ohne Probleme zu Fuß so machen. Im Spessart braucht man dazu einen Fahrer bzw. eine Fahrerin, die ich in meiner weltbesten (und in dem Fall weltgeduldigsten) Biertestergattin gefunden habe. Und wo sie und ich in einem Auto unterwegs sind, muss natürlich auch noch der gemeinsame Nachwuchs mit. Und jetzt wird’s logistisch schon schwieriger. Denn jetzt gilt es Bier und Brauereien, Kultur und Natur und unbedingt auch noch Ponys, einen Esel, Ziegen oder zumindest Hasen zum Streicheln unter einen Hut zu bringen. Oder ein Museum, dann aber mit Audioguide. Und nicht zu weit von der nächsten Bierquelle entfernt. Sowas lässt sich finden. Nur halt ohne Funknetzverbindung.

Auto
So hat es in letzter Zeit zwischen Karlstadt und Lohr, Aschaffenburg und Gemünden passieren können, dass sich so mancher Autofahrer im Gegenverkehr oder Passant auf der Straße über den dunklen Kombi gewundert hat, in dem eine Sendung-mit-der-Maus-Lieder trällernde Familie an einem vorüberrauscht mit einem hektisch auf einen Laptop einhackenden und die Internetverbindung des Handys beschwörenden Beifahrer. Verrückt? Seien wir ehrlich, ja! Ich sollte mal mit meinem Arzt reden, ob solche Symptome bedenklich sind. Vielleicht mache ich im nächsten Jahr, auch um die Geduld meiner Lieben nicht zu überstrapazieren, im nächsten Urlaub mal Pause mit dem Bier des Tages. Wenn es im nächsten Jahr überhaupt noch neue Biere gibt.
Jedenfalls habe ich jetzt den Spessart bis auf ganz wenig Biere (hoffe ich) abgegrast, abgeholzt, erledigt, leergeräubert (das Wortspiel muss im Spessart einfach sein!). Und mit zwei Kisten Testbier und jede Menge Eindrücken geht’s wieder nach Hause.

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Zu den eindeutig positiven Eindrücken der Spessart-Tour gehört für mich auch die kleine Homburger Brauscheuere. Homburg am Main ist so eich richtiger Weinort. Jedes Restaurant, jedes Lokal, jedes Schild weist auf die ausgezeichneten Weine hin. Wandern im Weinberg, Weinfest, Weinstuben und jedes dritte Haus eine Winzerei. Und in solch „weiniger“ Umgebung soll es leckeres Bier geben? Trinkt man hier denn überhaupt Bier? Tut man. Der rund 50 Plätze fassende Biergarten, eigentlich Innenhof, der Brauscheuere war bis auf den letzten Platz besetzt. Und zwar von Einheimischen, so wie es aussah. Aber das habe ich hier in Unterfranken schon häufiger gehört: „Was e echter Winzä is, deä trinkt ech mal e Bier!“ Oder so ähnlich. Ihr müsst euch das halt in breitem Unterfränkisch mit hessischem Einschlag vorstellen.

Brauscheuere Weizen

Weil heute Sonntag ist, möchte ich euch das Weizenbier der Homburger Bräuscheuere vorstellen. Und das kann ich diesmal ohne viele Worte machen zu müssen: Es ist gut! Das Zusammenspiel aus fruchtigen Noten, Banane, Spritzigkeit und leichter Nelkenwürze kommt genau auf den Punkt. Ich würde nicht so weit gehen, zu sagen, es war das beste Weizen, das ich im Spessart hatte. Aber es ist locker im oberen Drittel. Viel vorwerfen kann man dem Bier nicht. Naja, die Farbe ist ein wenig „bleich“. Ein Honigton würde die Optik noch ein wenig aufwerten. Aber dann hätte man Probleme, es vom bernsteinfarbenen „Stöffle“ zu unterscheiden.

Brauscheuere Karte

Gebraut werden soll in der Bräuscheuere übrigens laut Karte sogar noch mit Holzbefeuerung. und das, obwohl sie gar nicht so alt ist. Erst 2007 wurde die Gasthausbrauerei mitten zwischen den Weinbergen gegründet. Aber Wein muss da keiner trinken …