Wie versprochen schaue ich mir heute mal die Marke Schlappeseppel ein wenig genauer an. Denn ein fünfprozentiges Wachstum im Jahr 2010 ist schon interessant. Der Gesamtmarkt ging im gleichen Zeitraum um 1,7 % zurück. Wo der Markt 2010 wuchs, war im Export innerhalb Europas (+ 2,6 %) und in Drittländer (+ 17,7 %). Aber gerade für den Export scheint das Schlappeseppel ja nicht gebraut zu werden, auch wenn es ein Export gibt. Im Grußwort der Schlappeseppel-Zeitung aus dem Jahr 2013 heißt es wörtlich „Als Brauer eines regionalen Bieres, das zum weit überwiegenden Teil nur in einem Radius von rund 70 km ‚um den Schornstin der Brauerei‘ vertrieben wird, sehen wir hierin eine Verpflichtung: Nämlich dafür Sorge zu tragen, dass nur qualitativ einwandfreie Rohstoffe, Braugerste aus meist unterfränkischem und rheinland-pfälzischem Anbau und Hopfen aus der Hallertau und Saaz, für unser Bier verwendet werden.“
Und wenn man genau ist, liegt darin einer der Gründe, warum die Marke Schlappeseppel erfolgreich ist: Sie transportiert ein starkes Gefühl von Regionalität. Zwar gibt es das Schlappeseppel-Bier nicht mehr in der traditionellen Schlappeseppel-Kneipe in Aschaffenburg. Aber das scheint der Marke nicht allzu sehr geschadet zu haben. Zur Regionalität kommt auch noch ein sehr traditionelles Image. Alleine der Name und die dazugehörige Geschichte wirken da. Schlappeseppel, Schlenkerla … es ist zwar nicht dieselbe Geschichte, aber eine ähnliche. Ehrlich gesagt muss man der Werbeagentur well! gratulieren. Der Markenauftritt ist wie aus einem Guss und verfehlt seine Wirkung nicht.
Allerdings ist das nur die eine Seite der Medaille. Das Bier muss nämlich ebenfalls passen, sonst ist die ganze Mühe umsonst. Im Fall des Schlappeseppel Export mit seinen 5,6 % erhält man ein richtig satt goldenes Bier mit einer ordentlichen Schaumkrone. Für ein Export ist es ziemlich malzig und eigentlich auch ein wenig mild. Dafür zeigt es auch ein feines Hopfenaroma und eine angenehme Bittere hintennach. Gut, es könnte voluminöser sein. Aber was ihm da fehlt, macht es mit seiner Würze wett. Gut ist das, aber herausragend nicht unbedingt. Den Kultstatus der Marke würde dieses Bier alleine nicht rechtfertigen – zumindest nicht in meinen Augen. Allerdings gibt es da noch das Seppel’sche Special, das in meinen Augen durchaus besser ist. Und mit dessen Einführung 1999 ging der Schlappeseppel-Boom erst richtig los.
Bleibt am Ende die Frage, wie es mit der Marke weitergeht. An grenzenloses Wachstum wird ja kaum einer glauben wollen. Und es besteht ja immer auch die Gefahr, dass die Marke Schlappeseppel auch zulasten der Marken Eder und Heylands wächst. Das scheint man auch bei Eder&Heylands so zu sehen. über die Konsequenzen kann man sich streiten. Dass es immer mehr Schlappeseppel Biere gibt, ist ja generell in Ordnung. Mit neuen Sorten wie Seppel’s Früchtchen – also mit Biermsichgetränken – geht man aber meiner Meinung nach den falschen Weg. Denn die Kernthemen „Urig, Kernig, Echt“ verwässert man dadurch – zugunsten eines schnellen Szene-Erfolgs. Warum man aber gerade dann auf Mischgetränke setzt, wenn der Markt dafür langsam rückläufig ist, ist die Frage. Zwar legten die Mischgetränke 2012 noch ordentlich zu, aber 2013 gab es ein Minus von 2 %.
Zudem scheint man es bei Eder&Heylands ein wenig so zu sehen, dass beim Erfolg von Schlappeseppel „der Schwanz mit dem Hund wedelt“. Anders kann ich es nicht interpretieren, dass man versucht, den Erfolg der einen Marke auf die Kernmarke Eder’s abfärben zu lassen. Auf der Braukunst Live 2013 stand man mit Schlappeseppel-Craftbieren am Start. 2014 als Ederbräu. Und Schlappeseppelbiere gibt es mittlerweile „in Zweitverwertung“ auch unter der Craftbiermarke Ederbräu. Aber ob das hilft? Ich weiß ja nicht.
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