Ich habe ja schon ein paar mal berichtet, dass sog. Kollaborationssude einer der Trends in der momentanen Bierszene sind. Zumeist handelt es sich dabei um die Zusammenarbeit junger Brauer aus dem Bereich der Craftbier-Szene. Aber das Ergebnis solcher Zusammenarbeit muss nicht immer ein modernes IPA oder etwas ähnliches sein. Eine solche Zusammenarbeit kann manchmal auch ein sehr traditionelles Bier zum Ergebnis haben.
So geschehen, als sich Stefan Mützel von der Ellinger Schlossbrauerei und Vladimír Stuchl von der Brauerei Blahovar a usPilsen in Ellingen trafen, um zusammen ein Bier zu brauen. Jeder von beiden steuerte typische Zutaten und die Hälfte des Rezepts bei. Von Vladimír Stuchl kam böhmisches Tennenmalz und Saazer Hopfen und dazu noch Sladek, alles Zutaten für ein typisch böhmisches Pilsner. Aus Franken kam ein halbes Kellerbierrezept nebst den entsprechenden Malzen und Spalter Hopfen. Zusammen ergibt es eine Art böhmisch-fränkisches Keller-Pils.
Dass beide Brauer mehr als nur ihr Handwerk verstehen, merkt bei diesem Bier schon vom ersten Schluck an. Denn es fehlt diesem Bier einfach an nichts. Die Farbe ist noch altgolden, die Trübung fein, der Schaum steht ordentlich … An der Optik ist nichts auszusetzen. Auch die „technischen Werte“ sind in Ordnung: 12,8 % Stammwürze (viele Pilsner Biere liegen deutlich darunter) und 5,2 % Alkohol. Und geschmacklich … ist es ein astreines Kellerbier mit schönem Volumen, getreidigen Noten und … ja, tatsächlich irgendwie ein wenig „böhmisch gehopft“. Schließlich durfte im Whirlpool Saazer Hopfen das Aroma mitbestimmen. Was soll man sagen: Der fränkisch-tschechische FRACZ (FRA für die leider noch fiktive Bundeslandkennung Franken, CZ für die internationale Kennung für Tschechien) ist ein echter Bierfratz! Süffig, ordentlich – und es verbindet die Tugenden fränkischer und böhmischer Biere. Hier malzige Karamellaromen, dort grasige und kräuterige Hopfenaromen. Dass das Ergebnis einer solchen Zusammenarbeit jetzt nicht ein „super-freakiges Spezialbier“ ist, das die Grenzen von Gaumen und Bierbegriff sprengt, ist durchaus nachvollziehbar. Denn, wenn etwas sowohl das Bierland Tschechien als auch die Bierregion Franken ausmacht, dann sind es eben die erdigen, traditionellen Biere. Und auch an denen lässt sich – zum Beispiel anhand solcher Kollaborationssude – immer noch ein wenig feilen.
P.S.: Wer die heutigen Kolumne für „Lobhudelei“ hält, hat Recht. Das Bier habe ich auf dem Nürnberger Bierfest probiert und es hat mir wirklich sehr gut geschmeckt. Dass der sehr sympathische Braumeister Stefan Mützel mir das Bier ausgegeben hat, hat damit wirklich nichts zu tun. Ich würde es durchaus auch verreißen, wenn es denn etwas zu verreißen gäbe …
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