Was macht man eigentlich an so einem Wochenende im Advent? Klar, man kann sich in den Shopping-Wahnsinn stürzen. Oder man kann es ein wenig geruhsamer angehen lassen. Wie wäre es mal mit einer kleinen Wanderung durch Frankens schöne Natur- und Kulturlandschaft? Keine Sorge, unterwegs gibt’s auch ein lohnendes Bier!
Ok, sagen wir mal besser: Wie wäre es mit einem kleinen Spaziergang, denn die Strecke von der Giechburg zum Gügel ist – egal, welchen Weg man jetzt auch geht – kaum länger als 2 Kilometer. Geht man den „direktesten Weg“, sind es einfach grade mal nur 1,2 Kilometer. Das lässt sich auch mit Kindern spielend gehen. Ausreden gibt es also nicht.
Am besten startet man die Tour am Parkplatz unterhalb der Giechburg, einer Höhenburg auf einem schon seit der Steinzeit besidelten Plateau. Oder sagen wir: einer Ruine. Denn wiewohl die Burg immer wieder mal zerstört wurde, wurde sie immer wieder aufgebaut. Ihre heutige Form als Ruine „erhielt“ sie erst 1809. Denn dem bayerischen Bauinspektor von Hohenhausen „fiel die aus heutiger Sicht ungeheuerliche Idee ein, aus der Burg durch Abdecken der Dächer eine ‚malerische Ruine‘ zu machen“, so kann man es auf der Seite über das Juradorf Kübelstein lesen. Damit ist den Bayern gelungen, was selbst die Schweden im Dreißigjährigen Krieg nicht geschafft hatten: Die Giechburg verfiel. Dass sie heute überhaupt noch steht, ist einem lokalen Förderverein zu verdanken. Heute gibt es dort eine Wirtschaft und Tagungsräume.
Wendet man sich vom Parkplatz unterhalb der Giechbrg nach links, kann man einem alten Kreuzweg zum eigentlichen Ziel der Wanderung folgen.
Denn so interessant die Giechburg auch ist, interessanter ist die auf dem benachbarten Hügel liegende Gügelkirche.
Diese kleine Wallfahrtskirche steht dort, wo vormals eine benachbarte Burg Gügel stand. Neben der Geschichte ist interessant, wie die kleine Kirche auf bzw. in den Fels gebaut wurde. Will man in die Kirche, geht man – normalerweise – durch eine Mariengrotte, von der aus man über enge Wendeltreppen und in den Felsen geschlagene Gänge den Kirchenraum erreicht. Nicht nur für Kinder ist das ein echtes Erlebnis.
Aber eigentlich soll es ja ums Bier gehen. Und neben „dem Gügel“ steht eine kleine Klause, in der man sich nach den „Strapazen“ der Wanderung wieder für den Rückweg stärken kann. An Bieren gibt es das Scheßlitzer Schmitt-Bier. Die Schmitt Bräu in Scheßlitz braut zwar seit 2001 nicht mehr selbst, aber die Biere werden weiterhin – wie man hört – bei der Reckendorfer Schlossbräu hergestellt. Beim hellen Bock habe ich auch mal gehört, er solle beim Göller in Zeil am Main gebraut werden. Und, Freunde, dieser helle Bock hat es mir angetan.
Der ist … ich kann mir nicht helfen, der ist ideal! Hell, schön golden und mit schöner Schaumkrone. Die Nase erschnuppert schon blumige Hopfenaromen. Und wenn man ihn trinkt, dann … darf ich mal fränkisch dialektal werden? Leck mich fett!!! Der läuft einfach. Der Malzkörper ist nicht zu schwer, das Hopfenaroma ist blumig. Gut, an Rezenz mangelt es ihm ein wenig, aber das ist typisch für Böcke. Die sind seltener spritzig. Die dürfen gemütlicher sein, ein wenig behäbiger. Das passt so. Auch das Zusammenspiel von Herbe und Süße sind für mich genau so in Ordnung.
Ein guter Bock bis in den Nachhall. Dass die Schmitt Bräu nicht mehr selbst braut, kann ich da locker verschmerzen. Zumal da die bestehenden Sorten nicht einfach nur „verwaltet werden“. Mit dem Urstoff Anno 1847 gibt es seit diesem Jahr eine neue Sorte. Und bei den diejährigen Scheßlitzer Wirtschaftstagen demonstrierte man mit einer Braueule und einem alten Füller, wie Bier hergestellt wird.
Und weil wir gerade dabei sind: Der Helle Bock passt nicht nur zu den Brotzeiten, die man auf dem Gügel bekommen kann. Probiert ihn unbedingt mal zu einem Stück Kuchen oder Torte. Das macht die Tour zwischen Giech und Gügel für mich zu einer meiner „Lieblingswanderungen“. Eigentlich vergeht keine Vorweihnachtszeit, in der ich nicht mindestens einmal dort unterwegs bin. Und falls mal Schnee liegt, kann man oberhalb des Parkplatzes an der Giechburg auch ein wenig Schlitten fahren.
Ich muss ja keinem erzählen, dass ich nur (fast) wegen des Bocks da raus fahre.
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