Habe ich schon geschrieben, dass man bei diesen „multiplen Bieren“ schon auch ein wenig aufpassen muss? Schließlich ist schnell etwas behauptet, was sich so für andere nicht unbedingt nachvollziehen lässt. Und ist so ein „Gerücht“ erst mal im Umlauf, dann wird es natürlich entsprechend übernommen. Und am Ende hat man den Salat – bzw. die Verwirrung.

Spessar Specht

Verwirrt war ich nämlich, als ich von meiner letzten Spessart-Exkursion mit dem nahezu kompletten Sortiment der Kreuzwertheimer Spessart Brauerei nach Hause gekommen bin. Jener, deren Motto „Nur echt mit dem Specht“ ich ganz witzig finde und deren Gold Specht und Räuberchen Schwarz ich vor Jahren schon mal getestet und für richtig gut befunden hatte. Zum Räuberchen Schwarz gibt es im Sortiment auch noch das Räuberchen Blond. Die Etiketten der beiden mit dem deutlich sichtbar NICHT auf die Bierkrüge schielenden Räuber gefallen vielleicht nicht jedem. Vielleicht sind sie auch sexistisch. Aber ich finde sie witzig. Und damit, dass es sich bei dem Räuberchen Blond laut Eintrag bei bier.by um die 0,33er-Version des vor kurzem erst besprochenen Premium Pils handeln soll, hätte ich auch kein Problem gehabt. Dass 0,33er Pilsner ab und an andere Namen haben als ihre großen Geschwister, kennt man ja.

BierbySpessart

Quelle: http://www.bier.by/brauerei-guide/spessart-brauerei-gmbh-1.1886109?searched=true

 

Auch bei untapped wird das Räuberchen Blond als Pils einsortiert. Bei ratebeer wird als Bierstil fürs Räuberchen Blond jedoch Zwickel/Kellerbier/Landbier angegeben.

Untapped

Quelle: https://untappd.com/user/Takis/checkin/117737916

Ratebeer

Quelle: http://www.ratebeer.com/beer/spessart-specht-rauberchen-blond/146650/

 

Und schon bin ich verwirrt. Denn beim Räuberchen Blond stehen laut Homepage der Brauerei immerhin 5,1 % Alkohol, auf dem Etikett sogar 5,3 % Alkohol zu Buche, während das Pils sich mit nur 4,9 % begnügen muss. Das wäre zwar beides noch im Toleranzrahmen von 0,5 % Abweichung bei der Etikettgestaltung, aber es wäre auch ein wenig dreist, finde ich. Außerdem wird das Räuberchen Blond auf der Homepage als Export bezeichnet und teilt sich die Beschreibung mit dem Spessart Edel Export.

Spessart Specht Räuberchen Hell 1

Quelle: http://www.spessart-specht.de/n_startf.php

Mithin ist das Räuberchen Blond also wohl eher de kleine Schwester des Edel Export als des Pils. Was ja auch einen Sinn ergibt, wenn man sich die Bierlandschaft im Spessart so anschaut. Denn dort ist eigentlich das Export die Hauptbiersorte. Ein 0,33er Export liegt da näher als ein 0,33er Pils.   Betrachtet man das Räuberchen Blond als Export und nicht als Pils oder gar als Kellerbier oder Helles, dann kommt man natürlich auch zu einer anderen Bewertung.

Spessart Räuberchen Blond

Als Export ist dieses Bier mit seiner goldenen Farbe und seinem dichten Schaum nämlich richtig süffig. Ein feines Hopfenaroma über hellem Malz steigt einem in die Nase. Über einer getreidigen Basisentfaltet sich ein feines Hopfenaroma. Im Vergleich zum Pils zeigt es aber mehr Volumen und vor allem weniger Bittere. Und vor allem schmeckt es für mich eher wie das Edel Export.

Spessart Edel Export

Das einzige, was ich mir vielleicht noch wünschen würde, wäre ein wenig mehr Süße im Abgang. Und vielleicht, dass auf dem Etikett ein Hinweis auf die Sorte Export stünde. Dann wäre ich nämlich nicht immer so verwirrt wie der Räuber auf dem neckischen Etikett. Wobei ich auch sagen muss, dass das Edel Export/Räuberchen Hell für mich nicht an das Gold Specht herankommen. Das wäre mein Favorit der Brauerei. Aber dem fehlt das neckische Etikett mit dem verwirrten Blick auf die … „Bedienungsauslage“. Aber der ist ja auch sexistisch. Und sowas kann und darf ich natürlich nicht unterstützen ;-)! Wobei ich zum heutigen Bier natürlich auch gut eine Kolumne über Bier, Sexismus und Frauenbewegung hätte schreiben können. Aber das wäre eine ganz andere Geschichte geworden …