Ich habe mir mal – das ist jetzt schon so lange her, dass sich kaum wer daran erinnert – aufgrund eines Trinkrituals den „Zorn“ eines lieben Freundes und meiner weltbesten Biertestergattin zugezogen. Und das kam so: Auf einer Party hatte ich mein damals kleines Töchterlein mit einem halvollen Becher Apfelschorle zu besagtem Freund geschickt. Dort angekommen hielt sie ihm den Becher zum Zuprosten hin. Er stieß artig mit ihr an, worauf sie sagte, was ich ihr zuvor beigebracht hatte – nämlich laut und deutlich: „Ex oder Baby!“
Ich weiß, sowas macht man nicht. Und völlig zurecht wurde ich sofort von besagtem Freund und meiner weltbesten Biertestergattin gerügt. Man bringt kleinen Kindern keine Trinkrituale bei. Trinkrituale zeugen schließlich nicht von Kultiviertheit! Und doch sind sie ein Teil unserer Alltagskultur. Ich befürchte sogar, ein relativ unerforschter Teil. Oder kommt es nur mir so vor, dass man zwar viel über den Alkoholkonsum und dessen Folgen spricht, aber über die kulturelle Bedeutung und die Ursprünge der Trinkrituale eher weniger.
Ich komme da nur drauf, weil ich neulich ein Spalter exx in der Hand hatte. Spalter exx, so nennt sich die 0,33er-Version des Edel Export hell der Stadtbrauerei Spalt. Nun könnte man meinen, „exx“ sei nur eine „Koseform“ zu Export und es habe nichts mit besagtem „ex trinken“ zu tun – stünde auf dem Rückenetikett nicht groß und deutlich „trink’s exx … und lächle„.
Also ein Bier zum exen, zum wegkippen?
Ein Flaschenbier, um sich schnell abzuschießen???
Immerhin hat das Export 5,5 %!
Oder was wollen die Spalter mir damit sagen?
Erst mal eins vorweg: Ich habe dem Spalter exx doch ein Bierkrüglein gegönnt und es auch nicht auf einen Zug den Rachen hinuntergestürzt. Das traue ich mich nicht mehr seit oben erwähntem Zwischenfall. Außerdem schmeckt man wenig, wenn man das Bier zügig an allem vorbeischleust, was Geschmacksrezeptoren hat. Immerhin könnte man auch beim exen des exx die deutliche Hopfenwolke wahrnehmen. Kippt man es nicht schnell weg, dann kann man sich über ein hellmalziges, angenehm getreidiges und spritziges Bier freuen. Ein wenig mild-süß ist es schon – vor allem für ein Export. Da gibt es herbere Export-Biere. Das Hopfenaroma hat schöne Citrus-Noten. Echt nett! Und … ja, zum wegkippen eigentlich viel zu schade. Auch wenn der Satz in Sachen Bier überstrapaziert wird: „Das ist zum exen viel zu schade!“, sagt immer einer, wenn man schnell noch ein „Press-Seidla“ ankündigt. Ganz egal, welches Bier man gerade in der Hand hat. Und häufig hört man den Satz von Nicht-Biertrinkern …
Was mich aber mit meiner Eingangsfrage nicht weiter bringt. Denn woher der Brauch, ab und an ein Bier auf einen Zug wegzukippen, tatsächlich kommt, weiß ich immer noch nicht. Ich hätte ja die Trinkrituale von Studentenverbindungen in Verdacht. Beim sogenannten Salamander gibt es das Kommando „ad exercitium salamandri„, auf das der Krug möglichst in einem Zug zu leeren ist. Oder es steht doch einfach das lateinische „ex“ für „aus“ Pate. Wenn man auch nicht zu wissen scheint, woher der Brauch kommt, jeder kennt es, viele haben es schon mal gemacht … auch, wenn es sich nicht gehört.
Und bitte, bringt des Spruch „Ex oder Baby“ nicht euren Kindern bei!
Niemals!
Nicht gut!
Ok.?
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