Karfreitag – und damit das gibt es mit dem Würzburger Hofbräu Alkoholfrei vorletzte alkoholfreie Bier für, naja, für eine längere Zeit, denke ich. Denn ehrlich gesagt reicht es dann auch mit den alkoholfreien Bieren. Als ich das Projekt 2011 begonnen hatte, hätte ich ja nie gedacht, dass es so viele alkoholfreie Biere aus Franken gibt. Klar, dass es alkoholfreie von Tucher, Kulmbacher bzw. der Würzburger Hofbräu gäbe, war mir schon klar. Als ich am 9.03.2011 (das war ein Aschermittwoch) mit dem Loffelder Alkoholfrei mein erstes Alkoholfreies gepostet hatte, hätte ich nicht gedacht, wie viele noch folgen würden. Naja, immerhin so um die 30 müssten sich bis jetzt angesammelt haben. Vielleicht auch 31. Wenn ich irgendwann mal alle Biere von Facebook in diesen Blog umgezogen haben werde, weiß ich’s genau. Aber das kann dauern.
Jedenfalls kommen heute und morgen noch zwei dazu. Für meine persönliche „Karfreitagspassion“ nehme ich ja gerne mal ein Konzernbier her. Ich habe mich da in den letzten Jahren ja ein wenig auf Tucher eingeschossen gehabt. 2011 gab es als Karfreitagspassion Tuchers Hefeweizen Alkoholfrei, 2013 das ebenso alkoholfreie Reifbräu. So ein Konzernbier am Karfreitag ist dankbar. Da kann man dann einfach schreiben, dass „Kar-“ ja von „karg“ kommt und wie karg die Brauereilandschaft doch wird, wenn die Konzerne weiterwachsen. Das stimmt so natürlich – und auch wieder nicht. Auf der einen Seite haben Konzerne wie Tucher bzw. deren Vorgängerinnen oder Kulmbacher so ziemlich alles aufgekauft, was es in der näheren und ferneren Umgebung gab. Andererseits haben sie aber auch Marken und Braustandorte erhalten, die vielleicht sowieso hätten untergehen müssen. Nehmen wir zum Beispiel mal die Würzburger Hofbräu. Die wurde 1643 von Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn gegründet und wuchs im 19. Jahrhundert. Ende des 20. Jahrhunderts wurde die Brauerei modernisiert und „man ging auf Einkaufstour“: Werner Bräu in Poppenhausen, die Lohrer Brauerei, … Bis dahin war die Würzburger Hofbräu zwar groß, aber kein „Konzern“. 2005 verkaufte die Großaktionärsfamilie von Fink ihr Aktienpaket von 90,7 % an die Kulmbacher, im Jahr darauf hatte die Kulmbacher-Gruppe auch die restlichen Aktien aufgekauft. Und aus der Würzburger Hofbräu wurde endgültig Konzernbier. Schließlich gehört die Kulmbacher über die Schörghuber-Gruppe zur Brauholdiing International – und damit hat auch der niederländische Braumulti Heineken die Finger im Spiel.
Nun ist es müßig, sich zu überlegen, ob die Würzburger Hofbräu auch ohne kapitalstarke Partner hätte überleben können. Noch müßiger ist die Frage bei den Brauereien in Unterfranken, die von den Würzburgern übernommen wurden. So etwas zieht einen an einem (verregneten) Karfreitag nur noch mehr runter. Schließlich gehen bei Konzernen wirtschaftliche Interessen über alles andere. Andererseits ist jede Gaststätte, die Würzburger Hofbräu ausschenkt keine, die Warsteiner, Bitburger, Jever oder ähnliches ausschenkt. Da bleibt wenigstens ein Teil der Wirtschaftskraft in der Region. Aber das ist für einen Franken nur ein schwacher Trost …
Jedenfalls steht da das Würzburger Hofbräu Alkoholfrei vor mir. Die Longneck-Flasche mit den leicht historisch angehauchtem Etikett versucht einen Bogen zwischen Tradition und Moderne zu schlagen. Da ist der Franke ja immer ein wenig skeptisch. Tradition mögen wir ja, aber Moderne? Über den Widerspruch zwischen den Begriffen „alkoholfrei“, gebraut nach dem Reinheitsgebot“ und der Zutat „Gärungskohlensäure“ will ich mich auch nicht weiter auslassen. Regeln, wie das „Reinheitsgebot“ sind arg dehnbar und für das, was so mancher moderne Konzernbrauer „seinem Bier antut“, wäre er 1516 mindestens geteert und gefedert worden. Wenn nicht sogar schlimmeres …
Die Optik des Biers ist pilsig hell. Alkoholfreie Biere sind ein schwieriges Pflaster. Zwar soll es tolle Zuwachsraten geben, die Mehrheit trinkt aber alkoholfrei, weil sie muss. Und da erwartet man Bekanntes und will sich kaum Experimenten hingeben. Alkoholfreie „Kellerbiere“ sind selten, abgesehen vom Engel Kellerbier alkoholfrei und dem Mönchshof Naturtrüb’s Alkoholfrei. Der Geruch des Würzburger Hofbräu Alkoholfrei ist getreidig-würzig. Der Geschmack ist, hmm, wie beschreibe ich das jetzt am besten? Es schmeckt ein wenig „leer“. Vordergründig ist es getreidig, süßlich-maischig. Das kennt man von Alkoholfreien mittlerweile und es überrascht einen auch nicht weiter. Dann flacht es im Mittelfeld ab, bevor es hintenraus für meinen Gaumen ein wenig abrupt kratzig-bitter wird. Zwar hat man hier und da auch Hopfenaromen im Abgang, aber an dieses Wechselspiel zwischen getreidiger Süße und fast schon metallischer Bittere muss man sich gewöhnen.
Oder auch nicht … Denn es gibt in Franken nicht nur Alkoholfreie von Großbrauereien und Konzernen. Auf das morgige Alkoholfreie habe ich mich sogar wirklich gefreut.
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