Ich mache mir gerade ein wenig Gedanken über die BierVIELFALT in Franken. Ausgelöst hat das ein Kollege mit einer Frage bei Facebook. Es ging daraum, wie viele Jahre man jeden Tag ein anderes (ober-)fränkisches Bier trinken könne – und dabei natürlich zwangsläufig darum, wie viele davon sich in einem Blindtest überhaupt sensorisch unterscheiden lassen könnten. Die erste Frage ließe sich locker mit „etlichen Jahre“ beantworten. bei der zweiten Frage müsste man dann aber kleinlaut hinterherschieben: „naja, sooooo viele nun auch wieder nicht“. Zwar schmecken die Biere in Franken beileibe nicht alle gleich, aber die Vertreter einzelner Bierstile unterscheiden sich auch nicht immer so deutlich von einander. Wie sollten sie auch?

Quelle: http://www.brotkultur.de/

Quelle: http://www.brotkultur.de/

Ich will hier mal kurz die Brauer mit den Bäckern vergleichen: Wir Deutschen sind ja (gefühlte) Weltmeister in Sachen Brotvielfalt. Die Aktion „Deutsche Brotkultur“ hat auf ihrer Homepage einen Zähler, der heute (Morgen) bei einer satten Zahl von 3252 bislang anerkannten Brotspezialitäten stand! Aber wer von uns könnte tatsächlich in einem Blindtest a) die ganzen Brotsorten voneinander unterscheiden und b) im besten Fall dieses Brot noch jenem Bäcker zuordnen? In Einzelfällen geht das natürlich – beim Bier wie beim Brot. Im Gros der Brotsorten wäre das aber unmöglich.

Ich denke, darum geht es aber auch gar nicht. Frankens Biervielfalt ist ja in weiten Teilen keine „künstlich aufgeblasene“! Wir reden hier ja von gewachsenen Traditionen und nicht davon, mit einem aus Konzernbauteilen zusammengeschusterten Nischenprodukt schnell mal bei relativ geringen Kosten möglichst viel Gewinn abzugreifen. Und auch bei neuen Sorten ist es bei den Brauern so wie bei den Bäckern: Warum soll ein Betrieb sein Sortiment nicht in diese oder jene Richtung erweitern dürfen? Und muss dieses neue Bier (oder Brot) unbedingt komplett anders schmecken als das der Kollegen um den eigenen Schornstein herum? Muss man sozusagen „das Rad immer wieder neu erfinden“?

Schwarzer Adler

Wenn ich jetzt also das neue dunkle Vollbier, genannt Schwarzer Adler, der Brauerei Eichhorn aus dem schönen, kleinen Dörfleins vor mir stehen habe, dann ist die erste Frage, die ich mir stelle: Schmeckt es? Und das tut es! Das dunkle Vollbier mit seinen 5,5 % hat einen angenehm satten Malzkörper und schmeckt schön würzig. Im Vergleich zu anderen Dunklen treten hier weniger Aromen aus dem Kaffee- und Schoko-Bereich hervor, dafür erinnert es mehr – hier bin ich wieder bei den Bäckern – an schön dunkel gebackene Brotrinde. Der Körper ist schön voll, der Charakter passend „malztrocken“. Und hintenraus vermeint man eine Spur Hopfenaroma zu erschmecken, wobei es in der Grundtendenz doch auf der „malzigen Seite des Lebens“ bleibt. Süffig, sehr süffig. Fand übdigens auch meine weltbeste Biertestergattin, die ansonsten eigentlich eher weniger auf die dunklen Vollbiere steht.

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Bleibt am Ende die Frage, ob und wie sehr sich das Eichhorn Schwarzer Adler Vollbier dunkel von anderen unterscheidet. Die ist schwieriger zu beantworten, denn dunkle Vollbiere gibt es hier sehr, sehr viele. Eine feine Hopfenblume am Ende ist seltener, das spricht in dem Fall für das Dunkle aus Dörfleins. Aber muss es sich denn wirklich so sehr von anderen Bieren unterscheiden? Oder darf ich mich nicht viel mehr darüber freuen, dass ich in Dörfleins jetzt auch bedenkenlos ein Dunkles bestellen kann und ein ordentliches Bier bekomme? Ich denke, DAS ist es, was Frankens Biervielfalt ausmacht. Oder um es mit den Worten von Matthew Jessop, der eine Zeit lang als australischer Gastbrauer bei Weyermann gearbeitet hat, zu sagen:

Ich bin wegen der guten Qualität der Biere gekommen. Außerdem gibt es hier um Bamberg eine hohe Brauereidichte, das fand ich interessant. Wegen dieser Brauereidichte ist die allgemeine Qualität der Biere sehr hoch!

Land Down under

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Ich denke, das kann man als Schlusswort stehen lassen: Du kannst dich (fast) überall hinsetzen und bekommst ein gutes Bier. Vielleicht nicht immer eines, das du unter tausend anderen herausschmecken würdest, aber auf jeden F all ein gutes!