Es ist bisweilen schon komisch, was die Meinung einzelner Bierfreunde zu manchen bIeren angeht. Das merkt man nicht nur bei den „normalen“ Bieren – da gehen die Meinungen zu manchen Bieren vom Lieblingsbier bis hin zur untrinkbaren Plörre –, sondern insbesondere auch bei den modernen „Craftbieren“. Schließlich begann man hier massiv mit Hopfen zu arbeiten – während bei der „Brauindustrie“ lange Zeit „milde Lagerbiere“ der Trend waren. Und auch die Craftbierfreunde sind sich beim einen oder anderen Bier alles andere als einig. Das habe ich erst wieder beim Nürnberger Bierfest anhand der E-Bombe der Brauerei Zwanzger aus Uehlfeld erlebt.
Dabei handelt es sich um ein untergäriges Lagerbier, das mit dem „neuen“ Hopfen Equinox gestopft wurde. Nun muss ich sagen, dass ich kein besonderer Freund dieses Hopfens bin. Das liegt ein wenig an seiner Aromenstruktur: „Guave, Melone, Limette, Papaya, grüne Paprika“ nennt die Seite Hopfen der Welt als Aromen dieses Hopfens. Das mit der grünen Paprika ist nicht so mein Ding, insofern war ich bei der Zwanzger E-Bombe erst mal skeptisch. Aber was muss, das muss!
Und ich muss sagen, ich war vom ersten Schluck an begeistert. Das bernsteintrübe Bier riecht fruchtig-hopfig. Schon mal schön. Der Geschmack geht in Richtung fruchtig-süßliche Hopfenwürze, dazu florale Noten und … ja, irgendwo erinnert der Hopfen einen auch an grüne Paprika. Aber das liegt wohl daran, dass ich die Info zu dem Hopfen im Hinterkopf hatte. Eingebraut wurde es übrigens auch noch mit den Hopfensorten Taurus und Opal. Die Bittere ist anfänglich gut maskiert, tritt dann aber Schluck für Schluck ein wenig stärker zutage. Ein nettes, schön voll gehopftes Lagerbier, bei dem tatsächlich Stammwürze (11,8 %) und der Alkoholgehalt (4,5 %) für ein Craftbier ziemlich niedrig sind. Mir und vielen anderen hat es geschmeckt. Aber wie gesagt, die Meinungen sind geteilt. Gerhard Schoolmann vom Cafe Abseits, der sich mit Craftbier ja wirklich auskennt, war dagegen von der E-Bombe enttäuscht. Ihm (und einem mitgereisten Amerikaner) war das Bier malzseitig zu simpel gehalten für so viel Hopfen auf der anderen Seite. Es ist also mit dem Craftbier wie mit jedem anderen Bier auch: Die Meinungen sind so vielfältig wie die Biertrinker und recht machen kann es ein Brauer keinem. Aber das sollte kein Grund sein, nicht ein mal Neues zu wagen!
Also, liebe Brauer,
macht weiter! Seid mutig, experimentierfreudig, probiert etwas aus. Auch wenn es ab und an mal Kritik gibt. Das Schlimmste, was der Bierregion Franken passieren kann, wäre Stillstand, während sich außenherum die Welt weiter dreht. Es kann doch nicht sein, dass uns selbst Industriebiere wie Beck’s „überholen“ …
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