Auch, wenn ich hier immer wieder kreative Craftbiere poste, so ist doch Bierfranken immer noch recht traditionell, was den Gerstensaft angeht. Ich will mich da auch nicht beschweren, im Gegenteil. Traditionen sind wichtig für das kulturelle Selbsterständnis der Bierregion Franken. Man muss darin aber tatsächlich – auch, wenn der Satz ein wenig abgedroschen ist – das Weitergeben der Flamme und nicht das Bewahren der Asche sehen. Aber da liegt der Hase im Pfeffer. Denn ich als Kunde will bei einem Bier eben „spüren“, dass da ein Brauer „für die Sache brennt“. Ich erwarte vom Brauer die Leidenschaft für sein Produkt, die ich als Konsument auch habe. Und ich will sie spüren, schmecken, riechen … egal, ob nun in einem „geil gehopften IPA“ oder in einem traditionellen Kellerbier.

Kellerbier 1

Denn Kellerbiere wie auch das heutige Wolfshöher Kellerbier sind ja sowas wie die fränkische Haus-Sorte. Schön gemütlich mit Freunden auf einem Keller zu sitzen, eine vielleicht noch im Weidenkorb selbst mitgebrachte Brotzeit zu essen, verträumt in den Sonnenuntergang zu schauen … Das ist Franken! Dafür kommen amerikanische Touristen extra zu uns gereist. Man könnte fast sagen, das kaum ein anderer Bierstil von Grund auf schon so emotional aufgeladen ist. Ein Traum für jeden Marketing-Menschen. So ein Kellerbier müsste von sich aus schon ein Selbstläufer sein.

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Aber so einfach ist es dann eben doch nicht. Denn nehmen wir mal besagtes Wolfshöher Kellerbier. Das war nicht schlecht, so viel sei schon vorweg gesagt. Aber richtig „mitgerissen“ hat es mich auch nicht. Die braun-trübe Farbe ist in Ordnung, die 4,9 % sind es auch. Das Aroma ist brotig, durchzogen von Karamellnoten. Das ganze wird aber für meinen Geschmack ein wenig zu stark von der Hefe und ihren fruchtigen Anklängen dominiert. Gut, das Malz und der getreidige Hopfen sind im Aroma auch präsent. Wie gesagt, alles in Ordnung so weit. Und doch reißt es mich nicht mit. Wie hat es ein Rezensent auf ratebeer so schön geschrieben: „Not really bad, but pretty tame by franconian standards… “

Kellerbier 2

Oder wie ich es sagen würde: Irgendwie fehlt mir „das Feuer“. Ich weiß, dass das bei einem traditionellen Kellerbier vielleicht schwerer zu entfachen ist als bei einem modernen Craftbier. Vielleicht prägt mich auch das für mich wenig ansprechende Etikett? Da hilft es auch nicht, dass das Kellerbier „mit Vornamen Premium“ heißt. Oder, dass der Brauereiinhaber auf den Etiketten werbewirksam unterschreibt. Das habe ich schon zu oft gesehen, das ist für mich dann doch eher „ein Teil der Asche als das Feuer“.

P.S.: Etwas ist mir noch aufgefallen. Eigentlich dachte ich ja, dass die Zutaten auf den Etiketten nach ihren gewichtsanteilen im Produkt angegeben sein müssten. Wenn hier Hefe vor dem Hopfen steht, heißt das dann, das mehr Hefe als Hopfen verwendet wurde???