Freunde, ich habe einen Fehler gemacht! Und was für einen! Ich bin am Samstag Abend in Bamberg in die Sandstraße gefahren, um endlich das Bier im Ahörnla im Sand zu testen. Für alle Nicht-Bamberger sei das kurz erklärt: Das ist sowas wie die Kneipen- und Partymeile in Bamberg. Wie rät so schön nordbayern.de allen neuen Erstsemestern in Bamberg: „… es empfiehlt sich also eine abendliche Tour durch die Sandstraße, die Kneipenstraße. Direkt unterhalb des Doms finden sich dort Bars für jeden Typen.“  Kein Wunder also, dass es – für meinen friedliebenden Geschmack – im Ahörnla schon recht rund ging, als ich ankam. Wobei das natürlich nur meine Meinung war, denn die „Partydamen“ neben mir, die zum Aufwärmen ein paar Kurze kippten, sahen das im Gespräch mit dem Barkeeper durchaus anders:

Ist aber nicht viel los heute“ – „Nach der Sandkerwa ist es immer ein wenig ruhiger. Aber dafür ist es heute sogar gut besucht.

So oder so ähnlich ging das jedenfalls. Und ich habe mir in dem Gemisch aus Musik (zwischen Schlager und Pop, nicht mein Fall jedenfalls), italienischem Gesng vor der Tür, Gesprächen, dem üblichen viel zu melodischen „Halloooo, du heute hier? – Tschüssiiiii“ und dem Klirren von zu Boden fallenden Gläsern hinter der Theke (zu den normalen und von mir durchaus als angenehm empfundenen Thekengeräuschen) gedacht, dass ich gar nicht da sein möchte, wenn’s hier richtig zugeht … Da ist mir die Beschaulichkeit von so manch anderer Brauerei schon lieber.

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Aber ums Ambiente dieses Hauses, dessen Geschichte weit ins 14. Jahrhundert zurückreicht, soll es hier nur am Rande gehen. Schließlich gibt’s dafür Gastro- und Kneipentester. Und ob ein Theker (der ansonsten einem Fettes-Brot-Video entstiegen sein könnte) mit Lederhose jetzt a la Cocktail (kennt den Film überhaupt noch wer?) Flaschen durch die Gegend wirft, ist mir recht schnuppe. Wobei es schon interessant war, wenn er eine Weizenflasche sich zwecks Aufrütteln der Hefe mal eben durch die Luft schrauben lässt. Schade nur, dass das ganze Ahörnla-Publikum mehr mit sich selbst bzw. miteinander beschäftigt war. So richtig wahrgenommen hat das keiner, denke ich. Oder es ist da so normal, dass es keiner mehr bemerkt.

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Das „Stammbier“ im Ahörnla ist jedenfalls das hauseigene Ahörnla Lager. Gebraut wird das wohl beim Mahr’s in Bamberg, zumindest weisen Facebook-Einträge vom Mahr’s darauf hin. „Doch haben die neuen Eigentümer nach alten Rezepten ein Bier brauen lassen, das dieses Stück Sandgeschichte wieder erlebbar macht.“, weiß die Homepage über das eigene Bier zu berichten. Was wiederum interessant ist, denn beim Ahörnla Lager handelt es sich nach eigenen Aussagen um ein „dunkles Lagerbier mit obergäriger Hefe„. Obergärige Lagerbiere sind hierzulande eher selten. Gemeinhin sind Lagerbiere in Franken untergärig. Das obergärige Mahr’s Lager, das es mal gab, fällt mir spontan als obergäriges Lager ein oder das Distelhäuser Kellerbier. Und dann gibt es noch das Red Castle Brew Rotbier, das ebenfalls obergärig ist.

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Apropos Rotbier: Das Ahörnla Lager will ja auch ein Rotbier sein, sagt die Karte – und hat damit Recht. Der Farbton ist schön kupferbraun und das Bier interessanterweise klar. Ich weiß nicht warum, aber ich hatte ein unfiltriertes Bier erwartet. Schnuppert man dran (was außer mir niemand gemacht hat), riecht man eine Mischung aus Malzaromen, Karamell und Toffee, wie ich finde. Der Antrunk startet malzig, geprägt von leichten Röstaromen, Karamell, einem Hauch von Brot und vielleicht auch ein wenig Nuss. Das geht so weit in Ordnung. Dann lässt der Körper nach, das Bier verliert an Fülle, was bei der Farbe und vor allem für ein Rotbier enttäuscht. Da hatte ich in den letzten Jahren so geile und vollmundige Rotbiere, dass das Ahörnla Lager dahinter abfällt.Eine unterschwellig leichte Süße ist da, aber mir fehlt ein wenig die fruchtige Beerenaromatik und mehr Volumen. Dafür punktet es mit einer feinen Würze und einer ganz dezenten Säure, die ihm steht.  Nur hintennach fand ich es ein wenig „matt“. Nichts ganz Schlechtes, aber für mich auch kein Highlight. Wobei es das Ahörnla Lager da in der Sandstraße zwischen Schlenkerla und Zapfhahn schwer hat. Des Bieres alleine wegen würde es mich nicht mehr ins Ahörnla ziehen. Das Ahörnla im Sand wird das sicher verkraften können. Sie haben es ja bisher auch ganz gut ohne mich geschafft und mit Partys, Musik und Fußballübertragungen ist die Hütte sicher auch so voll genug.