Ich hatte ja gestern einen kleinen „Flashback“. Denn gestern ging ein Rückruf von der Brauerei Spezial in Bamberg raus, weil eine bestimmte Charge Lager und Märzen den Grenzwert für Nitrosamine überschritten hätte. Das war für mich ein Deja-Vu, denn nahezu vor genau drei Jahren hatte ich schon mal über die Nitrosaminbelastung im Bier geschrieben. Damals hatte ich anlässlich eines Rückrufs von Bier der Ettaler Klosterbrauerei darüber geschrieben, dass ich mir die Lust am dunklen Bier (wie dem beschriebenen Hofmann Export aus Hohenschwärz) auch durch solche Nachrichten nicht nehmen lasse. Denn eine erhöhrte Nitrosamin-Belastung entsteht durch eine zu direkte Hitzebelastung beim Mälzen, also eher bei dunklen Malzen. Allerdings – und das muss man im Hinterkopf haben – sind diese Grenzwerte wie z. B. für Nitrosamine im Bier (übrigens 50µg/kg, also 0,000 050g pro Kilo Bier!!!) nicht unbedingt alleine toxikologisch begründet. Beim Bundesamt für Risikobewertung heißt es dazu: „Es ist grundsätzlich die Forderung des gesundheitlichen Verbraucherschutzes, Kontaminanten so weit wie möglich zu minimieren (Minimierungsgebot).“ was gefunden wurde, war also nur mehr als das, was als nicht zu vermeidendes Minimum eh beim Rösten vom Malz sowieso entsteht. Gesundheitlich bedenklich muss das noch nicht sein. Aber da eine noch kleinere Gefahr besser als eine kleine Gefahr ist, legt man (vernünftigerweise) die Messlatte so niedrig wie möglich. Was damals an meiner Lust auf Towast Hawaii, Pizza mit Thunfisch oder schön dunkel gegrilltem Fleisch schon nichts geändert hat. Die wurden nämlich auch vor Jahren schon alle als „Nitrosamin-Bomben“ geoutet.
Daran hat sich bis heute nichts geändert. Auch wenn ich gerne mal „ein Pils zische“ und so zum Trinken nebenher gerne ein Helles habe, so gehört aromatisch meine Liebe den dunklen Bieren. Was man da mit der Mischung verschiedener Malze alles anstellen kann, ist im Vergleich zu hellen Bieren (vor allem bei schwachgehopften Lagern) einfach eine Welt für sich. Und selbst bei Brauereien, die nicht unbedingt zu meinen ausgesprochenen Lieblingen gehören, greife ich lieber zu was Dunklem. Die Kaiser Bräu aus Neuhaus ist so ein Beispiel. Deren Biere gehören jetzt nicht unbedingt zu meinen Lieblingsbieren. Aber wenn, dann würde ich vielleicht das Rauchbier, das Zwickel oder das heutige Landbier empfehlen. Denn dunklere Biere haben einfach mehr Charakter.
Dunkel heißt in diesem Fall dunkelrotbraun. Dass es relativ wenig Kohlensäure hat, ist auch kein großes Problem. Dunkle Biere dürfen behäbiger sein.
Die Nase muss sich nicht unbedingt auf „Extravaganzen“ einstellen. Das Veldensteiner Landbier sagt von vorne weg klipp und klar: „Hallo, ich bin ein Dunkles“. Und Zunge und Gaumen antworten darauf. „Stimmt.“ Damit wäre fast alles gesagt. Es ist dunkelmalzig, schmeckt ein wenig so, wie wenn man in einen Malzsack hineinriecht: getreidig, malzig, ein wenig spelzig … Der Hopfen kommt vielleicht ein wenig als fruchtuge Kopfnote hervor, wenn überhaupt. Nach hintenraus wird es ein wenig holzig trocken. Nicht top, aber auch kein Flopp. Und mit 5,4 % Alkohol ordentlich unterwegs.
Was lernen wir daraus?
1. Ball flach halten. Einen Lebensmittelskandal stellt dieser Rückruf keineswegs dar.
2. Nicht künstlich aufregen.3. Mehr dunkles Bier trinken.
4. Und wenn jetzt Gesundheitsapostel dunkle Biere verteufeln wollen, dann kann man sie freundlich darauf hinweisen, dass schon alleine das saure Milieu der Mundschleimhaut ausreicht, um aus Nitriten Nitrosamine zu bilden. Wenn’s danach geht, darf man fast gar nichts mehr essen und trinken. Prost!
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