Eigentlich ist es schade, dass Bier in der Welt der Wissenschaft keinen besseren Ruf hat. Ich meine jetzt nicht die Naturwissenschaft, denn da ist sicherlich schon nahezu alles um die Hefeaktivität und die einzelnen Aromenkomponenten untersucht. Aber was ist mit den Geistes- und Kulturwissenschaften? Da gibt es rund um das Bier so viele Forschungsdesiderate. Alleine im Bereich der Gender Studies. Bier ist schließlich eine Männerdomäne par excellence – und gleichzeitig bemühen sich immer mehr Brauereien um weibliche Kunden bzw. entdecken Frauen auch durch den Craftbier-Boom Bier für sich. Ganz ohne Männer in Gemeinschaften wie den Barley’s Angels. Dabei war hierzulande, so kann man es immer wieder lesen, Bier bei den Germanen in Frauenhand. Und auch im Mittelalter soll der Braukessel ein wichtiger Teil jeder Mitgift gewesen sein. Dann aber, so liest man es auch immer wieder, wandelt sich das Bild. Mit dem Aufstreben der Klöster und deren Brautätigkeit „übernehmen die Männer“ das Bier und das heutige Bild entsteht.
Entsprechend werden viele Biere auch „maskulin“ benannt. Endungen mit -ator oder -us sind z. B. bei Starkbieren sehr beliebt, wie dem Antonius Starkbier der Brauerei Nothhaft in Marktredwitz. Dieses Starkbier gibt es in einer hellen Variante, die ich schon mal besprochen hatte, und in einer dunklen, über die ich heute schreiben möchte. Die Stammwürze bei dem dunklen Doppelbock liegt laut Homepage jedenfalls über 18 %, der Alkoholgehalt ist mit 7,5 % auch nicht gerade niedrig. Deshalb – und natürlich auch wegen seines Geschmacks – soll das Antonius Dunkel ein „Bier für besondere Momente“ sein.
Und sagen wir es mal so, das dunkle und durchaus auch etwas schwere Antonius Dunkel ist tatsächlich kein Bier für alle Tage.Schon beim Geruch hat man die dunklen Malzaromen in der Nase, dazu auch eine Ahnung vom Alkohol, wie ich finde. Auf der Zunge zeigt sich das Antonius Starkbier dann gleich dunelmalzig. Von Beginn spielen sich bocktypische Süße (vor allem bei dunklen Böcken), Trockenfruchtaromen, Würze und Herbe den Ball immer wieder zu. Aber nirgends verbleibt er so lange, dass man sagen könnte, der Geschmacksbaustein träte jetzt besonders hervor. Im Gegenteil, der Bock bleibt ausgewogen, wenn auch auf schwerem, dunklem Niveau. Süß, aber nicht unangenehm süß. Fruchtig-trocken, aber eben nicht so bitter-trocken wie manches Sout. Dazu Anklänge von Schokolade, Rosinen, Röstaromen, Alkohol … wie gesagt, da ist irgendwie alles drin. Das „Problem“ bleibt das „irgendwie alles drin“. Würde sich das Starkbier für eine Richtung (Süße, Röstbittere etc.) etscheiden, wäre es nicht nur verdammt ordentlich, sondern auch noch ein wenig charaktervoller. Aber da hat sicher jeder – egal ob Männlein oder Weiblein – einen anderen Geschmack.
Was mich zurück zur Sache mit dem Bier und den Geschlechtern bringt. Warum das Starkbier der Brauerei Nothhaft aus Marktredwitz jetzt den Namen Antonius trägt (und damit irgendwie dem heiligen Antonius „geweiht“ zu sein scheint), kann ich nicht sagen. Sein Gedenktag am 13. Juni liegt nicht gerade in der Starkbierzeit. Da aber heute, am 6. Mai, rein zufällig der Gedenktag der heiligen Antonia von Cirta ist, dachte ich mir, das Bier würde heute irgendwie gut passen. Schließlich steht sie als Frau und Heilige auch immer rgendwie als Namenspatronin im Schatten ihres „übermächtigen Namensvetters“ Antonius.
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