Eigentlich mache ich mir ja nicht viel aus Halloween. Dabei habe ich nichts gegen’s Kostümieren. Zum Faschingszug in Bamberg gehe ich seit Jahren als bierseliger Mönch, aber die Horden „marodierender Jugendlicher“, die durch die Nachbarschaft ziehen und einem alles mögliche „Saure“ androhen, wenn man sie nicht mit „Süßem“ besänftigt …??? Naja, Hauptsache, die Kinder haben ihren Spaß und sind für ein paar Minuten aus dem Haus!
Außerdem muss das ganze Haus noch kürbisgruselig dekoriert werden. Und dann noch das ganze Halloween-Grusel-Essen. Würstchenfinger, Augenbowle, … Ich will ja jetzt nicht über amerikanischen (Un-)Kulturimperialismus schimpfen, aber manchmal habe ich das Gefühl, ein jeder drehe durch. Da kann ich mich dann auch nicht mehr ausklinken. Aber welches Bier präsentiere ich zu Halloween?
Wie gut, dass mir David Hertl von der Braumanufaktur Hertl vor einiger Zeit mal eine Flasche seines Winzer’s Albtraum mitgegeben hatte. Dabei handelt es sich um ein obergäriges Schwarzbier mit Erdbeeren. Also eher Süßes. Das passt doch, nicht nur wegen des Namens. Wobei ich mir nicht genau sagen kann, warum dieses Bier ein Albtraum für Winzer sein sollte.
Von den Daten her sieht dieser „Erdbeer Stout“ schon mal interessant aus: Gersten-, Karamell- und Röstmalz + Erdbeeren aus der Region, als Hopfen Willamette und mit Champagnerhefe vergoren? Das ist für uns Franken nicht nur ungewöhnlich, das ist schon „out of space“. Oder für Traditionalisten gruselig. Dazu kommen 7,2 % und eine 3,75l Mini-Champagnerflasche. Die ist übrigens mit einem Weinkorken verkorkt und nochmal mit Siegellack überzogen! Das macht schon wa her. Das ist was für den stillen Moment zu zweit und nicht für den kleinen Durst zwischendurch.
Das Bier selbst ist ordentlich dunkel, ein Stout eben. In der Nase wirkt es ein wenig alkoholisch und eben süß. Süßlich-fruchtig und ordentlich malzig ist auch der Geschmack. Deutlich kommt auch der Alkohol durch, aber – und das muss man bei dunklen Bieren immer betonen – das Bier wirkt nicht schwer. Schön sind auch die dunklen Aromen, das Karamell und die Röstnoten. Auf der Soll-Seite steht dagegen, dass es ein wenig spritziger sein könnte und das die Erdbeeren deutlicher herauskommen könnten. Allerdings haben wir die Flasche tatsächlich erst im Oktober aufgemacht. Unser Fehler, wahrscheinlich hätten wir es frischer trinken müssen. Und die 7,2 % sind schon ein Wort. Zusammen mit der Champagnerhefe gibt das ein interessantes Aroma. Für ein Bier sehr interessant. „Bier“ darf man dieses Bier übrigens auch nicht nennen, denn für Brauerbünde sind solche Biere ja eher der Albtraum. Also eher weniger „Des Winzer’s“ als „Des Brauerbunds Albtraum“. Aber so kann kein deutscher Brauer sein Bier nennen. Nicht mal zu Halloween.
Ein wenig albtraumhaft ist an diesem Bier dann doch auch für mich etwas – zumindest aus Sicht des Germanisten. Mit dem Apostroph im Genitiv „Winzer’s“ habe ich nämlich so meine Probleme. Den sieht die deutsche Grammatik nicht vor. Der ist aus dem Englischen „eingewandert“. Wie der ganze Halloween-Zirkus. Ich sag’s doch.
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