Dass es Brauereien gibt, die ich – wie man so schön sagt – so gar nicht auf dem Schirm habe, hatte ich ja schon anfangs der Woche geschrieben. Aber dass es von Brauereien, die ich sehr wohl auf besagtem Schirm habe und deren Biere ich immer wieder gerne und zugegebenermaßen oft trinke, Biersorten gibt, von deren Existenz ich nahezu nichts ahnte … Ich meine, wie kann das sein? Darf einem sowas passieren?
Die Held Bräu in Oberailsfeld braut da zum Beispiel ein Pils. Dass wäre so weit nichts Außergewöhnliches. Und trotzdem ist mir dieses Pils bisher vollkommen entgangen – und das, wo das sehr leckere dunkle Bauernbier und das legendär süffige Held Hell zu meinen Lieblingsbieren zählen. Das Held Hell war sogar mein Bier des Tages Nummer 6! Die beiden Sorten stehen auch überall dort, wo ich normalerweise Bier einkaufe, einträchtig nebeneinander herum. Auch vom Weizen und dem Weizenbock Hollerbusch hatte ich schon gehört und beide natürlich auch schon lobend beschrieben. Selbst das Festbier, das es eigentlich nur zur Weihnachtszeit gibt, hatte ich beim letzten Nürnberger Bierfest schon in der Hand – nur eben in Hinblick auf die Jahreszeit noch nicht beschrieben.
Und nun ist mir von eben jener Brauerei das Pils bisher entgangen sein? Kaum zu glauben, aber es ist so. Jedenfalls stand ich da neulich in einem Getränkemarkt und habe mir eins zum Testen mitgenommen. Als ich die Flasche meinem Mittester für diese Testrunde zeigte, reagierte der ähnlich wie ich: „Wie? Vom Held gibt’s ein Pils???“ Tja, gibt es! Und was für eines! Also vielleicht bin ich da auch voreingenommen, weil ich die Held Biere ja mag, wie ich eingangs schon erwähnt hatte. Aber das hier ist ein typisches „fränkisches Pils“. Farblich golden mit schönem Schaum, wie man es von jedem Pils gewohnt ist. Auch die 4,9 % sind sozusagen „artgerecht“. Aber dann kommt der Antrunk in den sich von Anfang an das Malz körperreich einmischt. Also körperreicher, als es das bei einem schlank gehaltenen Pils sein sollte. Dazu kommt ein grasig-getreidiges Hopfenaroma, das durchaus auch ein wenig fruchtig ist, insgesamt aber für ein Pils zu wenig dominant wäre. Und auch in Sachen Bittere könnte man – wiederum für ein Pilsner – eine deutliche Schippe mehr auflegen. Zumindest empfanden wir es so.Und das mag am Ende auch der Grund sein, warum das Held Pils so sehr im Schatten der anderen Sorten „verschwindet“: Es gibt einfach „deutlichere“ Pilsner! Als Pils bleibt das Held Pils ein wenig farblos.
Allerdings empfanden mein Mittester unbd ich noch etwas: Das Bier war süffig! Nun bin ich ja der einen oder anderen Hopfen-Orgie mittlerweile nicht unbedingt „unhold“, aber mein Herz schlägt immer noch am meisten für die einfachen fränkischen Landbiere. Die dürfen dann auch mal Ecken und Kanten haben und müssen nicht unbedingt zu 100 % vorgegebene Sortenkriterien erfüllen, solange sie eben nur süffig und sypathisch sind. Und das war das Held Pils durchaus.
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