Mit Jubiläumsbieren wie dem heutigen Jubiläumsbier 1883 der Martinsbräu aus Marktheidenfeld ist es ja so eine Sache. Die bespricht man am besten tagesaktuell, zumindest aber jahresaktuell. Dass aber die Marktheidenfelder Martinsbräu im letzten Jahr ihr 130-jähriges Jubiläum gefeiert hat, muss irgendwie an mir vorbeigegangen sein. Da muss ich besser aufpassen! Andererseits: Wie soll man bei um die 275 Brauereien in Ober-, Mittel- und Unterfranken (plus denen in Tauber- und Hohenlohefranken) den Überblick über JEDE Neuheit usw. behalten?

Martinsbräu 1883

Nun, das Martinsbräu 1883 gibt es 2014 sicher auch noch, also ist es ja eigentlich egal, dass ich mit dem Test ein wenig zu spät bin. Das Jubiläumsbier ist bernstein-ockerfarben und sprudelt richtig vor Hefe und ist vor allem leicht trüb! Noch so eine Geschichte, die mir in den letzten Jahren immer häufiger auffällt: Jubiläumsbiere kommen gerne „naturtrüb“ daher. Ich erinnere da mal an das 1013 Jubiläumsbier der Brauerei Sonne aus Bischberg oder das Jubiläumsbier der Brauerei Wagner aus Merkendorf. Man versucht Biere wieder eher so zu brauen, wie es anno dazumal gewesen sein könnte. Mir soll es recht sein. Unfiltrierte Biere haben in der Regel mehr „Seele“. Und die neunhundertirgendwaste Auflage eine blankfiltrierten Märzens muss man nicht unbedingt auf den Markt werfen.
Dementsprechend hatte ich mich auf den Test des Martinsbräu 1883 mit seinen 5,4 % gefreut, als es mir in einem unterfränkischen Getränkemarkt aufgefallen war. Allerdings muss ich sagen, dass dieses „charaktervolle Spezialbier mit malzblumigem Aroma“ – so die Homepage – nicht ganz so zusagt. Es riecht schon ein wenig „kantig“. Zumindest finde ich das so. Dieses Zusammenspiel aus Malz und Hopfen ist einfach nicht so ganz mein Fall. Irgendwie wirkt das ein wenig „gemüsig“ auf mich, was übrigens auch ein Tester auf ratebeer.com findet.
Geschmacklich ist es jedenfalls „charaktervoll“. Das ist erst mal positiv zu bewerten, auch wenn ein eigener Charakter bedeutet, dass es nicht jedem im gleichen Maße mundet. Der Anfang ist süßlich, fruchtig-hefig. Dann setzt das Hopfenaroma ein, verbindet sich mit Stroh- und Malznoten, wird getreidig-trocken. Wobei im Nachhall auch wieder ein wenig Süße dazukommt. Für den Sommer mag das ein spritzig-fruchtig-säuerliches Bier sein. Da kann man sich „eintrinken“, dann läuft es besser. Jetzt, im Winter macht es mich nicht so an. Zumal ich auch im Geschmack so eine „gemüsige“ Note zu schmecker vermeine. Vielleicht täuscht mich das auch. Jedenfalls haben mir andere Martinsbräu-Biere wesentlich besser geschmeckt. Aber wie gesagt: Wenn Biere caharaktervoll sind, dann scheidens ich auch mal die Geister an ihnen. Und nach jedermanns Geschmack zu brauen hieße im Endeffekt, langweiliges Bier zu machen. Und das sollte keine Brauerei. Dann sind mir die lieber, die auch mal was brauen, was mir vielleicht nicht so zusagt. Also liebe Martinsbräu, macht euch nichts draus. Wenn es bei euren Kunden ankommt, habt ihr alles richtig gemacht!